Zahnärzte kämpfen gegen Werbung

Zahnärzte kämpfen gegen Werbung
Ein Bus, der für Zahnbehandlungen in Ungarn wirbt, sorgt für Aufregung. Die Ärztekammer klagt wegen unlauteren Wettbewerbs und warnt vor Risikobehandlungen.

Die Laute der Werbetrommel, die ein ungarischer Zahnarzt vor Kurzem im Nordburgenland rührte, sorgten bis über die Landesgrenzen für Aufregung. Der Zahnarzt hatte eine Woche lang einen Werbebus in Purbach stationiert und war zuvor auch schon in anderen burgenländischen Ortschaften mit seinem Bus unterwegs. Der Bevölkerung seien auch Gutscheine, die in der Ordination in Ungarn eingelöst werden können, ausgehändigt worden. Das ist laut Österreichischer Zahnärztekammer verboten.

Der burgenländische Zahnärztekammer-Präsident Herbert Haider verleiht seinem Ärger nicht nur Ausdruck, er hat bereits Klage wegen „unlauteren Wettbewerbs" gegen den unga­rischen Kollegen erhoben. „Er hat in marktschreie­rischer Art und Weise geworben. So etwas darf es nicht geben. Gesundheit ist kein Handelsgut", sagt Haider.

Das aktuelle Ereignis mit dem Werbebus sei aber kein Einzelfall. Pro Jahr gebe es 30 bis 40 Gerichtsverfahren wegen unlauteren Wettbewerbs, weiß Jörg Krainhöfner, Kammeramtsdirektor der österreichischen Zahnärztekammer. „Wir haben öfter mit ungarischen Zahnärzten Probleme. Es gibt zwar keine Verwaltungsstrafen für unlauteren Wettbewerb. Eine Veröffentlichung nach einem Urteil wegen unlauteren Wettbewerbs in den Medien kommt die Beschuldigten aber trotzdem teuer“, erklärt Krainhöfner.

Verbraucherzentrum

Zahnärzte kämpfen gegen Werbung

Dass – umgekehrt – österreichische Zahnärzte in Ungarn Werbung machen, komme so gut wie nie vor, heißt es aus dem europäischen Verbraucherzentrum (ECC) in Budapest. Grund dafür sei, dass die Preise für den Zahnersatz in Ungarn weitaus günstiger seien und sich daher auch kaum Ungarn in Österreich behandeln lassen.

Genau diese Kostenfrage ist es auch, die laut einem Artikel des Vereins für Konsumenteninformation geschätzte 160.000 Österreicher (Ausgabe 2005) zur Zahnbehandlung in den Osten pilgern lässt. Exakte Daten gibt es nicht. Denn der Zahnersatz wird außer in Ausnahmefällen nicht von der Krankenkasse refundiert.

Zwischen 150 und 350 Euro kostet etwa in einer Zahnarztpraxis in Mosonmagyaróvár eine Krone. Material und Qualität seien gleich wie in Österreich oder der Schweiz, versichert man in der Ordination.

„Da glaubt man, man macht ein Schnäppchen. Dabei sind bei diesen Preisangaben aber die Vorarbeiten wie Röntgenaufnahmen noch gar nicht einberechnet", sagt der burgenländische Zahnärztekammer-Präsident. In Österreich seien provisorische Kunststoffkronen beispielsweise gratis, in Ungarn müsse man dafür bezahlen. In Haiders Praxis kosten Kronen – je nach Material – zwischen 300 und 800 Euro, sagt Haider. „Da sind aber Vor - und Nachbehandlung inkludiert." Dass die Qualität des Zahnersatzes bzw. der Zahnbehandlungen in Ungarn schlechter sei als in Österreich, glaubt Patientenanwalt Gerald Bachinger hingegen nicht.

Rechtssicherheit

„Es gibt etliche Patienten, die mit der Behandlung in Ungarn zufrieden sind. Man muss aber bedenken, dass man die Rechtsschutzmöglichkeiten, die man in Österreich hat, in Ungarn nicht hat“, sagt Bachinger.

Innerhalb der Europäischen Union gibt es für Zahnersatz zwei Jahre Gewährleistung. „Im Falle eines Konfliktes hat man aber im Ausland die schlechteren Karten. Es besteht halt ein Risiko, wenn es zu Problemen kommt.“

Im Streitfall: Anlaufstellen für Patienten

Gewährleistung Auf Zahn­ersatz gibt es innerhalb der EU zwei Jahre Gewährleistung. Wenn es bei Problemen zu keiner Einigung zwischen Arzt und Patient kommt, muss ein Sachverständiger eingebunden werden. Ein Rechtsstreit ist laut dem Verein für Konsumenteninformation zumeist aber eine kostspielige Angelegenheit.

Anwälte Im Ausland sei es schwieriger, sein Gewährleistungsrecht durchzusetzen. In Österreich gibt es Patientenanwälte und Schlichtungsstellen. Patienten, die sich in Ungarn behandeln haben lassen, müssen sich an eine dortige Schlichtungsstelle wenden, sagt Patientenanwalt Bachinger. Wie effektiv diese sind, könne er nicht beurteilen.

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