Wie sich eine Geburtshelferin gegen den Hebammenmangel einsetzt

"Ich war elf und ich weiß noch, als die Fruchtblase bei meiner Mama gesprungen ist. Dieses Geräusch vergesse ich nie", sagt Beate Kayer.
Nach tausenden Babys und Mamas bildet Beate Kayer in Pinkafeld jetzt neue Hebammen für das Burgenland aus.

Von Vanessa Halla

Dass Beate Kayer in dem Haus wohnt, in dem sie geboren wurde, ist mindestens ein genauso schöner Anfang für ihre Geschichte, wie die Tausenden Anfänge ins Leben, die sie als Hebamme in ihren 34 Berufsjahren ermöglicht hat. „Ich war eine Hausgeburt und wurde sprichwörtlich in eine Familie hineingeboren. Es war eine Steißlagen-Geburt und jeder daheim hatte seine ganz eigene Geschichte zu meinem Start ins Leben“, erzählt die Hebamme.

Die schwangere Lehrerin in der Volksschule und die Hausgeburt ihrer Schwester waren weitere Schlüsselerlebnisse für die spätere Berufswahl von Beate Kayer: „Ich war elf und ich weiß noch, meine Oma hat der Hebamme einen Kaffee gemacht, als die Fruchtblase bei meiner Mama gesprungen ist. Dieses Geräusch vergesse ich nie. Und dieses Vertrauen, das meine Mama in die Hebamme hatte, all das hat mich schwer beeindruckt.“

Müttern helfen

Rund 2.500 Babys hat die Hebamme auf die Welt geholfen. Die Ausbildung beendet sie mit gerade einmal 20 Jahren, ein Jahr später ist Beate Kayer bereits selbst Mama. „Angst vor der Geburt hatte ich nie, obwohl meine Schwangerschaft nicht so toll war. Was mir damals als junge Mutter aber nicht bewusst war, waren die Sorgen, die man sich sein Leben lang um seine Kinder macht.“

Wie sich eine Geburtshelferin gegen den Hebammenmangel einsetzt

Die Hebamme aus Leidenschaft gibt heute ihr Wissen weiter.

Beate Kayer arbeitet in den letzten drei Jahrzehnten in mehreren Krankenhäusern und kümmert sich auch als freie Hebamme um Mütter und deren Babys. Erst seit 1994 können Hebammen sowohl im Krankenhaus als auch als freie Hebamme tätig sein. „Davor gab es nur entweder oder“, weiß Kayer und sagt: „Die Aufgabenbereiche einer Hebamme sind stetig gewachsen. Kinderwunsch, Schwangerenvorsorge, Stillberatung, Wochenbettbetreuung und natürlich die Geburt, die immer noch das Herzstück unserer Arbeit ist.“

Hebammenmangel

Überhaupt weiß Beate Kayer vieles, was es über das heutige Berufsbild eines der ältesten Berufe der Welt zu wissen gibt. Kein Wunder, ist sie doch Studiengangsleiterin des 2022 gegründeten Bachelorstudiums für Hebammen an der Hochschule Burgenland.

Wie sich eine Geburtshelferin gegen den Hebammenmangel einsetzt

Beate Kayer (r.) ist Studiengangsleiterin des Bachelorstudiums in Pinkafeld.

Dass es diesen Studiengang in Pinkafeld gibt, ist nicht zuletzt auch Kayers unermüdlichen Einsatz für Burgenlands Hebammen zu verdanken. Schon vor Jahren machte die Landesgeschäftsleiterin im österreichischen Hebammengremium auf die vielen unbesetzten Kassenstellen, bevorstehende Pensionierungen und einen damit verbundenen drohenden Mangel an Hebammen im Land aufmerksam. „86 Hebammen gibt es im Burgenland. Das ist nicht viel, wenn man weiß, dass vergangenes Jahr knapp 2.000 Kinder zur Welt gekommen sind und jeder Mutter einen gesetzlichen Anspruch auf eine Nachbetreuung durch eine Hebamme hat.“

Beate Kayer wird ins Entwicklungsteam für den neuen Studiengang einberufen. „Es war großartig, diesen aktiv mitgestalten zu können, und längerfristig gesehen dadurch auch unser Berufsbild“, so die Lehrende. Was der Hebamme aus Leidenschaft außerdem sehr wichtig ist: „Die Hebammen im Land haben sich verändert, genauso wie die werdenden Mütter von heute. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen. Die Frauen fordern mehr Informationen und eine selbstbestimmte Geburt. Das war vor wenigen Jahren noch ganz anders.“

Wie sich eine Geburtshelferin gegen den Hebammenmangel einsetzt

Hebammen haben immer mehr Aufgaben zu bewältigen.

Und trotzdem: „Es liegt noch viel Arbeit vor uns. Dass man in der heutigen Gesellschaft als Frau immer noch sehr viele Nachteile hat, spüren viele erst so richtig, wenn sie Mutter werden. Und das im Jahr 2025 sagen zu müssen, macht mich einfach wütend und traurig zugleich.“

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