Wie Tierbabys am besten geschützt werden

Wie Tierbabys am besten geschützt werden
Die meisten Tierbabys müssen nicht gerettet werden, Hunde sollten in der Natur an der Leine bleiben

Der Frühling und die ersten Sonnenstrahlen locken viele Menschen in die Natur. Das Spazierengehen durch den Wald und über Wiesen liegt seit der Pandemie besonders im Trend. Vorsicht gilt aber im Moment, da für viele Tiere die Natur gerade zur Kinderstube wird.

Sie liegen in Mulden, auf Wiesen, unter Bäumen oder auf Feldern. Die jungen Hasen kommen dieser Tage auf die Welt, ebenso ist es bei vielen Vogelarten, die gerade ihre Jungen großziehen. Immer wieder finden Spaziergänger verwaiste Hasenbabys und andere Jungtiere. Sie anzufassen ist in fast jedem Fall eine schlechte Idee, da sind sich Tierschützer und Jäger einmal einig.

Wie Tierbabys am besten geschützt werden

Hunde sollten bei Spaziergängen über Wiesen und durch Wälder immer an der Leine geführt werden

Beobachten

„Mittlerweile melden sich die Leute, wenn sie einen jungen Hasen vor sich haben, bei uns oder anderen Tierrettungseinrichtungen“, sagt Katharina Michels von der Tierrettung Oggau. Aber meist ist Hilfe für die kleinen Hasen unnötig. „Die Mutter kommt in der Früh und am Abend und säugt die Jungen, sonst bleiben sie alleine“, schildert Michels. Grundsätzlich müsse man beobachten, ob die Tiere verletzt sind.

„Problematisch ist es, wenn Katzen junge Hasen herumtragen, der Speichel ist so aggressiv, dass die Tiere von der Mutter nicht mehr angenommen werden, dann muss man ihnen helfen“, sagt Michels, die schon zahlreiche Hasen aufgepäppelt hat. „Man braucht aber immer mehrere, sonst trinken sie nicht“, weiß die Tierretterin aus Erfahrung. Berührt man die Hasenbabys selbst, sollte man sie mit Gras und Erde abreiben und einfach sitzen lassen. Im Vorjahr sei es ganz extrem gewesen, weil so viele Hasen aus ihrer vermeintlichen Notlage „gerettet“ wurden. Mit ein Grund war sicher der Lockdown, wodurch viel mehr Leute durch die Natur gestreift sind.

Hunde an die Leine

„Heuer kommt mir vor, dass sich die Leute besser informieren, wenn sie einen Hasen finden“, sagt Michels. Wichtig sei auch das Bewusstsein für Hundebesitzer, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen. „Vor allem jetzt im Frühjahr sollten sie nicht frei laufen dürfen, da sie überall auf Wildtiere oder auf Vögel, die gerade brüten, stoßen können“, sagt Michels. Ihre Tierrettung führt sie privat und nicht als Verein. Rund 225 Tiere versorgt sie im Jahr – vom Igel über Schildkröten bis zu Eichhörnchen und verletzten Vögeln. Auch die Tierrettung des Österreichischen Tierschutzvereins bekommt derzeit verstärkt Anrufe von Spaziergängern und Gartenbesitzern. Die Brutzeit vieler Vögel beginnt und die Leute melden die hilflosen Vögel. „Ab und zu landet ein Jungvogel dabei auf dem Boden, wo er von Spaziergängern meist unnötigerweise gerettet wird“, erklärt Ulrike Weinberger, die für die Tierrettung des Österreichischen Tierschutzvereins im Einsatz ist.

In menschlicher Obhut schrumpfen die Überlebenschancen von Jungvögeln drastisch. Auch ihre Auswilderung gestaltet sich äußerst schwierig. Eingegriffen werden sollte daher nur bei offensichtlicher Gefahr oder verlassenen Tieren. Im Zweifelsfall sollten Jäger, Tierärzte oder die Tierrettung kontaktiert werden.

 Tausende Tiere fallen jedes Jahr dem Verkehr zum Opfer

Die Feldhasen sind im Frühjahr besonders aktiv. „Das große und dichte Straßennetz schränkt den Lebensraum der  Tiere stark ein“, erklärt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Im Vorjahr wurden laut offiziellen Daten der Jagdstatistik auf Burgenlands Straßen rund 3.000 Hasen und Wildkaninchen von Lkw und Pkw überfahren. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein, da nicht alle Wildunfälle, bei denen Hasen überfahren werden, gemeldet werden. Zum Vergleich: Erlegt wurden im Jagdjahr 2019/20 im Burgenland  25.424 Hasen, die meisten im Bezirk Neusiedl am See, wo  23.410 Langohren auf der Strecke lagen.

Rund 5.800 Rehe wurden ebenfalls im vergangenen Jagdjahr  Opfer des Straßenverkehrs oder  von wildernden Hunden, wie die Wildverluste-Statistik erhoben hat. 

Der Lebensraum für die Wildtiere schrumpft auch im Burgenland, wie der VCÖ  gemeinsam mit dem WWF mitteilt. „Allein seit dem Jahr 2015 hat der Flächenverbrauch durch den Straßenverkehr laut Umweltbundesamt um mehr als 40 Quadratkilometer zugenommen“, sagt Hanna Simons, Programmleiterin des WWF Österreich.

Im Burgenland gibt es laut VCÖ neben 142 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen auch rund 9.000 Kilometer Landes- und Gemeindestraßen. Sie alle durchschneiden den Lebensraum der Wildtiere und schränken sie ein.

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