Auf diesem Wiener Friedhof sind besonders viele Promis begraben
Es ist jetzt schon eine kleine Serie geworden, in der ich jeweils zu Allerheiligen die Wiener Grabstätten historischer Persönlichkeiten besuche und den Umständen ihres Todes nachgehe. Der Hietzinger, der Döblinger, der Sieveringer und der Zentralfriedhof mit den Gräbern von Grillparzer, Klimt, Paula Wessely oder Heinz Conrads waren darunter, diesmal ist es der Friedhof in Neustift am Walde. Auch er weist eine besonders hohe Prominentendichte auf.
Androschs Grab
Zuletzt war es Hannes Androsch, der hier seine Ruhe fand. Mit 32 Jahren der damals jüngste Finanzminister der Republik, starb er im Dezember 2024 in seinem Haus in Altaussee 86-jährig an einer Lungenentzündung.
Die Inschrift auf dem schwarzen Marmorstein in der Gruppe A, Reihe 19 ist schlicht: „Androsch HANNES“ – keine Titel, keine Funktionen, weder Doktor noch Minister oder Vizekanzler. Vielleicht weil sein Abgang aus der Politik so unsanft war. Doch Androsch war auch als Unternehmer in der Privatwirtschaft überaus erfolgreich.
Während Politprominenz in Neustift eher rar ist, gibt es umso mehr – meist „ehrenhalber gewidmete“ – Gräber für berühmte Künstler. Die letzte Ruhestätte von Willi Forst etwa, der 77 Jahre alt wurde, aber 52-jährig zum letzten Mal vor der Kamera stand.
Der Grund: Wilhelm Frohs, wie der Filmstar eigentlich hieß, wollte, dass ihn sein Publikum als strahlenden Kinohelden in Erinnerung behält und nicht mit Toupet wie damals schon erforderlich.
Doch seinen unwiderstehlichen Charme hat er bis zuletzt behalten. „Am Tag vor seinem Tod“, erzählte eine junge Schwester im Hanuschkrankenhaus, „hat er mir noch reizende Komplimente gemacht“.
Willi Forst starb am 11. August 1980.
In Pension geschickt
Als Regisseur hatte Forst 1957 für den Film „Wien, du Stadt meiner Träume“ den Schauspieler Hans Holt engagiert. Jetzt ruhen sie nur ein paar Grabreihen voneinander entfernt. Der 1909 als Johann Hödl in Wien geborene Film- und Bühnenliebling war über 40 Jahre Mitglied des Theaters in der Josefstadt und hat es nie verwunden, dass man ihn dort 1988 in Pension schickte. Zuletzt lebte Holt im Hilde-Wagener-Künstlerheim in Baden bei Wien, in dem er 91-jährig am 3. August 2001 in den Armen seiner Frau entschlief. Die Inschrift auf seinem Grabstein ist kaum noch zu entziffern.
Der Neustifter Friedhof zählt zu den landschaftlich schönsten und mit 15.000 Grabstellen auch größten Wiener Friedhöfen. Es gibt mehrere Zugänge, einer liegt am Heinz-Holecek-Platz, der an den vielfach begabten Kammersänger erinnert.
Er wohnte ums Eck und fand in Neustift auch die letzte Ruhe. Eines der Wienerlieder, die er gerne vortrug, hieß „Wann i nimmer singen kann, lass i mi begraben“. So war’s dann auch: Holecek starb am 13. April 2012, an seinem 74. Geburtstag, als er nach einem schweren Asthma-Anfall „nimmer singen“ konnte. „Honzo“, wie man ihn rief, bleibt auch als Parodist in Erinnerung, unerreicht als Kreisky, Portisch, Prawy, Sinatra, Konrad Lorenz, Günther Nenning. Und als Peter Alexander.
Apropos. Auch ihn verbindet Familiäres mit dem Neustifter Friedhof: Peter Alexander und seine nächsten Angehörigen starben entgegen der von ihm besungenen „heilen Welt“ innerhalb weniger Jahre: Seine Frau Hilde (2003) und seine Tochter Susanne (2009) gingen Peter Alexander (2011) in den Tod voraus, sein Sohn Michael folgte ihm (2019). Sie alle sind in einem Grab der Familie Neumayer, so ihr bürgerlicher Name, am nicht allzu weit entfernten Grinzinger Friedhof bestattet.
Peter Alexanders Enkelin
Zwölf Jahre nach dem Entertainer starb seine Enkelin Marlen 35-jährig an Krebs. Marlen Neumayer hatte viele Heilmethoden versucht, doch konnte ihr nicht geholfen werden.
Sie wollte nicht im Grinzinger Familiengrab beerdigt sein, sondern allein in Neustift. Dieser letzte Wunsch wurde ihr von ihrem Bruder Philip erfüllt. Er ist das letzte lebende Mitglied der einst so strahlenden Familie Alexander.
Ossy Kolmann wurde im Simpl, in der Josefstadt, in der Volksoper und im Fernsehen populär. 2003 wurde ihm der Titel Kammerschauspieler verliehen, danach zog er sich – an Parkinson erkrankt – aus der Öffentlichkeit zurück. Elfriede Ott und Herbert Föttinger hielten im Juli 2016 am Neustifter Friedhof die Trauerreden.
Willy Kralik, der viele Jahre den Sekretär im „Seniorenclub“ gab, war mit der Fernsehsprecherin Jenny Pippal verheirat. Er starb 2003 mit 73 Jahren nach einer Operation an den Folgen eines Krankenhauskeims, seine Frau folgte ihm sieben Jahre später in den Tod und ist an seiner Seite begraben.
Nobelpreisträger
Zur Prominenz in dem 1880 angelegten und 1931 erweiterten Neustifter Friedhof zählen auch viele andere wie
- Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek
- Staatsoperndirektor Egon Seefehlner
- die Journalisten Otto und Paul Schulmeister
- Moderator Kurt Votava
- Dirigent Josef Krips
- die Musiker Hans Lang und Norbert Pawlicki
- Sängerin Irmgard Seefried
- Schauspielerin Helene Thimig.
Der 60-jährige Boy Gobert war designierter Direktor des Theaters in der Josefstadt, als er 1986 unerwartet starb. Er wurde in Neustift begraben, Otto Schenk übernahm (nach einer Interimslösung) die Direktion der Josefstadt.
Auch Ewald Balser, einer der ganz Großen des Burgtheaters, ruht am Neustifter Friedhof. Der Traum vieler Mimen, auf der Bühne zu sterben, ist nicht in Erfüllung gegangen – aber beinahe: Balser trat am 7. April 1976 im Akademietheater mit Texten von Goethe auf und verlor während seines Vortrags das Bewusstsein. Ein Krebsleiden wurde diagnostiziert, das weitere Auftritte unmöglich machte. Er starb zwei Jahre später mit 80 Jahren.
Der außergewöhnlichste Todesfall von Neustift betrifft wohl den Film- und „Tatort“-Star Sieghardt Rupp.
Sein Tod sollte geheim bleiben
Ehe er 2015 mit 84 Jahren starb, wies er seine gesamte Umgebung an, seinen Tod fortan geheimzuhalten. Was tatsächlich fast ein Jahr lang gelingen sollte.
Als sein Hinscheiden dann doch publik wurde, sollte seinen Anweisungen zufolge der Ort seiner Bestattung geheim bleiben. Doch der Jurist und unermüdliche Hobby-Friedhofsforscher Franz Luger entdeckte das Grab am Neustifter Friedhof: Gruppe U6, Nr. 24.
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