Wie eine Südburgenländerin zweimal Telefonbetrüger in die Falle lockte

Phone scam
Mit Einfallsreichtum, Humor und einem Notizblock ließ Leopoldine Zöhrer (66) gleich zweimal Telefonbetrüger auffliegen.

Von Gernot Heigl

Sie ist ein „Wiederholungsopfer“, hat es bereits zweimal getan und wird seither als „Miss Marple“ aus Rechnitz bezeichnet. Leopoldine Zöhrer (66) überführte Telefonbetrüger, die von ihr Geld ergaunern wollten. Für die Täter gab es aber weder Bares noch Wertgegenstände, sondern klickende Handschellen.

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"Ich wäre für den dritten Anruf bereit. Wobei meine Enkerl schon gemeint haben: Omi, net schon wieder."

Fünf Stunden dauerte das erste Gespräch, in dem zuerst eine falsche Polizistin und dann ein Fake-Staatsanwalt eine Kaution ergaunern wollten. „Der Anruf kam um 11.30 Uhr mit anonymer Nummer. Eine leidend klingende Frauenstimme erklärte mir, dass meine Tochter in Wien einen schweren Unfall verursacht hatte“, schmunzelt Leopoldine Zöhrer. „Da war mir alles klar. Denn ich habe keine Tochter, sondern einen Sohn. Also dachte ich mir, aus Jux steige ich ein, mache aus Franz eine Franziska und versuche, die Betrüger zu überführen.“

Das Opfer war schlauer

Die Fake-Polizistin erklärte, dass eine Radfahrerin durch das Verschulden der Tochter gestorben sei, sie deshalb im Gefängnis sitzt, aber gegen eine Summe von 86.000 Euro freikommen könnte. „Um glaubwürdig zu bleiben, habe ich einen Weinanfall vorgegaukelt. Dann wurde ich zu einem angeblichen Staatsanwalt vermittelt.“

Der „Behördenvertreter“ verlangte, dass sie ständig in der Leitung bleiben und das Telefonat nicht beenden soll, um das genaue Prozedere der Geldübergabe zu besprechen. „Ich erklärte, dass ich 60.000 Euro in bar von einem Hausverkauf bei mir habe, auf der Bank aber noch Gold deponiert ist.“ Um die Beute so hoch wie möglich ausfallen zu lassen, befahlen die Betrüger der Frau, alle Wertsachen von der Bank zu holen und dann mit dem Bargeld zu übergeben.

Zum Schein stieg die Geschäftsfrau, die eine Brötchen-Produktion (broetchenstube.at) betreibt, darauf ein. Sie perfektionierte mit Fortdauer des Telefonats ihre Hinhaltetaktik und plauderte permanent mit den Gaunern. „Damit die am anderen Ende der Leitung glauben, dass ich mein Bargeld zähle, habe ich die Seiten eines Notizblocks durchgeblättert.“ Währenddessen alarmierte ihr Ehemann die Polizei. Als die Übergabe anstand, klickten die Handschellen.

Da sind die Kriminellen definitiv an die Falsche geraten. Wie auch beim zweiten Vorfall rund ein halbes Jahr später. „Da erzählten mir angebliche Interpolbeamte, dass sie gerade Leute beobachten, die mich ausrauben wollen, und die Verbrecher auf dem Weg zu mir wären. Deshalb soll ich alle Wertgegenstände in ein Sackerl packen.“ Nach einem zweistündigen Telefonat meinte der Fake-Kriminalist, dass der Zeitpunkt gekommen sei und sie nun das Sackerl vor die Türe werfen solle, damit die Räuber auf frischer Tat überführt werden können.

„Omi, net schon wieder“

„Das war lächerlich und so unlogisch. Der Typ hat gemeint, wenn alles vorbei ist, würde er zu mir auf einen Kaffee vorbeikommen und mir sämtliche Wertgegenstände zurückbringen. Sein Pech war, dass mein Mann wieder die Polizei verständigt hatte und der Täter sowie eine Komplizin vor meinem Haus verhaftet werden konnten.“ Auf die Frage, was in dem Sackerl war, meinte Leopoldine Zöhrer lächelnd: „Eine Zeitung.“

Die resolute Rechnitzerin, die gerne Krimis sieht und dabei stets versucht, so früh wie möglich den Mörder zu erraten, empfiehlt anderen Opfern: „Bei solchen Anrufen sofort auflegen. Eventuell kann man noch sagen, dass man weder Geld noch Wertgegenstände Zuhause hat. Wichtig ist, dass man auf alle Fälle die Polizei informiert.“ Warum gerade sie zweimal Opfer solcher Telefonbetrüger geworden ist? „Ich vermute, die Täter rufen vor allem Festnetznummern an und wählen Personen mit älter klingenden Namen aus.“

Abschließend meinte Leopoldine Zöhrer grinsend: „Ich wäre für den dritten Fake-Anruf bereit. Wobei meine Enkerl schon beim zweiten Vorfall gemeint haben, Omi, net schon wieder.“ Von der Polizei abgeworben wurde sie noch nicht, „aber ein Beamter hat jüngst scherzhaft gemeint, dass er Angst hat, seinen Job zu verlieren. Aber keine Sorge, ich bleibe meiner Brötchenstube treu“.

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