Kreative Kunst aus Körpern
Innerhalb weniger Stunden kann sie Menschen in eine Schnecke, einen Piraten oder in ein Gemälde von Salvador Dalí verwandeln. Die 36-jährige Nadja Hluchovsky ist professionelle Bodypainterin – 2012 wurde sie sogar zur besten Gesichtsbemalerin der Welt gekürt. Ein Porträt der kreativen Wienerin.
Doch wie wird man Bodypainterin? "Ich wollte immer schon etwas Kreatives machen", erwidert Hluchovsky. "Als ich ein Kind war, haben mir meine Eltern Buntstifte und Papier geben. Dann war ich stundenlang ins Zeichnen vertieft."
Im Jahr 2004 belegte sie ihren ersten Visagisten-Kurs. Als sie kurz darauf versuchsweise das erste Bodypainting an einer Freundin malte, wurde ihr klar: "Das will ich machen."
Um ihren Traum zu verwirklichen, arbeitete sie hart: Sie belegte spezielle Kurse, experimentierte mit neuen Techniken und verfeinerte ihren Stil. Zuhause hat sie ein eigenes Atelier, in dem sie Stunde um Stunde malt. Ihr neuestes Projekt nennt sich "Lebende Kunst": "Ich übertrage Malstile und Werke bekannter Künstler auf die Gesichter meiner Modelle. Sie verwandeln sich so in lebende Gemälde." Außerdem schminkt sie Frauen und Männer für Hochzeiten, Bälle oder Fotoshootings.
Farben spielen in allen Bereichen ihres Lebens eine Rolle. "Eine sterile Männerwohnung, ganz ohne Pflanzen und Farben? Das könnte ich mir nicht vorstellen", scherzt sie. "Bei mir zu Hause ist jeder Raum anders dekoriert." Ihr Esszimmer gleiche einem Piratenschiff, ein großes Fliesenmosaik ziere das Badezimmer. "Und am Gang hängen 300 Fotos", fügt sie hinzu.
Tätowierungen
Auch ihr Körperschmuck symbolisiert ihre Liebe zur Kunst: Viele farbenfrohe Tattoos zieren ihren Körper – und alle haben eine Bedeutung. "Diese Frau steht für meine Oma", sagt sie, und zeigt auf eine ihrer Tätowierungen. "Weil sie immer an mich geglaubt hat."
Aufgrund ihres Äußeren würden sie Menschen zuweilen falsch einschätzen: "Ein älterer Herr hat mich einmal gefragt, ob ich im Gefängnis war", sagt sie und lacht. "Dabei sehe ich so aus, weil es mir gefällt. Nicht weil ich auffallen möchte." Vielmehr sei sie schüchtern und zurückhaltend, erzählt Hluchovsky. "Ich rauche und trinke nicht einmal." Ob dahinter eine bestimmte Überzeugung stehe? "Nein, aber ich habe mir meine Ausbildung finanziert, indem ich einige Jahre als Kellnerin gearbeitet habe", erwidert sie. "Die Lokale waren verraucht, und es war abschreckend zu sehen, wie sich Menschen auf Alkohol verändern."
Bei ihrer großen Begeisterung zum Farbenfrohen: Hat man da noch eine Lieblingsfarbe? "Oh ja, nämlich Blau. Es ist wunderschön und beruhigend", meint Hluchovsky. Die Wienerin kann sich jedenfalls keinen anderen Beruf vorstellen. Täglich vor dem PC sitzen? Das wäre "eine Horrorvorstellung", sagt sie und lacht. "Ich gebe etwas Positives weiter. Manchen verleiht meine Arbeit mehr Selbstwertgefühl. Anderen eine Freude machen: Das ist doch schön."www.lebendekunst.at
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