Donnerstag Abend passiert beides – Vossen feiert den Hunderter mit einem Fest auf dem Werksgelände in Jennersdorf. Eine Erfolgsgeschichte, die der aktuell gebeutelten Industrie im Burgenland guttut.
1961 ist die Jennersdorfer Niederlassung des Konzerns aus Nordrhein-Westfalen eröffnet worden. In den Jahrzehnten danach war das Unternehmen einer der wichtigsten Arbeitgeber im südlichen Burgenland. „Aus fast jedem Jennersdorfer Haushalt war jemand bei Vossen beschäftigt“, erinnert sich Bürgermeister Reinhard Deutsch von der Liste JES.
Neuer Eigentümer
1997 musste der deutsche Mutterkonzern Konkurs anmelden, die Zukunft der Fabrik in Jennersdorf hing am seidenen Faden. Eine Werksschließung wäre für Jennersdorf und die ganze Region „ein Wahnsinn gewesen“, sagt der Stadtchef.
Dazu kam es nicht. Die landeseigene Wirtschaftsagentur sprang für einige Jahre ein, ehe die Linz Textil AG – schon davor Minderheitseigner – 2004 Alleineigentümer von Vossen wurde. Aus einem ehemals deutschen Unternehmen war ein österreichisches mit Sitz in der 4.200-Einwohner-Gemeinde Jennersdorf geworden.
Heute ist Vossen einer der führenden Frottierwarenhersteller Europas. 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – rund 70 davon in der Näherei im benachbarten ungarischen Szentgotthárd – erzeugen luxuriöse Handtücher, Bademäntel und Badeteppiche, die sich durch Weichheit, Saugfähigkeit und Langlebigkeit auszeichnen.
„Vossen steht für Qualität, unsere Produkte halten acht bis zehn Jahre“, sagt Michael Unger, Geschäftsführer für Marketing und Vertrieb. Er führt gemeinsam mit Marco Talasz (Produktion, Personal und Finanzen) das Unternehmen. Beide kommen aus dem Südburgenland.
Rund zwei Drittel der 5,3 Millionen flauschigen Produkte gehen alljährlich in den Export, Partner in 45 Staaten werden beliefert. Ganz oben stehen Österreichs Nachbarn und die Beneluxstaaten.
Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle treffen Vossen fast gar nicht, weil das Unternehmen am amerikanischen Markt kaum präsent ist. Vossen hat vor einigen Jahren versucht, am US-Markt Fuß zu fassen, das sei aber „sehr schwierig“ gewesen, so Unger. In Übersee habe man andere Ansprüche an Hand- und Badetücher. Dick und schwer müssen sie sein statt weich und leicht.
Kreativität gefragt
Wie alle Industriebetriebe belasten auch Vossen hohe Energie- und Personalkosten sowie die schwierige Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. Man sei auf Gas angewiesen, eine Alternative gebe es bisher nicht, bedauert Unger.
Und die hohen Lohnabschlüsse der letzten Jahre seien im Vergleich zur Konkurrenz in Ostasien ein Wettbewerbsnachteil: „Da müssen wir schon sehr kreativ sein“.
Aber, so meint der Manager: „Jammern nützt nichts, wir müssen was tun“. Mit „Innovation und Anpassungsfähigkeit“ könne man auch die nächsten Herausforderungen meistern.
Darin hat Vossen ja schon hundert Jahre Erfahrung. Jetzt wird einmal gefeiert.
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