"Ich lasse mich nicht vertreiben!"
"Nie und nimmer lasse ich mich aus meinem Häuschen vertreiben!": Für die 72-jährige Ulrike P. ist es unvorstellbar, aus ihrem kleinen, bescheidenen Paradies auszuziehen. Auch wenn sie hier allein und weit abseits des nächsten Ortes lebt. Und auch nicht, obwohl sie hier Ende August beim Überfall durch eine vierköpfigen Bande fast getötet worden ist.
Entkommen
In der Nacht auf den 27. August hatte eine mittlerweile verhaftete Rumänen-Bande (die "Froschbande" war auch in OÖ und Bayern aktiv, Anm.) der Frau bei ihrem Haus nahe Strengberg, Bezirk Amstetten, aufgelauert – der KURIER berichtete. An die Brutalität, die Ulrike P. dann über mehrere Stunden erlebte, erinnert sie sich "als wäre es gestern gewesen". Faustschläge und Tritte gegen den Kopf und den Körper. Dazu Schläge mit einem Knüppel und ständige Drohungen, sie "abzustechen". Die Pensionistin kann das schrecklichste Erlebnis ihres Leben detailliert schildern. Mit Glück und dank ihrer Fitness konnte sie den Räubern in einem kurzen Moment der Unaufmerksamkeit entkommen und sich zu einem Nachbarn flüchten.
Spitalsärzte und später die Kriminalisten zeigten sich über die vielen Verletzungen der Frau geschockt. Trotz zweier Jochbeinbrüche, einem doppelten Kieferbruch, einem zerplatzten Trommelfell und inneren Blutungen erholte sich Ulrike P. im Spital extrem schnell. "Nach einer Woche war ich schon wieder daheim", erzählt die frühere Physiotherapeutin. Regelmäßig betreibt sie Sport und im Winter ist sie auch noch gerne auf Skiern unterwegs.
Infusionen
Momentan sei die Fitness noch nicht da. Regelmäßige Infusionen helfen, dass sich ihr Körper von den Strapazen erholt. Doch die zarte, aber zähe Mostviertlerin lässt sich nicht unterkriegen. "Ich bin psychisch stark und habe einen tiefen Glauben", schildert P. Ihren Peinigern habe sie verziehen, die vermutlich deftige Strafe wäre aber gerecht. Ihre Analyse: "Wer so unmenschlich agiert, den hat eine schlechte Vergangenheit geprägt. Eigentlich sind es arme Menschen".
Ein paar Auswirkungen auf ihr idyllisches Leben in der Einöde hatte der brutale Überfall aber doch, gesteht Frau Ulrike ein. In der Finsternis verlässt sie jetzt das Haus nur ungern. "Außerdem war bei mir früher die Tür immer offen. Jetzt sperre ich während der Nacht zu. Etwas Angst ist schließlich doch da."
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