"Wir hatten schon 72-Jährige, die vor gewalttätigem Ehemann floh"

Sozialarbeiterin Bedenik berät Klientinnen
Besonders Frauen aus dem Nordburgenland suchen Schutz im Eisenstädter Frauenhaus

Mit ihren beiden Kindern an der Hand bricht Maria (Name geändert) in ein neues Leben auf. Immer wieder wurde sie von ihrem Mann geschlagen und gedemütigt. Vor Gericht lassen sich die Gewaltexzesse nicht beweisen, das Verfahren wird eingestellt. Im Frauenhaus in Eisenstadt findet Maria Zuflucht. Schließlich schafft sie die Trennung von ihrem Ehemann und sieht optimistisch in die Zukunft.

Jede fünfte Frau in Österreich ist zumindest einmal im Leben von Gewalt betroffen. "Betroffen ist jede soziale Schicht", fügt die Vorsitzende des Frauenhauses Burgenland, Gabriele Arenberger, hinzu. "Wir hatten auch schon eine Ärztin als Klientin, ebenso wie eine 72-jährige Frau, die nach mehr als 40 Ehejahren vor ihrem gewalttätigen Mann zu uns geflüchtet ist", sagt Sozialarbeiterin Kerstin Bedenik.

Meist männlich

Die Hälfte der Frauen, die ins Frauenhaus kommen, haben Migrationshintergrund, die Täter seien meist männlich und in dreiviertel der Fälle Österreicher. "Es ist aber auch schon vorgekommen, dass eine Mutter vor der gewalttätigen Tochter oder eine Frau vor ihren Schwiegereltern zu uns geflüchtet ist," sagt Bedenik.

Was auffalle, dass die Zahl der Opfer psychischer Gewalt zunehme. Diese emotionale Misshandlung passiere meist im Verborgenen, anders als bei physischer Gewalt sieht niemand die Verletzungen. "Die Frauen werden kontrolliert, beleidigt oder ihr Selbstwertgefühl wird untergraben", sagt die Sozialarbeiterin. Als einen Grund für diese Entwicklung vermutet Arenberger die wirtschaftliche Situation. Habe der Täter zum Beispiel seinen Job verloren, werden Aggressionen oft auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.

Bemerkenswert sei auch, dass vor allem Klientinnen aus dem Landesnorden wegen Gewaltproblemen die Einrichtung aufsuchen. Im Südburgenland stehe eher die soziale Not im Vordergrund, weshalb die betroffenen Frauen dort eher das Sozialhaus aufsuchen würden.

35 Frauen mit ihren Kindern sind im Vorjahr in das Frauenhaus gekommen, die Auslastung war mit 70 Prozent eine sehr hohe. Geboten werden vor allem Schutz und Sicherheit, die Klientinnen werden von drei Sozialarbeiterinnen und zwei Psychologinnen beraten oder bei den diversen Behördenwegen begleitet. Der Aufenthalt in der Einrichtung ist kostenlos.

www.frauenhaus-burgenland.at

Tel: 02682/61280

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