Windkraft: Ein Turm pro Tag
Auch wenn es sich um Ikonen der Arbeiterbewegung handelt, an August Bebel und Ernst Thälmann haben SPÖ-Landeshauptmann Hans Niessl und Klubchef Christian Illedits in Magdeburg kaum gedacht.
Schließlich war die burgenländische Abordnung, der auch WiBAG-Chef Peter Schmitl und die Bewag-Bosse Michael Gerbavsits und Reinhard Schweifer angehörten, am Nationalfeiertag ins deutsche Sachsen-Anhalt gereist, um zukünftig Arbeitsplätze ins Burgenland zu bringen - nicht um vergangener Arbeiterführer willen.
In Zurndorf soll heuer mit dem Bau einer Fabrik begonnen werden, in der rund 150 Beschäftigte Betontürme für Windräder herstellen, pro Tag zumindest einen Turm. "Die Verhandlungen sind in der Zielgeraden", sagte Niessl zur Freude von Bürgermeister Werner Friedl.
Wer von der Autobahn A 2 aus Berlin kommend in Magdeburg abfährt, den lotsen Windräder wie Leuchttürme aufs Enercon-Gelände am August-Bebel-Damm. Der 1984 gegründete Windanlagenbauer mit Hauptsitz im ostfriesischen Aurich betreibt in Magdeburg zwei Werke mit 4500 Mitarbeitern. Im größeren am August-Bebel-Damm werden vom Turm über Generatoren bis zu Rotorblättern komplette Windkraftanlagen hergestellt - auch die zwei riesigen E-126 mit je 7,5 MW, die in Potzneusiedl aufgestellt werden.
Das etwas kleinere Werk SKET (Schwermaschinenbau-Kombinat Ernst Thälmann) bietet maßgeschneiderte Präzisionsteilfertigung. "Dort wird noch geschraubt und gefräst", sagt ein Enercon-Mitarbeiter. Ironie der Geschichte, dass Enercon da und dort ein nicht ungetrübtes Verhältnis zu Gewerkschaften vorgeworfen wird.
"Wir haben die Europakarte angeschaut und uns gefragt, was wir im Süden machen", begründet Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig die Wahl des Burgenlandes, wo Enercon bereits 80 Service-Mitarbeiter in Neusiedl/See stationiert hat. Mit Emden und Magdeburg verfügt das Unternehmen mit weltweit 13.000 Mitarbeitern und einem Marktanteil von 25 Prozent in Europa für den zentraleuropäischen Raum bereits über zwei Produktionsstandorte.
Großer Markt
Von Zurndorf aus soll ab 2012 nicht nur der burgenländische Markt versorgt werden (die Bewag setzt in der zweiten Windstrom-Initiative auf Enercon-Produkte), sondern ganz Österreich, Ungarn, Südpolen, Kroatien, Rumänien und eventuell Süddeutschland.
Während Kettwig noch von einer Investitionssumme zwischen 35 und 42 Millionen Euro ausging, dürfte das Projekt mittlerweile weiter gefasst sein. Gegenüber dem KURIER sprach WiBAG-Boss Schmitl von 40 bis 50 Millionen Euro. Der Fördersatz liege bei rund 20 Prozent - allerdings nur der förderbaren Kosten. Schmitl: "Sicher eine der größten Betriebsansiedelungen der letzten Jahre."
Gefördert werden auch künftige Mitarbeiter. In Mattersburg stellt Klubchef Illedits Mitte November eine von Enercon unterstützte Lehrwerkstätte vor, in der 24 Jugendliche Windenergie-Techniker werden können.
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