Der Greißler aus Überzeugung hat das Geschäft in dritter Generation übernommen. "Aufgebaut hat es mein Großvater, der war noch ein richtiges Familienoberhaupt. Ich habe das Geschäft dann im Alter von 41 Jahren von meinem Vater übernommen. Allerdings ist mein Vater auch noch viele Jahre nach seiner Pensionierung bei mir im Geschäft gestanden, so wie ich heute", erzählt Hans Kaipel.
Warum der Kaipel-Stega, angesichts der Tatsache, dass er schon lange im wohlverdienten Ruhestand Fliegenfischen oder Mandalas malen könnte, trotzdem immer noch arbeitet? "Weil ich zu Hause eh nur von der Kunst leben würde. Meine Frau findet immer Arbeit für mich. Kunst net des mochn, oder kunst net no jenes erledigen?“, erklärt Hans Kaipel schmunzelnd.
Arbeitsbeginn ist um 5 Uhr früh
Der Arbeitstag vom Kaipel-Stega, der beginnt um 4.30 Uhr, "da läutet mein Wecker. Um kurz nach 5 Uhr Früh stehe ich schon im Geschäft und um 6 sperre ich auf. Im Winter muss ich schon auch mal ordentlich Eis kratzen, bis ich bei der Tür reinfinde", lacht der 76-Jährige und erzählt weiter: "Das Hauptgeschäft ist von 6 bis 9 Uhr, dann wirds ruhiger und kurz vor Mittag kommt dann noch ein Schwung an Kunden, die noch gach Zutaten fürs Mittagessen brauchen."
Mit 14 beginnt Hans Kaipel "der Dritte" seine Ausbildung zum Verkäufer. Über 60 Jahre später arbeitet er immer noch gerne in diesem Beruf. "Ich mag den Umgang mit den Leuten und hier in Riedlingsdorf, da kennt man sich natürlich – teilweise schon eine Ewigkeit lang. Früher ist man oft nach Ladenschluss noch zusammengesessen, das war schön. Mittlerweile sind aber viele Stammkunden weggestorben."
Alle Preise sind im Kopf
Was Hans Kaipel nicht so gerne mag? "Waren einschlichten! Ich steh lieber an der Kassa und unterhalte mich mit der Kundschaft." Selbstverständlich weiß der Pensionist ohne Ruhestand die Preise seiner Waren aber alle auswendig.
Ein Geschäft, vier Generationen und "Hans Kaipel" am Türgriff. Der kleine Nahversorger direkt an der Riedlingsdorfer Hauptstraße ist eine Geschichte voller Geschichten.
"Wann genau mein Großvater das Geschäft eröffnet hat, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, aber er hat es aufgebaut. Es war damals schon der einzige Gemischtwarenhandel im Untertrum von Riedlingsdorf. Mein Vater und auch ich haben den Beruf des Verkäufers aber in anderen Unternehmen erlernt, nicht beim Großvater. Dass ich aber auch einmal Verkäufer werde, das stand für mich schon von klein auf fest. Als Bub habe ich immer gesagt, wenn ich groß bin, will ich einmal ein Strobl werden, kein Polizist oder Bauer. Strobl hieß das Geschäft, in dem mein Vater damals gearbeitet hat", erzählt Kaipel.
Damals und heute
Nach seiner offiziellen Pensionierung übergab Hans Kaipel das Geschäft an seine Tochter, blieb aber in Amt und Würden hinter der Verkaufsbudel. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht. "Früher ist es sich mit drei Nahversorgern im Ort und mit drei Kindern daheim trotzdem gut ausgegangen. Aber wenn meine Tochter jemanden dafür bezahlen müsste, der hier arbeitet, würde es sich nicht mehr rentieren. Ich mach es gerne und hoff’, dass ich die Türglocke zum Geschäft noch lange höre."
Und was macht der Kaipel-Stega, wenn er im Urlaub ist. "Nix!", bringt der es lachend auf den Punkt. "Am Strand liegen, oder am Pool, und ab und an einmal auf der Liege umdrehen."
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