Eleganter Agent
Die erste historische Serie, an die ich mich erinnere, kam aus England, sie hieß Mit Schirm, Charme und Melone und lief in den späten 1960er-Jahren. Patrick Macnee (1922–2015) spielte in 160 Folgen den eleganten Geheimagenten John Steed, der feindlichen Mächten eher mit Ironie und Scharfsinn als mit Brutalität begegnete. An seiner Seite stand Diana Rigg (1938–2020) als Secret-Service-Agentin Emma Peel, deren Leder- und Vinylanzüge in einigen Episoden so eng geschnitten waren, dass sie in manchen Ländern nicht ausgestrahlt werden durften.
Für Patrick Macnee war es die Rolle seines Lebens, Diana Rigg sollte noch als Bond-Girl ihren Durchbruch feiern, eine große Bühnenkarriere schaffen und von Queen Elizabeth II zur „Dame“ – eine der höchsten Ehrungen des Königreichs – erhoben werden.
Cabrio und Trenchcoat
Einige Jahre nach Mit Schirm, Charme und Melone kam es zur deutschsprachigen Erstausstrahlung von Columbo, der einzigen Krimiserie, die ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung immer noch in zahllosen Wiederholungen gezeigt wird. Die Handlung lief nach einheitlichem Muster ab: Der in einem Uralt-Peugeot- 403-Cabrio anreisende, mit abgetragenem Trenchcoat auftretende Inspektor Columbo schob nach der ersten Einvernahme seine Zigarre in den Mundwinkel und sagte, ehe er die Villa des potenziellen Mörders verließ: „Eine Frage hätte ich da noch.“ Spätestens dann wussten Columbo-Fans, dass der kauzige Kriminalinspektor den Fall gelöst hatte.
Als Falk (1927–2011) drei Jahre alt war, musste sein rechtes Auge wegen eines Tumors entfernt werden, wodurch sein Traum, Filmschauspieler zu werden, beendet schien. Doch als sich kein anderer fand, der die Columbo-Rolle übernehmen wollte, versuchte man es notgedrungen mit Peter Falk, der schon in Folge 1, Mord nach Rezept, so gut ankam, dass er danach noch 67 weitere Fälle löste.
Peter Falk erhielt anfangs 300.000 US-Dollar pro Folge und am Ende wegen des großen Erfolgs 750.000. Auf die horrende Gage angesprochen, erwiderte Falk schlagfertig: „Geld allein macht nicht unglücklich.“
Zum Pflichttermin wurden in den 1970er-Jahren Die Straßen von San Francisco mit Karl Malden (1912–2009) und Michael Douglas (*1944). Malden war beim Serienstart ein angesehener, sogar oscargekrönter Schauspieler – aber in Nebenrollen, was er selbst mit den Worten erklärte: „Ich werde nie ein Hauptdarsteller sein – schauen Sie nur mein Gesicht an.“ Doch dann kamen Die Straßen von San Francisco und mit ihnen Michael Douglas als kongenialer Co-Star.
Malden, der eigentlich Mladen Sekulovic hieß, war als Kind einer tschechischen Mutter und eines serbischen Vaters in Chicago zur Welt gekommen. Für Michael Douglas war der Start als Sohn des Hollywoodstars Kirk Douglas sicher einfacher, doch musste auch er in jeder Rolle sein Talent unter Beweis stellen. Das Duo drehte 120 Folgen mit Malden als Lieutenant Mike Stone und Douglas als Inspector Steve Heller. Millionen Zuseher in aller Welt liebten die aufsehenerregenden Verfolgungsjagden in den Straßen der kalifornischen Stadt und die beiden Hauptdarsteller.
Das Serien-Ende
Wie sehr der Erfolg von den Sympathiewerten der Protagonisten abhängt, zeigt das Serien-Ende: Als Michael Douglas wegen anderer Verpflichtungen ausstieg und ein Kollege für ihn einsprang, sanken die Zuschauerzahlen dermaßen, dass die Dreharbeiten 1977 eingestellt wurden.
Zwei Seifenopern waren die „Straßenfeger“ der 1980er-Jahre: Von der US-Serie Dallas wurden 370 Folgen produziert und in 120 Länder exportiert. Im Mittelpunkt der Handlung stand der texanische Bösewicht und Ölmillionär J. R. Ewing, dargestellt von Larry Hagman (1931–2012). Auf der Southfork-Ranch ging es vorwiegend um innerfamiliäre Intrigen und außerehelichen Sex. Als Hagman von Dallas genug hatte, ließ man ihn sterben, doch als die Quote auch hier einbrach, musste der Tote wiederauferstehen und seine Rolle weiterspielen.
Glatze als Markenzeichen
Nicht minder hinterlistig ging es im gleichfalls millionenschweren Denver-Clan zu, in dem das „Biest“ Alexis (Joan Collins, *1933) gegen ihren Ex-Mann Blake Carrington (John Forsythe, 1918–2010) und dessen Gemahlin Krystle (Linda Evans, *1942) intrigierte.
Es folgte Kojak – Einsatz in Manhattan. Der Titelheld Telly Savalas (1922–1994), Sohn griechischer Einwanderer, liebte es, den jeweiligen Täter in der High Society auszuforschen und machte seine Glatze zum Markenzeichen.
Amerikanische TV-Serien waren damals auch deshalb so beliebt, weil uns der American Way of Life als Vorbild diente und man sich noch der US-Hilfen nach dem 2. Weltkrieg erinnerte. Ob das heute, am Beginn eines sich abzeichnenden Handelskrieges, immer noch so wäre, sei dahingestellt.
Zurück zu Kojak, den es in seinen letzten Jahren nach Österreich zog, wo er in der Serie Ein Schloss am Wörthersee mehrfach auftrat. Bekannt für seine Selbstironie, scherzte Savalas: „Der beste Schutz gegen Haarausfall ist eine Glatze.“
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