"Columbos" große Liebe in Wien: "So kamen wir uns näher"

In einem Café in der Wiener Innenstadt hängt das Foto einer bildhübschen jungen Frau, die einem Weltstar in die Augen schaut. Sie ist die Besitzerin des Kaffeehauses und er kein Geringerer als Peter Falk, der als Kriminalinspektor Columbo zur Legende wurde. Wie aber kam die Wiener Cafetiere, Schauspielerin, Muse und Kunstsammlerin Susanne Widl dazu, in den Armen einer Hollywoodgröße zu landen?
Das Foto im Café Korb ist ein halbes Jahrhundert alt, aus der jungen Schauspielerin ist eine über 80-jährige Frau geworden, die für dieses Buchkapitel erstmals ausführlich auf „eine große Liebe meines Lebens“ zurückblickt. Auf Peter Falk eben.
„So kamen wir uns näher“
Susanne Widl spielte 1968 in Sidney Pollacks US-Kriegsfilm „Das Schloss in den Ardennen“ eine relativ kleine Rolle neben Burt Lancaster und Peter Falk, mit dem sie während der Dreharbeiten in Jugoslawien ins Gespräch kam. „Peter war gutmütig, klug, wissbegierig und gebildet“, erzählt mir Susanne Widl. „Ich habe in meiner freien Zeit am Set viel gezeichnet, das hat ihm dermaßen gefallen, dass auch er zu zeichnen und sich für große Maler zu interessieren begann. So kamen wir ins näher.“
Das Jahr 1968, in dem sie ein Paar wurden, war für Peter Falks Karriere entscheidend. Denn genau da wurde dem damals 40-jährigen Schauspieler die Rolle seines Lebens angeboten: Er spielte in dem Fernsehfilm „Mord nach Rezept“ einen Inspektor namens Columbo. An eine Fortsetzung war nicht gedacht, doch der schrullige Polizist kam beim Publikum so gut an, dass der Sender NBC beschloss, weitere Folgen zu drehen. Insgesamt waren es dann innerhalb von 35 Jahren 69 Fälle, denen der 1,68 Meter große Kriminalinspektor mit seinem vorsintflutlichen Peugeot 403 Cabrio und einem Basset-Hund, der nur „Dog“ hieß, nachging. Und – ohne je eine Schusswaffe zu gebrauchen – zu einer der populärsten Fernsehfiguren aller Zeiten wurde.
Alles war sehr geheim
Aber zurück zur schönen Wienerin Susanne Widl, mit der just im Jahr seiner Entdeckung als TV-Star eine Beziehung entstand, die 27 Jahre andauern sollte. Und das, obwohl Peter Falk seit 1960 in erster Ehe mit der Modezeichnerin Alyce Mayo verheiratet war. Er ließ sich 1976 scheiden, um im darauffolgenden Jahr die Schauspielerin Shera Danese zu heiraten. Doch auch die zweite Ehe änderte nichts daran, dass Peter Falk und Susanne Widl einander weiterhin regelmäßig, „sicher sechs bis acht Mal im Jahr, natürlich unter strengster Geheimhaltung“, trafen.
Die Rendezvous fanden in Los Angeles, Madrid, London, Wien und in Rom statt, wo sie ihre Amour fou beinahe mit dem Leben bezahlten: Susi und Peter saßen am 16. November 1985 an der Via Veneto im Café de Paris, als dort eine Bombe explodierte. Peter Falk leistete den blutenden Schwerverletzten Erste Hilfe, mied seither aber Europa aus Angst vor Terroranschlägen.
Susanne Widl wahrte in all den Jahren strengste Diskretion. „Verraten wurden wir durch einen Paparazzo, der uns im Beverly Wilshire Hotel in Los Angeles fotografierte.“ Die Lovestory erschien 1986 in dem US-Boulevardmagazin National Enquirer mit der Schlagzeile „Peter Falk‘s Surprising New Love“. Bald wusste alle Welt Bescheid und damit auch seine zweite Frau. Sie drohte mit Scheidung, zu der es jedoch, wohl aus finanziellen Gründen, nie gekommen ist. Unterhaltszahlungen hätten utopische Ausmaße erlangt, zumal Peter Falk damals zu den bestbezahlten Schauspielern Amerikas zählte.
Die Story ist aber noch komplizierter. Denn auch Susanne Widl hatte einen Lebensgefährten, den Wiener Künstler und Hochschulprofessor Peter Weibel. Der überraschend tolerant reagierte: „Peter Falk ist ein sympathischer, fabelhafter Mann, ein wunderbarer Mensch“, erklärte Weibel, „mich interessiert nicht, ob es mehr als Freundschaft gibt. Wir sind alle nicht die Heiligsten. Meine Beziehung zu Susi ist völlig intakt.“
Wollte nicht Columbo sein
Peter Falk war 1927 als Sohn russisch-polnischer Eltern in New York zur Welt gekommen. Als er drei Jahre alt war, wurde ein Tumor im rechten Auge festgestellt, das operativ entfernt werden musste. Seine Anfänge als Schauspieler waren demütigend – immer nur aus einem Grund, den der Filmproduzent Harry Cohn menschenverachtend so erklärte: „Für dieselbe Gage bekomme ich einen Schauspieler, der zwei Augen hat.“
Doch dann wurde Peter Falk die Rolle des Columbo angeboten. „Er wollte sie zuerst nicht spielen, ließ sich aber überreden“ plaudert Susanne Widl aus der Schule. „Später war er glücklich darüber, weil er sich als Columbo schauspielerisch ausleben und an den Drehbüchern mitarbeiten konnte“. Besonders anstrengen musste er sich nicht, um den Charakter des Columbo zu treffen, denn Falk war laut Susanne Widl nicht viel anders als Columbo: „Er hat genauso geraucht, sich so bewegt – die Schuhe, die er als Columbo trug, trug er auch privat. Ich hab sogar noch welche bei mir, die wir in Rom gemeinsam gekauft haben. Vor allem aber war Peter sehr intelligent und humorvoll.“

Zu Österreich fühlte er sich mehrfach hingezogen, Er hat sich durch Susannes Kunstvermittlung viel mit Schiele beschäftigt, und Oskar Werner bezeichnete er als schauspielerisches Vorbild, das 1975 auf Falks Wunsch in der „Columbo“-Folge „Playback“ einen Mörder spielte.
Und schließlich hatte Falk in einer Österreicherin die Liebe seines Lebens gefunden. Die 1944 in Wien geborene Susanne Widl hatte, nach ihrer Karriere als Schauspielerin und Modell von ihren Eltern das traditionsreiche Café Korb, Ecke Tuchlauben/Brandstätte übernommen. Sie beteiligte sich an diversen Kunstprojekten und rief 1980 einen „Skandal“ hervor, als sie als erste Frau auf dem Opernball im Frack antanzte.

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Falks Besuche in Wien
Peter Falk kam, ohne dass irgendjemand davon erfuhr, immer wieder nach Wien, um Susanne zu besuchen. Als die „Affäre Columbo“ aufflog, gab es 1995 eine Aussprache zu dritt mit Peter Falk, Peter Weibel und Susanne Widl. „Ich entschied mich für Weibel, weil mir Los Angeles, wo Peter Falk lebte, zwar gefällt, aber doch nicht meine Welt ist“.
Peter Falk, der zuletzt an Alzheimer litt, starb 2011 im Alter von 83 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills. Peter Weibel starb 2023 mit 79 Jahren in Karlsruhe.
Susanne Widl trauert wohl zwei Männern nach.
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