Zerrissene FPÖ: 52 Prozent für Neo-Parteichef Alexander Petschnig

AUSSERORDENTLICHER LANDESPARTEITAG DER FPÖ BURGENLAND: PETSCHNIG
Die Nacht der Abrechnung bei den Freiheitlichen im Burgenland: Die Lager von Géza Molnár und Alexander Petschnig schenkten einander beim Parteitag nichts.

Tendenzen einer Parteispaltung? I wo. Das werde bloß von den Medien herbeigeschrieben, rief Konstantin Langhans, Chef der freiheitlichen Jugend, den Delegierten des außerordentlichen FPÖ-Landesparteitags in Güssing zu. Er orte allenfalls eine Entfernung zwischen Basis und Parteiführung.

Ob Spaltung oder Entfernung – wie tief die Gräben in der burgenländischen FPÖ sind, war am Freitagabend im Kulturzentrum Güssing unüberhörbar: „Oarschloch“ wurde aus den hinteren Reihen in Richtung Podium gerufen, als ein Unterstützer von Géza Molnár am Wort war. Der wiederum zieh Alexander Petschnig, seinen Kontrahenten um den Parteivorsitz, der Lüge.

Die Blauen mussten sich gestern bereits zum zweiten Parteitag innerhalb von nur acht Monaten treffen, weil Bundesparteichef Norbert Hofer Mitte Oktober den Landesparteivorsitz hingeworfen hatte. Hofer, der in Güssing wegen einer Corona-Infektion fehlte, hatte es im März nicht geschafft, die seit der verlorenen Landtagswahl zerstrittene Partei zu einen und zu befrieden. Aber im Vergleich zum gestrigen Match zwischen Ex-Landesrat Petschnig und Ex-Klubobmann Molnár war die Auseinandersetzung zwischen Hofer und seinem damaligen Gegenkandidaten Manfred Haidinger im März ein laues Lüfterl gewesen.

Arroganz und Arbeitsverweigerung

Der 36-jährige Eisenstädter Molnár beklagte, dass es in der FPÖ seit Jahren keine Diskussions- und Fehlerkultur gebe, Kritiker würden „abgekanzelt“ und verunglimpft. Er und seine Unterstützer – darunter Langhans, Haidinger und Nationalrat Christian Ries – wollten eine „echte Erneuerung“. Die alte Garde, allen voran Ex-Parteichef Hans Tschürtz, sei „arrogant und selbstgefällig“, war zu hören. Langhans übte scharfe Kritik an der „Anstellung seiner Lebensgefährtin im Klub“, das dürfe nicht sein. „Ich verstehe nicht, dass Du, lieber Alex, das mitträgst und mitverantwortest“, sagte der Jung-Blaue in Richtung Petschnig.

Der 47-jährige frühere Landesrat und Hofer-Vize Petschnig warf Molnár Arbeitsverweigerung vor, weil er keine Reden im Landtag halte und keine Pressekonferenzen bestreite. Zudem behauptete er, Molnár habe monatelang keine Parteisteuer beglichen.

In derart aufgeheizter Stimmung schritten die 147 Delegierten knapp vor 21 Uhr zur Wahl. 52 Prozent der Delegierten (75) stimmten für Petschnig, 48 für Molnar.

Zum Stellvertreter Petschnigs wurde Thomas Karacsony gewählt. Am Ende gab es noch Jubel für die Sieger - die Verlierer hatten da schon den Saal verlassen.

Fix ist: Die FPÖ ist zerrissener denn je.

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