„Die Kinder lieben ihn“, bringt es Pamela Wiedner, die Leiterin des Oberwarter Kindergartens, auf den Punkt. Die Rede ist von Zivildiener Yannick Bogad. 20 Jahre jung ist der aus Jabing stammende Zivi, für den schnell klar war: „Meinen Zivildienst absolviere ich in einem Kindergarten.“
Seine Beweggründe? „Ich finde es super, mit Kindern zu arbeiten. In Jabing habe ich die U7 im Fußball trainiert und im Herbst möchte ich das Studium fürs Lehramt starten“, so der HTL-Absolvent.
Yannicks Aufgabenbereiche sind vielfältig. Der Zivi unterstützt in der Betreuung der Kinder, hilft Bastelarbeiten vorzubereiten, ist bei der Essensausgabe zur Stelle und natürlich der Star der Kinder, wenn es darum geht, gemeinsam zu spielen.
„Ruhe ist bewundernswert“
„Vor allem beim Schaukeln oder Fußball spielen bin ich sehr gefragt“, lacht der Zivildiener. „Ich finde, dass es in Kindergärten sehr an männlichen Bezugspersonen fehlt. Als Mann habe ich logischerweise einen anderen Zugang zu den Kids.“
Die Kindergarten-Leiterin dazu: „Yannick ist ein großes Vorbild für die Kinder und eine Riesenhilfe fürs gesamte Team. Seine ruhige, besonnene Art ist bewundernswert, so was kann man in keiner Ausbildung lernen. Umgekehrt ist der Zivildienst bei uns auch für die jungen Männer sehr wertvoll, weil sie sehen, was im sozialen Bereich, speziell bei der Kinderbetreuung, geleistet wird.“
Im Burgenland gibt es aktuell 73 anerkannte Zivildiensteinrichtungen in den unterschiedlichsten Sparten, vom Rettungswesen über die Altenpflege bis hin zur Sozial- und Behindertenhilfe. Dass man seinen Zivildienst auch in einem Kindergarten absolvieren kann, das war bis vor drei Jahren im Burgenland noch gar nicht möglich.
Erst Anfang 2022 startete der erste Zivildiener seinen Dienst hierzulande – im Städtischen Kindergarten Oberwart. Yannick Bogad ist mittlerweile der vierte junge Mann, der seinen Zivildienst hier absolviert.
Wachsende Nachfrage
Der Oberwarter Kindergarten war damit Vorreiter im Burgenland. Oberwarts Amtsleiter Roland Poiger war federführend bei der Antragstellung, damit die Stadtgemeinde einen Zivildienstpflichtigen beschäftigen durfte: „Ein junger Kollege wollte seinen Zivildienst im Kindergarten absolvieren. Also habe ich mich schlau gemacht, wie das dafür notwendige Prozedere ist, um als Träger des Zivildienstes anerkannt zu werden.
Wir hatten damals auch Glück, weil es sehr viele Zivildiener gab“, so Poiger. „Bis Kinder zehn Jahre alt sind, haben sie im Kindergarten und in der Volksschule fast nur mit Frauen zu tun. Ich finde es gut und wichtig, dass sich das langsam ändert.“
220 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren besuchen den Städtischen Kindergarten Oberwart. 31 Pädagoginnen betreuen sie – Yannick Bogad ist seit der Eröffnung 1956 erst der vierte Mann im Team.
Dass der erste Zivi in einem burgenländischen Kindergarten erst vor drei Jahren seinen Dienst angetreten hat, mag man bei der stetig wachsenden Nachfrage gar nicht glauben.
„Wir hatten mit Yannick bereits zwölf Bewerber für dieses Jahr“, berichtet Kindergarten-Leiterin Wiedner.
Bogad ist bis Mai im Einsatz: „Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Freude macht, aber auch so anstrengend sein kann, mit Kindern zu arbeiten. Manchmal bin ich echt fertig und muss mich nach der Arbeit kurz hinlegen“, gesteht er lachend, um im gleichen Atemzug anzufügen: „Aber ich werde die kleinen Zwerge sehr vermissen, das weiß ich jetzt schon.“
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