„Wir hatten keine Ahnung, was mit Pauli los war, haben jedoch am Hals eine Beule festgestellt, die beim Fressen größer und nach dem Schlucken wieder kleiner geworden ist. Natürlich haben wir sofort Tierärzte im In- und Ausland konsultiert“, schildert Michaela Binder, die Mutter der tierliebenden Schülerin, im Gespräch mit dem KURIER. „Es gab mehrere Vermutungen zu den Ursachen, unter anderem einen Riss der Luftröhre. Diese Annahme und auch alle anderen Mutmaßungen entpuppten sich jedoch als glatte Fehldiagnosen.“
Daraus resultierend kam es serienweise zu traurigen, herzzerreißenden und niederschmetternden Prognosen, die die die Eltern dem zwölfjährigen Mädchen gar nicht sagen wollten. „Die Überlebenschancen von Pauli sanken schließlich auf null, Behandlungsoptionen gab es so gut wie keine, eine bekannte Pferdeklinik empfahl sogar eine Einschläferung. Doch das kam nicht infrage. Schließlich stießen wir auf Stefanie Krobath, eine Tierärztin aus St. Michael. Ein Glücksfall für unseren Pauli und uns als Familie.“
Denn die Veterinärin verfügt über ein mobiles Endoskop und eilte sofort zu Hilfe. „Zwei Stunden lang dauerte die Untersuchung“, erinnert sich Michaela Binder gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Alexander Trawnitschek. „Dabei stellte die Ärztin fest, dass die Speiseröhre aufgerissen war.“ Eine Horrorprognose, denn „das geplatzte Stück mit einer Länge von rund 25 Zentimetern musste entfernt werden. Allerdings wurde so eine Operation bis dato weder in Österreich noch in Deutschland durchgeführt.“
„Ich glaube daran“
Trotzdem wollte die engagierte Medizinerin diesen schwierigen Eingriff wagen, den sie allerdings erst bei einem Huhn durchgeführt hatte. „Es gibt zwar kaum Erfahrungswerte, aber ich will es versuchen, weil ich daran glaube, dass es gut ausgehen wird“, sagte damals die Veterinärin, die nach peniblen Vorbereitungen schlussendlich am 29. Jänner zum Skalpell griff. Unterstützt wurde sie dabei vom erfahrenen Tierarzt Klaus Fischl aus Königsdorf.
Fünf Stunden lang dauerte die schwierige Operation, in der nach Herausnahme des aufgerissenen Stücks die beiden gesunden Enden der Speiseröhre wieder zusammengenäht werden mussten. Eine medizinische Meisterleistung, gekrönt von Erfolg. Nach anfänglicher Sondennahrung im Zwei-Stunden-Takt und Infusionen konnte nach einiger Zeit wieder auf Fütterung mit normalem Heu übergegangen werden. „Endlich fraß Pauli wieder ohne Schluckprobleme“, erinnert sich Michaela Binder. „Nach drei Monaten Klinikaufenthalt durfte unser geliebtes Pferd wieder heim in unseren Stall.“
„Heute ist unser Wallach wieder vollständig genesen, galoppiert mit den anderen Pferden über die Weide und nimmt auch brav an Gewicht zu“, freut sich Michaela Binder und fügt hinzu: „Der aufrichtige Dank unserer Familie gilt den beiden burgenländischen Tierärzten, denn ohne ihren Einsatz würde unser Pferd nicht mehr leben.“
Nickend pflichtet Jenna bei und ergänzt lächelnd: „Ja. Die Tierärzte waren super. Ich bin so glücklich, dass mein Pauli wieder ganz gesund ist.“ Einzig eine kleine Narbe erinnert an seine Verletzung, die er vermutlich durch einen Huftritt oder Biss eines anderen Pferdes erlitten hatte.
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