Zurück ins Leben: Imkerausbildung mit über 50 Jahren
Aufgeben, dieser Begriff kommt im Wortschatz von Peter Ecker wohl nicht vor. Der gelernte Zimmerer war fast 20 Jahre lang in der Alubranche tätig. „Es war mein Traumjob“, sagt Ecker. Weitere zwei Jahre arbeitete er in seiner Heimatgemeinde Neckenmarkt (Bezirk Oberpullendorf) im Winzerkeller – bis er schließlich gezwungen war, den Job aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel zu hängen .
Zwanzig Jahre hatte er gegen seine Hauterkrankung angekämpft, doch der berufsbedingte Umgang mit Metall verschlimmerte sein Leiden. „Die Diagnose war schon eine Schocknachricht. Da zieht es dir in beruflicher Hinsicht schon den Boden unter den Füßen weg“, sagt Ecker. Weil er bereits 52 Jahre alt war, hatte er die Befürchtung, nicht so schnell wieder Arbeit zu finden.
Berufsbedingte Hauterkrankungen sind laut AUVA (Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt) die zweithäufigste Berufskrankheit. Peter Ecker hat das beste aus seiner Situation gemacht und eine zweite Chance ergriffen. Für seinen engagierten und vorbildhaften Weg zurück ins Berufsleben wird er am Mittwoch mit dem AUVA-„Back to Life Award“ für das Burgenland ausgezeichnet.
Nicole Steiger, Rehabilitations- und Sozialberaterin der AUVA streut ihrem Klienten Rosen. „Herr Ecker ist ein Beispiel dafür, wie man sich nach einer schweren Krankheit zurück ins Berufsleben kämpfen kann“, sagt Steiger. Ihr Klient habe gewusst, was er will und mit Unterstützung der Beraterin habe das auch geklappt.
Auf Schulbank bis 55
Schon immer hat sich Peter Ecker für Imkerei interessiert, sein Hobby hat er jetzt im zweiten Bildungsweg zum Beruf gemacht. „Mein Vater war 70 Jahre lang Imker, ich bin quasi mit den Bienen aufgewachsen“, sagt Ecker. Nach seiner Krankheit hat er sich entschlossen, sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen, was er auch geschafft hat: 2016 legte der Neckenmarkter die Imker-Meisterprüfung ab.
Doch der Weg dahin war ebenfalls alles andere als einfach. „Frau Steiger hat mir Mut gemacht und mir Perspektiven aufgezeigt, sonst hätte ich den Schritt vielleicht nicht gewagt“, sagt Peter Ecker.
Die Meisterausbildung zum Imker dauerte drei Jahre. „Da bin ich oft um 2 Uhr früh aufgestanden, habe gelernt und bin dann gleich in den Fachkurs gefahren“, schildert Ecker. Die Ausbildung wurde von der AUVA finanziert. „Als ich die Meisterprüfung geschafft habe, war das für mich vom Gefühl her wie ein Sieg beim Sport. Bei der mündlichen Prüfung sind alle aufgestanden und haben geklatscht.“ Mittlerweile hat Ecker mehr als 100 Bienenstöcke und stellt verschiedene Honigsorten und -weine her.
Seine Hautkrankheit verursacht ihm keine Beschwerden mehr und er finanziell steht der 59-jährige Familienvater wieder auf eigenen Beinen. „Der Fall soll auch anderen Betroffenen Mut machen, sich nach einer Krankheit neu zu orientieren“, sagt Steiger.
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