Jodeln als Geschäftsmodell

Jodlerin Theresa Ettl.
Studentin ohne Eigenkapital begeistert im Voralpenland mit Ideen.

Die Studentin für Landschaftsarchitektur, Theresa Ettel, aus St. Leonhard am Walde im Bezirk Amstetten ist kein herumliegender "Couch Potato". Sie gehört auch nicht zu jenen, die hilflos die Schlechtigkeit der Welt beklagen, und auf einen Messias warten. Wenn sie eine Idee hat, setzt sie diese um. Dafür braucht sie keine Firma, keinen Verein und kein Eigenkapital.

Am Anfang stand eine Verlegenheitslösung bei einem Geburtstagsfest. 30 Gäste hatte Theresa ins Berggasthaus ihrer Eltern eingeladen. Die Gäste kamen mit der Bahn nach Waidhofen/Ybbs. Das Problem: "Wie kriegen wir sie ins zehn Kilometer entfernte St. Leonhard/Walde auf 714 Meter Seehöhe?" Dafür wäre ein Autobus nötig, der Geld kostet. Die Idee: Ettel offerierte den Gästen eine Bergwanderung durch einen der schönsten Teile des Alpenvorlandes. Das Kalkül: Den Gästen gefällt es hoffentlich, und der Autobus kostet nichts.

Gruppenbildung

Im Gasthof fand Theresa völlig veränderte Gäste vor. Menschen, die sich vorher nicht gekannt haben, waren durch das gemeinsame Wandererlebnis zu einer verschworenen Gruppe verschmolzen. Das müsste eigentlich auch andere interessieren. Wobei klar war, dass nur das Herummarschieren zu wenig ist. Da kam Ettel die Bekanntschaft mit der Sängerin Heidi Clementi entgegen. Die Südtirolerin Clementi gilt als eine "Ikone" der Jodelkunst. Als gelernte Grafikdesignerin erstellte Ettl professionelle Folder, und verteilte sie (www.gasthof-ettel.at). Die Kosten für die Folder waren auch der einzige Bedarf an "Eigenkapital", der für das neue Geschäftsmodell aufzubringen war.

"Das hat voll eingeschlagen," freut sich Ettel. Fortan zogen die beiden Damen mit Wanderbegeisterten über die Berge zwischen Waidhofen, St. Leonhard und Sonntagberg. Ettel erzählt den Menschen die Geheimnisse der Gegend. Warum liegt dieses Dorf hier? Ganz einfach: Weil es genau die Wegstrecke ist, die im Mittelalter ein Ochs vom nächsten Ort an einem Tag zurücklegen konnte. Oder die Geschichten der "Schwarzen Grafen, die hier lange herrschten. Oder die Frage, warum hier so viele Obstbäume stehen und Most gepresst wird. Das hat mit einem "Bierkrieg" mit Bayern zu tun. Aber wer Details wissen will, muss mitgehen.

Altes Kulturgut

Bei jedem markanten Punkt kam Clementi zum Einsatz. Jodeln sei ein altes Kulturgut, das heute noch seine Berechtigung habe: "Jodeln befreit, man kann die Stimme so richtig rauslassen. Das kannst in der Stadt nicht machen."

Alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten haben sich den Damen schon angeschlossen. Ettel: "Vor allem viele Städter suchen Entschleunigung." Mutter Maria und Vater Peter freut’s auch. Denn die Gäste nächtigen während der zweitägigen Tour natürlich in ihrem Berggasthof. Und diese Nächtigung ist ein eigener Programmschwerpunkt.

Doch mit dem Jodeln geht es zu Ende. Heidi Clementi muss zurück nach Südtirol. Kein Problem für Theresa. Sie konnte die Yoga-Expertin Hanna Maria Breuer für die nächste Runde gewinnen. Und sie ist sicher: "Für Yoga interessieren sich so viele Menschen wie fürs Jodeln."

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