Zwischen der Gemeinde Neudörfl und der Neudörfler Möbelfabrik – die seit bald 20 Jahren Neudoerfler Office Systems GmbH heißt – besteht ein besonders inniges Verhältnis. Welche Kommune beherbergt schon ein Unternehmen, das ihren Namen trägt?
Gegründet von Karl Markon, einem Grazer, den es 1946 ins Burgenland verschlug, weil die französische Besatzungsmacht seine Bautischlerei in Wien beschlagnahmt hatte, gehört die Firma seit bald 80 Jahren zum Markenkern der Industriegemeinde.
Der Betrieb sei „Aushängeschild und wirtschaftliche Visitenkarte von Neudörfl“, ist auf der Homepage der Marktgemeinde zu lesen.
Ein Aushängeschild, das zuletzt in der allgemein angespannten wirtschaftlichen Lage ein wenig gescheppert hat. Zuletzt sollen neun Mitarbeiter gekündigt worden sein.
Insgesamt ist der Personalstand seit Jänner 2024 um knapp 30 Mitarbeiter auf 231 gesunken. „Als Unternehmen passen wir uns kontinuierlich den Marktanforderungen an und treffen Entscheidungen mit größtmöglicher sozialer Verantwortung“, teilte Neudoerfler mit.
Der Betriebsrat wollte nicht mit dem KURIER sprechen.
Die Gewerkschaft Bau-Holz sieht die Lage nicht sonderlich dramatisch. Kündigungen seien zwar bedauerlich, deren Zahl aber nicht besorgniserregend. Für Gekündigte gebe es zudem einen Sozialplan.
Neuer Geschäftsführer
Änderungen hat es jüngst auch an der Spitze des Büromöbelherstellers gegeben. Anfang des Jahres war der Abgang von Geschäftsführerin Heidi Adelwöhrer bekannt geworden.
Die Managerin hat das Unternehmen verlassen, um sich „neuen beruflichen Herausforderungen“ zu widmen, wie die Industriellenvereinigung Burgenland, deren Präsidentin Adelwöhrer seit 2022 war, mitteilte.
Ihr Nachfolger bei Neudoerfler ist Manfred Huber, der das zur BGO Holding gehörende Unternehmen gemeinsam mit Geschäftsführer Maximilian Schubert leitet, der seit 2023 im Haus ist.
Direkter Draht
Insgesamt befinden sich vier Büromöbelhersteller unter dem Dach der BGO, darunter das Traditionsunternehmen Bene mit Sitz im niederösterreichischen Waidhofen/Ybbs.
Zum „innigen“ Verhältnis zwischen Neudörfl und Neudoerfler gehört auch der direkte Draht, den der seit 1997 amtierende SPÖ-Bürgermeister Dieter Posch zum Hälfteeigentümer der BGO, Erhard Grossnigg, hat.
Als Grossnigg nach dem Tod von Firmengründer Markon das Unternehmen vor mehr als 20 Jahren mit Partnern übernommen und saniert hat, half die Gemeinde mit der Übernahme einer Haftung in Millionenhöhe.
Seither haben der linke Politiker und der Unternehmer eine tragfähige Gesprächsbasis.
Nach dem jüngsten Gespräch ist der Bürgermeister beruhigt. Der Standort Neudörfl werde auch in Zukunft eine eigenständige Rolle in der BGO-Gruppe einnehmen, habe ihm Grossnigg versichert, so Posch zum KURIER.
In Neudörfl war zuletzt die Sorge laut geworden, der Standort könnte zugunsten von Bene abgespeckt werden. Das würde Neudörfl auch finanziell treffen, zuletzt lieferte die Firma fast 285.000 Euro an Kommunalsteuer ab.
Insgesamt macht die Kommunalsteuer 2,5 Mio. Euro aus.
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