Kammer verteidigt Ärztestreik

In Wien werden die Ärzte durch die City ziehen
Versorgung während des Aktionstags ist dennoch gesichert

Auch der Brief, den Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) und Finanzminister Hans-Jörg Schelling (ÖVP) in letzter Minute an 22.000 Ärzte geschickt hat, kann den für heute, Mittwoch, geplanten Ärztestreik in Wien, Kärnten und dem Burgenland nicht mehr verhindern. Im Gegenteil: Am Dienstag bekräftigte Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger die Kritik an der geplanten Gesundheitsreform. "Es war immer unsere Meinung, dass Österreich ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem hat und dass es überhaupt keine Notwendigkeit gibt, ein neues System zu etablieren."

Gruppenpraxen

Wie berichtet, sieht die Reform, die heute den Nationalrat passieren soll, eine Reduktion des Anstiegs der Gesundheitsausgaben vor, weiters soll der Ausbau von Versorgungszentren forciert werden. "Wir wollen Gruppenpraxen, aber wir wollen freie Gruppenpraxen", sagt Wechselberger. Er sieht mit den jüngsten Vereinbarungen die Ärztevertreter entmachtet, während die Kassen auf Augenhöhe mit Bund und Ländern gehoben wurden. "Wir brauchen die Stimme der Ärztekammer in der Planung, wir brauchen nicht die Dominanz der Sozialversicherungen in diesem Bereich", betont der Kammerchef.

Aus Protest gegen die Reform wird heute der Großteil der praktischen Ärzte in den drei Bundesländern ihre Ordinationen zusperren. In Kärnten wird nahezu flächendeckend gestreikt: 90 Prozent der insgesamt 250 niedergelassenen Allgemeinmediziner haben heute geschlossen oder, wie es die Ärztekammer bezeichnet, "keinen Routinebetrieb". Dem schließen sich auch "zahlreiche Fachärzte" an, wie Kammerchef Josef Hubert betont.

Doch die Mediziner sind auch bemüht, besorgte Patienten zu beruhigen. "Für Notfälle ist vorgesorgt", versichert Huber. Diese "Vorsorge" stellen die Kärntner Spitalsambulanzen, die notfalls Personal umschichten können. Im notärztlichen Bereitschaftsdienst ist ebenfalls mehr Personal als üblich.

Unterstützung

Wiener, Kärntner und Burgenländische Mediziner bekommen von ihren Kollegen aus anderen Bundesländern breite Unterstützung. Herwig Linder, steirischer Kammer-Chef, tritt ebenfalls gegen den "massiven Schritt zur Vernichtung des österreichischen Gesundheitssystems" auf und betont, "noch" hätten die steirischen Ordinationen geöffnet.

Seine oberösterreichischen Kollegen drohen mit einem eigenen Streik im Februar. Dass man sich dem heutigen Streik nicht angeschlossen habe, sei auf Oberösterreichs Größe zurück- zuführen, hieß es: Kurienobmann Thomas Fiedler betonte, in einem so großen Bundesland sei das nicht so rasch zu organisieren.

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