60 Polizisten umstellten "Sekten-Hof"

60 Polizisten waren auf einem Bauernhof in Hollenbach, Bezirk Waidhofen/Thaya, im Einsatz.
Eine Organisation will Österreich nicht als Staat anerkennen, Staatsanwaltschaft ermittelt.

Ein spektakulärer Polizeieinsatz schreckte Montagfrüh die Bewohner der kleinen Waldviertler Ortschaft Hollenbach im Bezirk Waidhofen/Thaya auf: Rund 40 Einsatzkräfte umstellten einen Bauernhof und überprüften die Personalien von rund 200 Personen, 40 sollen fest genommen worden sein. Hintergrund: Eine als sektenähnlich beschriebene Organisation hatte im Internet angekündigt, einen „Prozess“ gegen eine Rechtsanwältin zu führen und das eigene Recht sprechen zu lassen. Die Juristin steht unter Polizeischutz.

Polizei und Staatsanwaltschaft hielten sich am Montag bedeckt. Seit etwa zwei Wochen hält sich eine größere Zahl von Personen auf dem Hof auf. Sie dürften zu einer Organisation namens „One People’s Public Trust“ (OPPT) gehören und unterstützen anscheinend eine auf dem Hof lebende, besachwaltete Frau gegen die Sachwalterin, eine Waldviertler Rechtsanwältin.

"Gerichtsverhandlung"

Die Gruppe hatte im Internet ein „Wiesenfest“ und gemeinsam damit die so genannte „Gerichtsverhandlung“ gegen die Sachwalterin angekündigt. Die Bezirkshauptmannschaft untersagte daraufhin die Veranstaltung. Bei einer Amtshandlung vor drei Tagen dürften die OPPT-Mitglieder den Beamten ihre Weltsicht erklärt haben, wonach sie den Staat nicht als Autorität anerkennen. „Der Staat Österreich ist eine Firma“, steht beispielsweise auf einem der Transparente, die die Menschen aufgestellt haben. Deshalb dürften die Betroffenen auch keine gültigen Papiere bei sich tragen.

Verfassungsschützer Roland Scherscher bezeichnet die Situation vor Ort als undurchsichtig. „Das ist eine neue Bewegung zumindest in Niederösterreich, die man noch nicht einstufen kann. Jedenfalls erkennen sie keine staatliche Organisation an, die Mitglieder sehen sich als ‘souverän‘“, sagt er.

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