SPÖ-Wien: Dezenter Machtpolitiker wird neuer starker Mann

Christian Meidlinger
Mit Christian Meidlinger wird eine graue Eminenz der Partei Häupls Stellvertreter.

Im Gemeinderat fällt Christian Meidlinger nicht durch allzu häufige Wortmeldungen auf. Seine Stärke ist das dezente Agieren im Hintergrund – gestützt auf eine der wichtigsten Teilorganisationen innerhalb der Wiener SPÖ. Jetzt wird der Spitzengewerkschafter einer von Michael Häupls Stellvertreter als Parteichef und rückt damit auf Augenhöhe zu Parteigranden wie Renate Brauner und Michael Ludwig auf.

Betritt damit ein neuer Spieler im Kampf um die Häupl-Nachfolge das Feld? Meidlinger selbst verneint entschieden: "Ich weiß, was ich gut kann", gibt sich der 53-Jährige bescheiden.

Eine beachtliche Machtfülle hat er jetzt schon: Er ist Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (younion), die österreichweit 149.000 Arbeitnehmer vertritt.

In der Öffentlichkeit agierte der verheiratete Vater zweier Kinder bis dato aber eher dezent. "Ich bin kein Polterer", beschreibt er sich selbst. "Wichtiger ist es, nach innen hin die Positionen klarzumachen."

In den 80ern Lehrling bei den Wiener Linien, wurde er bald Jugendreferent und machte Karriere innerhalb der Gewerkschaft. Als prägende Figuren nennt er die ÖGB-Granden Rudolf Pöder und Rudolf Hundstorfer.

"Er hat es nicht immer ganz leicht, weil er ja als Gewerkschafter und Gemeinderat verschiedene Hüte aufhat", schildert die grüne Gemeinderätin Barbara Huemer. "Aber er ist ein Routinier, der schon weiß, was er tut." Seine Doppelfunktion sorgte mitunter für Kritik: Im Streit um die Arbeitszeiten der Ärzte in den Gemeindespitälern warf ihm die Ärztekammer vor, weniger die Interessen der Mitarbeiter als die der damaligen Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely zu vertreten. "Mir war es immer wichtig, Konflikte am grünen Tisch und nicht auf der Straße zu lösen", sagt er dazu. Seine damaligen Erfahrungen, schildern Wegbegleiter, hätten aber zu einem Bruch mit dem Wehsely-Flügel geführt. Grundsätzlich werden ihm als Spitzengewerkschafter aber gute Kontakte zu allen Gruppen in der Wiener SPÖ nachgesagt.

Die braucht er auch für die nächste heikle Herausforderung: Die geplante Umstrukturierung des Krankenanstaltenverbunds, der eine Personal- und Finanzhoheit erhalten soll. Meidlinger steht diesen Plänen positiv gegenüber, warnt aber vor übertriebener Eile. "Dieses Thema gehört sehr gut durchdacht. Es geht schließlich um 33.000 Mitarbeiter und ein Milliardenbudget."

"Kein Hardcore-Linker"

Vertreter der Opposition beurteilen den neuen starken Mann in der SPÖ naturgemäß kritisch: "Als Person ist er nett, in seinem Job aber knallhart", sagt FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Seidl. "Alles, was nicht rot ist, versucht er wegzudrücken." Politisch sei Meidlinger laut Seidl "kein Hardcore-Linker. Er laviert sich gut durch die Partei".

Diese Eigenschaft könnte ihm nun für seinen nächsten Karriereschritt genützt haben. Im Rennen um die Wehsely-Nachfolge an der Parteispitze gilt Meidlinger als Kompromisskandidat zwischen den bilden rivalisierenden Flügeln. Schon in der von Häupl einberufenen Perspektivengruppe zur Lösung des innerparteilichen Richtungsstreits vertrat er die neutrale Gruppe. "Ich denke, der Konflikt ist mittlerweile beigelegt", sagt der passionierte Motorrad- und Skifahrer. Nachsatz: "Genau wissen werden wir das beim Landesparteitag."

Dort wird am 29. April der Karrieresprung des Floridsdorfers formell besiegelt. Weiter nach oben in der Wiener SPÖ will er nicht mehr, sind Vertraute Meidlingers überzeugt. Eher wird ihm ein weiterer Aufstieg im ÖGB zugetraut oder die Nachfolge von Rudi Kaske als Arbeiterkammer-Präsident.

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