Wut und Trauer liegen an diesem Tag eng beieinander in der siebtgrößten Stadt Österreichs. Dichter Hochnebel hängt am Tag nach dem Attentat über Villach, passend zur gedämpften, wenn nicht gespenstischen Stimmung.
Bedrückend
Am Tatort an der Ecke Hauptplatz/Gergerstraße, eigentlich einer der belebtesten Orte in Villach, wurden Absperrgitter aufgestellt. Autos fahren langsam an der Szenerie vorbei, die farbenfrohen Fassaden bilden einen Kontrast zur niedergeschlagenen Stimmung. Die bunten Faschingsfahnen an der Draubrücke wurden abgenommen, nur eine einzelne schwarze Fahne weht im Wind. Ein älterer Mann schnäuzt sich in sein Taschentuch, Tränen laufen ihm über das Gesicht. Szenen wie diese sind in Villach am Sonntag allgegenwärtig.
Gleich um die Ecke packen Tatortermittler schweigend ihr Equipment zusammen. Auch sie können sich dem Eindruck der andächtigen und bedrückten Stimmung vor Ort nicht entziehen. Immer wieder kommen einzelne Personen oder Gruppen, um Kerzen anzuzünden und Blumen niederzulegen. Im Gedenken an jenen 14-Jährigen, der am Samstag Opfer eines 23-jährigen IS-Sympathisanten wurde. Die Wortmeldungen und Meinungen der Passanten gehen zum Teil weit auseinander.
Franz Kircher, der aus einer der umliegenden Gemeinden gekommen ist, um seine Anteilnahme auszudrücken, gibt der „verfehlten Flüchtlings- und Migrationspolitik“ die Schuld an der Tragödie: „Mehr will ich gar nicht dazu sagen“, meint der Pensionist mit einer gehörigen Portion Ärger in seiner Stimme. Gleich neben ihm steht Erich Truppe. „Von der Politik kann man sich keine kurzfristigen Lösungen erwarten. Jetzt geht es einmal darum, zu trauern und die Ereignisse zu verarbeiten.“
Unzufriedenheit
Eine Sache zieht sich wie ein roter Faden durch das Stimmungsbild der Villacher Bevölkerung: Unzufriedenheit mit der Politik. Und Entsetzen darüber, dass so eine Wahnsinnstat in einer kleinen, beschaulichen Stadt wie Villach passieren kann.
Auch beim Würstelstand am Ufer der Drau, keine 50 Meter vom Tatort entfernt, gibt es nur ein Thema. Auf einer Tafel steht zwar „Lei Lei“, zum Lachen ist hier aber niemandem zumute. „Das wurmt mich schon alles. Dass so etwas passiert, bei uns, in so einer schönen Stadt. Und die Opfer, alle so jung“, sagt Martin Purgstall. Am Tatort werden bis in den späten Nachmittag hinein weiter Blumen abgelegt. Am Nachmittag sind auch viele Jugendliche vor Ort. Viele von ihnen dürften die Opfer gekannt haben. Denn in Villach mit seinen 65.000 Einwohnern kennt man sich. Umso tiefer sitzt die Betroffenheit. „Sinnlose Gewalt, sinnloser Hass“, schüttelt Traude Hirner den Kopf.
Wie geht es jetzt weiter? Für kommende Woche ist ein Trauerzug in der Draustadt geplant. Bürgermeister Albel appellierte an die Bevölkerung: „Wir dürfen uns den Zusammenhalt von Verbrechern nicht nehmen lassen.“