Nach Anschlag in Villach: Trauerkundgebung in Klagenfurt

Nach Anschlag in Villach: Trauerkundgebung in Klagenfurt
U-Haft für 23-jährigen Syrer beantragt. Behörde leitet Verfahren ein, um Asylstatus abzuerkennen. Keine Hinweise auf Mitwisser. TV-Aufzeichnung des "Villacher Faschings" findet statt.

Das Messerattentat in Villach erschüttert auch nach zwei Tagen weiterhin die Öffentlichkeit. In jener Schule, die das junge Todesopfer besuchte, stehen am Montag Helferinnen und Helfer des Kriseninterventionszentrum bereit, um Schülerinnen und Schülern beiseite zu stehen.

Für Betroffenheit sorgte das Attentat aber auch in der Landeshauptstadt Klagenfurt. Dort wurde kurzfristig zu einer Trauer-Kundgebung geladen. Rund 200 Personen sind dem Aufruf gefolgt und entzünden Kerzen.

Personen zünden Kerzen auf einem Gehsteig an

Die Trauerkundgebung in Klagenfurt

Der mutmaßliche Täter, ein 23-jähriger Syrer, soll laut Polizei islamistischen Hintergrund haben und sich binnen weniger Monate über TikTok radikalisiert haben. Bei einer ersten, oberflächliche Sichtung seines Handys fand sich Propagandamaterial der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS). Der Syrer hatte auch ein Video mit einer "Beitrittserklärung" zum IS aufgenommen und am Gerät abgespeichert, aber nicht abgeschickt. Nach APA-Informationen sah sein Tatplan vor, so lange auf Menschen einzustechen, bis er von der Polizei erschossen wurde. Danach - so sein Vorhaben - sollte die Polizei das Video weiterleiten. 

Wollte "Männer im wehrfähigen Alter" töten

Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat indes am Montag die Untersuchungshaft für den Verdächtigen beantragt. Der Mann wurde zu Mittag von Villach in die Justizanstalt Klagenfurt überstellt. Der Mann gilt nach aktuellem Ermittlungsstand als Einzeltäter. Seine Absicht war es, "Männer im wehrfähigen Alter" zu töten, wie er nach APA-Informationen nach seiner Festnahme angab. 

Hinweise auf mögliche Mitwisser liegen gegenwärtig nicht vor.

Drei Schwerverletzte werden nach wie vor auf der Intensivstation behandelt, ihr Zustand ist stabil, teilte der Krankenhausbetreiber Kabeg mit.

Zum Tathergang selbst gab es vorerst wenig neue Erkenntnisse, nur soviel: Das Klappmesser, mit dem der 23-Jährige auf die Passanten in der Villacher Innenstadt einstach, soll er laut Salzburger Nachrichten erst drei Tage zuvor gekauft haben.

Montagnachmittag wurden einige Details aus dem Leben des Verdächtigen bekannt. Demnach kam er 2020 nach Österreich und suchte um Asyl an: Als Begründung gab der damals 18-Jährige an, er wollte in Syrien nicht zum Militärdienst eingezogen werden.

Asylstatus soll aberkannt werden

Hier bekam er laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) im Jänner 2021 Asyl-Status zugestanden. Nach dem Anschlag soll er das Aufenthaltsrecht verlieren: Es wurde ein Aberkennungsverfahren eingeleitet, hieß es Montagnachmittag.

Was passiert mit dem "Villacher Fasching"?

Hinterfragt wurde am Montag außerdem, ob das Programm des "Villacher Faschings" angesichts des Anschlags und einer von der Stadt verhängten Trauerwoche wie gewohnt über die Bühnen gehen soll. Die Entscheidung darüber wurde vorerst vertagt, fix ist jedoch, dass die TV-Aufzeichnungen gemacht werden, allerdings ohne die übliche Politikerpräsenz.

Ob der Faschingsumzug stattfindet, war Montagmittag noch offen. Seine Route würde im Fall der Durchführung jedenfalls geändert, der Umzug führte sonst direkt an jener Stelle vorbei, an der es Samstagnachmittag zu dem Attentat kam.

  • Die Stadt Villach lädt am Dienstag, 18. Februar, zu einem Gedenkmarsch, Beginn ist um 18 Uhr vor dem Café Bernold. an dem Marsch werden unter anderem Bundeskanzler Alexander Schallenberg, Landeshauptmann Peter Kaiser sowie Bürgermeister Günther Albel teilnehmen.
  • Die Route führt  über die für den Verkehr gesperrte Stadtbrücke vorbei an der Stelle des Anschlages, wo an einer eigens gestalteten Gedenkstätte Kerzen in Erinnerung an die Opfer aufgestellt werden. Sie verläuft dann weiter über den Hauptplatz zur Stadthauptpfarrkirche St. Jakob. 
  • In der Kirche feiern Bischof Marketz und Superintendent Sauer gemeinsam mit dem Villacher Stadthauptpfarrer Kons. Rat Dr. Richard Pirker einen ökumenischen Gedenkgottesdienst, bei dem es auch Ansprachen von Landeshauptmann Kaiser und Bürgermeister Albel geben wird. Dieser Gottesdienst, der musikalisch mit Cello und Orgel gestaltet wird, wird live in Radio Kärnten, auf ORF 3 sowie via Livestream auf orf.on übertragen. 

Vier Tage Ersatzfreiheitsstrafe in Deutschland

Als er 2021 Verwandte in Deutschland besuchte, hatte er einen gefälschten Ausweis dabei, hieß es seitens des Innenministeriums: Er wurde damit erwischt, es gab eine Geldstrafe, die der Mann jedoch nicht zahlen konnte oder wollte - als er 2024 wieder nach Deutschland einreiste, verbüßte er eine Ersatzfreiheitsstrafe von vier Tagen. Vermerkt war das nicht, denn Verwaltungsstrafen führen zu keiner Vormerkung, wie es hieß. 

In Villach soll er als Zeitungsverkäufer gearbeitet haben, wie er gegenüber der Polizei behauptete. Er habe gemeinsam mit zwei weiteren Männern in einer WG gelebt: Sie wurden laut Staatsanwaltschaft Klagenfurt bereits befragt und überprüft, seien  aber "unauffällig". Sie hätten aber bemerkt, dass sich der 23-Jährige zuletzt immer mehr zurückgezogen und "alleine viel gebetet" habe.

Von einem Kärntner Unternehmer, der mit seiner Security-Firma unter anderem für die Sicherheit bei dem Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel sorgt, kommt indes der Vorschlag, eine "Bürgerwehr" in Villach zu gründen.

Laut Kleiner Zeitung sucht Manfred Berger bereits nach Freiwilligen, die bei so einer "Bürgerwehr" mitmachen wollen.

Dieses Vorhaben verfolge er bereits länger, doch aufgrund des "tragischen Anlassfalles gehen wir jetzt in die Umsetzung", wird Berger zitiert. Er stellt sich dabei offenbar gemeinsame Patrouillen mit der Polizei vor. Die "Bürgerwehr" solle Gefahren "in Ansätzen" erkennen sowie "Täter festhalten", beschreibt der Kärntner, der ankündigt, auf einer noch einzurichtenden Facebook-Seite Freiwillige rekrutieren zu wollen.

Die Landespolizeidirektion Kärnten hält allerdings wenig von der Idee. Es bestehe "keine Notwendigkeit für Maßnahmen durch private Personen", wird ein Sprecher in dem Bericht zitiert.