Konsument zahlt Mehrpreis nicht

„Die Bauern sind bereit, gentechnikfrei zu produzieren. Man muss ihnen aber die Mehrkosten abgelten“: Agrarlandesrat Max Hiegelsberger.
Fleisch ist zu billig, sagt Agrarlandesrat Hiegelsberger. Katzenfutter kostet das Vierfache.

Oberösterreich rühmt sich, den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen nicht zuzulassen. Die Politik erweckt dadurch beim unbedarften Konsumenten den Eindruck, es herrsche hier heile Welt. Die Realität ist eine andere. Denn die hier gezüchteten Schweine fressen gentechnisch verändertes Soja, das aus Argentinien kommt. "Ja, das stimmt", bestätigt Agrarlandesrat Max Hiegelsberger, "das ist so."

20 Prozent Mehrpreis

Die Landwirtschaft habe dem Lebensmittelhandel gentechnikfreies Soja angeboten, wenn sie den Mehrpreis von rund 20 Prozent abgegolten bekomme. Gentechnisch verändertes Soja kostet zwischen 400 und 450 Euro pro Tonne, der Aufschlag für gentechnikfreies beträgt zwischen 80 und 100 Euro. In Brasilien werde derartiges Soja angebaut, das bei der Ernte zwar gleichpreisig sei, in der Logistik jedoch Mehrkosten verursache. "Der Handel hat daran kein Interesse", so Hiegelsberger. Begründung: Der Konsument sei nicht bereit, den Mehrpreis zu zahlen.

Schnitzel kostet 4–5 Euro

Das Kilo herkömmlicher Schweinsschnitzel koste vier bis fünf Euro. Die Edelteile wie der Lungenbraten kosten rund acht Euro, mit gentechnikfreiem Soja gefüttert neun Euro. Der Lebensmittelhandel habe das zu verkaufen versucht. Es habe lediglich andere hochwertige Fleischprodukte wie Biofleisch vom Markt verdrängt. Es sei in Summe nicht mehr verkauft worden, weshalb der Handel nicht bereit sei, es weiter anzubieten.

Hiegelsberger selbst hat heuer auf seinem Hof in Meggenhofen drei Hektar gentechnikfreies Soja angebaut. Soja werde wegen des Öl angebaut, nicht wegen des Eiweiß, so Hiegelsberger. Er toaste sein Soja und verfüttere es an die Zuchtschweine und Ferkel.

Auf den Vorhalt, dass die Schweine, die Hühner, die Puten etc. gentechnikverändertes Futter fressen, antworte Hiegelsberger mit dem Gegenargument, dass man beim Menschen auch nicht nachweisen könne, dass er Weizen gegessen habe. Denn der Körper schlüssele alles auf, auf Kohlenhydrate, Fette, Spurenelemente und Eiweiß. Genauso sei das beim Soja. Deshalb sei es nicht nachweisbar. Die Gentechnik sei an und für sich ein Pflanzenbestandteil, deshalb sei sie nicht nachweisbar. Ist damit der Protest gegen den Einsatz von Gentechnik umsonst? Hiegelsberger: "Es gibt weltweit keine einzige Studie, die irgendeine negative gesundheitliche Auswirkung aufzeigt."

Es gehe um etwas ganz anderes. Europa sei bei den Lebensmitteln auf Importe angewiesen. Zum Beispiel bei Sojaschrot. Klimatisch seien die Gebiete entlang der Donau hervorragend für den Sojaanbau geeignet. In Rumänien und Serbien gebe es enorme Anbauflächen. Die Frage, die sich stelle, sei, wer bezahlt das? "Alle schreien, aber niemand will es bezahlen." Das Grundproblem sei, dass Fleisch zu günstig sei. "Eine halbe Bier im Wirtshaus kostet mehr als ein Kilo Schnitzel in der Aktion. Hier stimmt einfach die gesamte Relation nicht mehr." Fleisch sei einfach zu billig. Die Sau sei elf Monate im Betrieb, sie müsse elf Monate betreut werden. Ein Kilo Katzenfutter koste das Vier- bis Fünffache von Schnitzelfleisch. Hier seien die Margen hoch.

Die Bauern könnten Fleisch anbieten, dessen Tier gentechnikfrei gefüttert worden sei. Die nächste Stufe nach dem brasilianischen Soja sei das Donausoja, das hier in Europa Wertschöpfung vor Ort bedeute. Die Menschen müssten sich frage, ob man gentechnikfreies Soja aus Europa wolle? Der Lebensmittelhandel sei nicht bereit, hier Aufklärung zu machen. "Uns Bauern kann man nicht vorwerfen, dass wir das nicht machen. Das geht sich finanziell nicht aus."

Heuer werde auf rund 450.000 Hektar Donausoja produziert.In Oberösterreich seien es 14.000 Hektar. Die weltweiten Ölmühlenbetreiber und die Logistiker seine jedenfalls bereit, gentechnikfreies Soja entsprechend anzubieten.

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