Traditions-Biermarke wandert ab: Villacher haben Schaum vorm Mund

Traditions-Biermarke wandert ab: Villacher haben Schaum vorm Mund
Die Stadtpolitik will Villacher Bier das Stadtwappen im Logo aberkennen. Immer mehr Wirte wenden sich jetzt schon ab.

Wer darf das nachweislich älteste Stadtwappen Österreichs - jenes der Stadt Villach - verwenden?

Um diese Frage geht es am Freitag, wenn ab 15 Uhr der Villacher Gemeinderat zusammenkommt. Oder vielmehr darum: Wer das Stadtwappen nicht mehr verwenden darf.

Denn laut der Stadt-ÖVP hat Villacher Bier dieses Recht wegen "unwürdigen Verhaltens" verwirkt.

  • Wie dies argumentiert wird
  • Und wie die Wirte darauf nun reagieren

Lesen Sie im Folgenden.

Auslöser für die bierige Verstimmung in der Draustadt war die Entscheidung der Brau Union  - die zu Heineken gehört und vor rund zehn Jahren die Vereinigten Kärntner Brauereien übernommen hat, zu denen wiederum Villacher Bier gehört - die Produktion des Kärntner Bieres ausgerechnet in die Steiermark zu verlagern. 

In Villach selbst sollen künftig "nur" mehr 7.000 Hektoliter "Bierspezialitäten“ gebraut werden. Das klassische Villacher Märzen zählt nicht dazu und wird künftig somit aus Puntigam stammen.

Unwürdiges Verhalten

Ergo: Ein Kärntner Bier mit steirischem Wasser sei nicht des Stadtwappens würdig, wie ÖVP-Stadtgemeinderat Christian Pober im KURIER-Gespräch erneut bestätigt. Denn noch scheint der Antrag der ÖVP über die geplante Aberkennung nicht in der Tagesordnung der Sitzung auf.

"Diesen Antrag werde ich aber am Freitag wie geplant einbringen. Wir brauchen eine Zwei-Drittel-Mehrheit, dann ist die Aberkennung durch." 

Geregelt sei dies im Stadtrecht in Paragraf 18. Pober ist von der Aussicht auf Erfolg überzeugt. Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) stand dieser Entscheidung hingegen zuletzt eher kritisch gegenüber.

Schaden für Marke

Für Villacher Bier wäre es jedenfalls ein herber Verlust, sollte man wirklich gezwungen werden, den schwarzen Adlerfuß mit gespreizter Kralle (der das Stadtwappen ziert) zu entfernen. Ein Schaden für die Marke könnte wohl kaum abgewendet werden.

Und ist wohl bereits entstanden, denn immer mehr Wirte wenden sich bewusst von Villacher Bier ab. "Ja, wir können diese Entwicklung bestätigen", erklärt Wirtesprecher Stefan Sternad im KURIER-Gespräch.

Traditions-Biermarke wandert ab: Villacher haben Schaum vorm Mund

Einerseits würden die Gastronomen nun auf Hirter Bier, andererseits auf Mikro-Brauereien setzen.

Emotionale Bindung verloren

"Die emotionale Bindung an Villacher Bier ist durch die Verlagerung der Produktion bei vielen verschwunden. Und das Thema wird eben nicht nüchtern, sondern hochemotional diskutiert", sagt Sternad.

Biererlebniswelt

Die Brau Union mit ihren 14 Biermarken und über fünf Millionen Hektoliter Bierabsatz jährlich in Österreich will am Standort Villach übrigens bis zum Jahr 2026 eine eigene Biererlebniswelt samt Veranstaltungsbereich errichten. Investitionssumme: rund vier Millionen Euro. 

Für alle Villacher-Fans zum Schluss noch eine gute Nachricht: Am 79. Villacher Kirchtag, der heuer ab 28. Juli stattfindet, muss niemand auf Villacher Bier - gebraut aus reinem Kärntner Wasser - verzichten. 

Für das größte Brauchtumsfest des Landes wird eine Menge von 1.500 Hektoliter Bier benötigt. Dies wurde vonseiten der Brau Union zugesichert. 

Ebenso wie: Dass das Villacher Bier auch wirklich aus Villach kommt. Das war eine der Grundbedingungen des Kirchtagsbeirates, um die bierige Partnerschaft auch heuer einzugehen. 

Erinnerungen an Piestinger Bier

Wem diese Bedenken überzogen scheinen, der sei an das Jahr 2012 erinnert: Damals kauften die Vereinigten Kärntner Brauereien AG, ergo Villacher Bier, die Piestinger Privatbrauerei im südlichen Niederösterreich - und verlagerte die Produktion nach Kärnten.

Die Reaktion der Niederösterreicher? Das Bier habe danach ganz anders geschmeckt.

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