Sie sollte die Frau von Kaiser Franz Joseph werden

Für Helene war es eine große Niederlage, als der Kaiser sie in Ischl kaum beachtet und sich für "Sisi" entschieden hat.
Zusammenfassung
- Kaiser Franz Joseph sollte ursprünglich Helene, Sisis Schwester, heiraten, entschied sich aber für die jüngere Elisabeth.
- Helene fand nach der Ablehnung durch den Kaiser in Erbprinz Maximilian von Thurn und Taxis einen Ehemann, erlitt jedoch mehrere Schicksalsschläge.
- Trotz aller Verluste blieb das Verhältnis zwischen Helene und Sisi eng, bis Helene 1890 an Magenkrebs starb.
Es ist eine der beliebtesten Geschichten aus dem Hause Habsburg. Kaiser Franz Joseph fährt im Sommer 1853 nach Ischl, um dem Wunsch seiner Mutter Sophie zu entsprechen, seine Cousine Herzogin Helene in Bayern näher kennenzulernen und bald zu heiraten. Doch der junge Monarch würdigt Helene kaum eines Blicks und verliebt sich in deren Schwester Elisabeth, die eigentlich nur als "Anstandsdame" mitgereist ist. Franz Joseph entscheidet sich für die erst 15-jährige Sisi als künftige Ehefrau und Kaiserin, der Rest ist bekannt.
Weniger bis gar nicht bekannt ist hingegen die weitere Bestimmung Helenes, der "verhinderten" Braut. Auch sie musste viele Schicksalsschläge hinnehmen.
Er will nur Sisi
Tatsächlich hätte Erzherzogin Sophie, die Wahl ihres Sohnes vorhersehen müssen: Während man Elisabeth infolge ihrer Schönheit schon als Kind bewundert hatte, galt ihre um drei Jahre ältere Schwester als weniger attraktiv.
Dass Sophie ihre Nichte Helene dennoch zur künftigen Kaiserin von Österreich machen wollte, hatte dynastische Gründe, denn Helene war die älteste Tochter ihrer Schwester Ludovika und des Herzogs Max in Bayern, weshalb sie eine wesentlich bessere Ausbildung als ihre Schwestern genossen hatte. Man hielt sie deshalb auch für besonders klug und gebildet (was sie übrigens auch war). Doch für Franz Joseph zählte Sisis Schönheit mehr.

Elisabeth galt schon in galt schon in frühester Jugend als außergewöhnliche Schönheit.
"Schwer vermittelbar"
Es gilt als erwiesen, dass Erzherzogin Sophie und ihre Schwester Ludovika den Kaiser am 18. August 1853, seinem 23. Geburtstag, in Ischl mit Helene verloben wollten. Dass Franz Joseph dies ablehnte, war für Helene – in der Familie Nené genannt – eine große Niederlage, überhaupt weil sie ohnehin als "schwer vermittelbar" galt.
Und dann findet sich doch noch, förmlich im letzten Augenblick, ein Mann für Helene. Herzog Max und seine Frau Ludovika hatten nach etlichen Fehlschlägen die Königsidee, die Familie Thurn und Taxis zur Jagd nach Bayern einzuladen, inklusive Erbprinz Maximilian, der sich sofort für Helene erwärmte.
Ein Thurn und Taxis war einer Herzogin in Bayern zwar nicht ebenbürtig, doch das Haus Wittelsbach erkannte, dass neben dem Erbprinzen weit und breit keine Alternative in Sicht war. Außerdem bemühte sich Sisi bei Franz Joseph um Zuspruch, da das Wort des Kaisers natürlich Gewicht hatte. Dabei dürfte etwas schlechtes Gewissen mitgespielt haben, weil Elisabeth ihrer Schwester einst den kaiserlichen Gemahl "weggeschnappt" hatte. So erhielt sie auch die Zustimmung des Kaisers.
Nenés Hochzeit fand am 24. August 1858, viereinhalb Jahre nach der Heirat ihrer Schwester Sisi, in Possenhofen statt.

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Gutes Verhältnis
Helene hielt zeitlebens ihr gutes Verhältnis zu ihrer Schwester Elisabeth aufrecht. Als Sisi im Jahr 1860 an einer schweren Tuberkulose litt und von ihren Ärzten zur Genesung nach Korfu geschickt wurde, eilte Nené an ihr Krankenbett, an dem es ihr gelang, die unter Appetitmangel leidende Schwester zu regelmäßigem Essen zu bewegen und mit ihr Ausflüge zu unternehmen.
Nené hatte Franz Joseph längst die seinerzeitige Ablehnung verziehen, umso mehr, als sie mittlerweile erkannt hatte, dass Sisis Los als Erste Dame der Donaumonarchie alles andere als wünschenswert war.

Als der junge Kaiser Franz Joseph 1853 in Ischl Elisabeth sah, war für ihn klar, dass sie seine Frau werden würde.
Der frühe Tod des Prinzen
Darüber hinaus erwies sich Helenes Ehe mit dem Prinzen Thurn und Taxis als überaus glücklich. Doch nachdem Helene ihrem Mann zwei Söhne und zwei Töchter geschenkt hatte, begann dieser an einem schweren Nierenleiden zu laborieren, dem er 1867 mit 35 Jahren erlag.
"Das Leben ist doch ein Jammer und ein Elend"
Nach dem Ableben ihres Mannes musste Helene noch den Tod ihrer 20-jährigen Tochter Elisabeth und ihres 22-jährigen Sohnes Maximilian ertragen. Nach all den Verlusten zog sich Nené zurück und lebte nur noch für ihren Glauben.
Als sie 1890 mit 56 Jahren selbst an Magenkrebs erkrankte, war es nun an Elisabeth, die von starken Schmerzen geplagte Schwester aufzusuchen. Die Kaiserin reiste nach Regensburg ins Schloss der Familie Thurn und Taxis, wo es an Helenes Sterbebett zu diesem Dialog kam:
"Wir hatten in unserem Leben harte Zeiten auszuhalten", sagte Sisi. "Ja, weil wir ein Herz besitzen", erwiderte Nené, ehe sie ihre letzten Worte sprach: "Ja, das Leben ist doch ein Jammer und ein Elend."
Nicht so viel allein
Der Tod ihrer Lieblingsschwester war ein schwerer Schlag für Elisabeth. Niemand in ihrer Familie war ihr so nahegestanden wie Helene, die einmal dazu bestimmt war, Kaiserin von Österreich zu werden. Eine Stellung, die sie ihr – ohne es gewollt zu haben – weggenommen hatte.
Wäre Franz Joseph mit Nené glücklicher geworden als mit Elisabeth? Zweifellos wäre Helene nicht so oft auf Reisen gegangen wie Sisi, wodurch der Kaiser nicht so viel allein gewesen wäre. Andererseits starb Nené acht Jahre vor ihrer jüngeren Schwester, weshalb Franz Joseph zumindest diese Zeitspanne in noch größerer Einsamkeit verbracht hätte. Vor allem aber: Franz Joseph hat Elisabeth – und nur Elisabeth – wirklich geliebt.
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