Wenn es nach der ÖVP geht: Dieses Bier soll sein Logo ändern
Wer glaubt, dass es hier „nur“ um einen schwarzen Adlerfuß mit gespreizten Krallen geht, hat weit gefehlt.
Dieser findet sich auf dem Stadtwappen von Villach – das nachweislich älteste Österreichs. Und er findet sich auf dem Logo von Villacher Bier – seit dem Jahre 1900.
Nur, ob er dort auch noch nach dem 5. Juli prangen wird, ist derzeit heftig umstritten.
Denn die Kärntner Bierseele schäumt, seitdem bekannt geworden ist, dass die Brau Union, die zu Heineken gehört und vor rund zehn Jahren die Vereinigten Kärntner Brauereien übernommen hat, zu denen wiederum Villacher Bier gehört, die Produktion des Kärntner Bieres ausgerechnet in die Steiermark verlagert.
7.000 Hektoliter Bierspezialitäten
28 von 40 Stellen werden, wie berichtet, abgebaut. In Villach selbst sollen künftig nur mehr 7.000 Hektoliter „Bierspezialitäten“ gebraut werden. Das klassische Villacher Märzen stammt künftig aber aus Puntigam.
Politisches Bier
Und so ein Kärntner Bier, gebraut mit steirischem Wasser, kann im Süden schon zum Politikum werden. Wie die Kleine Zeitung zunächst berichtete, will die ÖVP Villach deswegen am 5. Juli im Gemeinderat einen Antrag über Aberkennung des Stadtwappens für Villacher Bier stellen.
Das bekräftigt auch ÖVP-Stadtgemeinderat Christian Pober im KURIER-Gespräch: „Das Ganze ist im Stadtrecht in Paragraf 18 geregelt. Wir brauchen eine Zwei-Drittel-Mehrheit, dann kann der Brau Union das Stadtwappen aberkannt werden, da sie sich unwürdig verhalten hat.“
Unwürdiges Verhalten
Wer als Betrieb eine Stadt im Stich lasse, der würde sich wohl mehr als unwürdig verhalten, befindet die ÖVP. Die bis zum Gemeinderat nun auch eine Unterschriftenliste für ihr Vorhaben auflegen will.
Glücklich über den Abzug der Brau Union aus Villach, ist auch Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) nicht. Eine Aberkennung des Stadtwappens geht ihm dann aber doch zu weit. „Zorn und Unverständnis für die falschen Handlungen der Brau Union sind durchaus berechtigt, aber das kann uns nicht zur Willkür veranlassen“, hält das Stadtoberhaupt fest.
Sprich: Nein, eine Aberkennung des Stadtwappens für das Bier, egal ob mit Kärntner oder Steirer Wasser gebraut, wolle er nicht. „Weil es rechtlich gar nicht möglich ist“, sagt Albel.
Aberkennung juristisch gedeckt?
Die Brau Union würde schließlich weiter in die Stadt investieren, Stichwort Brauerlebniswelt, die bis 2026 entstehen soll. „Und die ganzen Vereine, die gesponsert werden.“ Ob eine Aberkennung des Stadtwappens, so sie den Gemeinderat passiert, möglich ist, werden am Ende Juristen entscheiden.
Die Brau Union
setzt in Österreich über fünf Millionen Hektoliter Bier pro Jahr ab. Zu ihr zählen 14 Biermarken, wie etwa Gösser, Schwechater, Edelweiß, Zipfer, Puntigamer, Wieselburger, Kaiser, Schladminger oder Fohrenburger. Seit dem Jahr 2003 ist die Brau Union Teil von Heineken. Die Brau Union dominiert dabei mit gut 60 Prozent den heimischen Biermarkt
Auf der anderen Seite
stehen in Österreich Brauereien wie Stiegl, Egger, Ottakringer, Hirter, Mohren oder Schloss Eggenberg.
Das Schicksal
von Villacher Bier ist übrigens kein Einzelfall. Der Journalist Conrad Seidl, in Österreich auch als „Bierpapst“ bekannt, zog erst kürzlich im Nachrichtenmagazin „Profil“ einen Vergleich von Villacher Bier mit jenem in Kaltenhausen: „Offenbar will man in Villach ähnlich vorgehen, wie schon vor zehn Jahren in Hallein: Da wurde die Großbrauerei in Kaltenhausen geschlossen und die Produktion im Wesentlichen nach Zipf verlegt – dafür wurde in Kaltenhausen eine Spezialitätenproduktion aufgezogen.“
Zukunft
Auch am Standort Villach soll auf künftig bei Villacher Bier auf Bierspezialitäten gesetzt werden. Dazu soll eine Biererlebniswelt und ein Veranstaltungsbereich entstehen. Investitionssumme: rund vier Millionen Euro. Geplante Fertigstellung:
Anfang 2026
Was sie für die Marke Villacher Bier selbst bedeuten würde, kann man sich nur schwer vorstellen. Vonseiten der Brau Union gab es auf KURIER-Anfrage keine Stellungnahme. Im Biersortiment sei Villacher Bier allerdings das einzige mit Stadtwappen im Logo, teilte man schließlich mit.
Doch selbst dem Laien dürfte klar sein, dass ein völlig verändertes Etikett für den Markenwert jedes Bieres verheerende Folgen hätte. Ganz zu schweigen davon, wie die Konsumente darauf reagieren würden.
Apropos: Was sagen eigentlich die Villacher zu dem Streit? Werden Sie „ihr“ Bier weiter trinken? „A echter Villacher, der trinkt ka Kärntner Bier, in dem steirisches Wasser drinnen ist“, sagt ein Passant knapp.
Es geht eben um viel mehr als nur um einen Adlerfuß.
Kommentare