In Neusiedl am See waren die Familien Rosenfeld und Löffler sehr beliebt, obwohl sie einer Minderheit angehörten: Einer Volkszählung von 1934 zufolge waren von den damals 4.000 Stadtbewohnern 37 Personen jüdischer Abstammung. Antisemitismus dürfte vor dem „Anschluss“ an Nazi-Deutschland kein allzu großes Thema gewesen sein. Eva Rosenfeld besuchte die katholische Kloster-Volksschule und erinnerte sich auch später gerne an ihre „geliebte Heimat“ im Burgenland zurück.
1936 waren Jakob Rosenfeld und seine Angehörigen finanziell gut situiert. So gut, dass sie sich ein neues Wohnhaus neben der Mühle bauten. Das Haus an der Adresse Untere Hauptstraße 47 steht, im Gegensatz zur Kunstmühle, heute noch. Rosenfeld war auch spendabel: Er unterstützte beispielsweise das Kloster finanziell und spendete Mehl an arme Mitbürger. Besonders religiös sei Jakob aber nicht gewesen, berichten seine Nachfahren.
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Das alles nützte nichts, als im März 1938 die NS-Schreckensherrschaft Einzug hielt. Noch im gleichen Monat wurde der Besitz der Familie Rosenfeld-Löffler von der Gestapo Eisenstadt beschlagnahmt und später „arisiert“. Zur gleichen Zeit wurden bereits viele Jüdinnen und Juden im Burgenland in Lkws deportiert.
Der Neusiedler Mühlen-Familie gelang selbstständig die Flucht nach Ungarn, nachdem sie ihr gesamtes Hab und Gut im neu gebauten Haus zurückgelassen hatten. Man wähnte sich in Sicherheit – bis 1944 auch hier die Judenverfolgung ihren Lauf nahm. Die Familie Rosenfeld-Löffler wurde in Sopron interniert und danach in verschiedene Konzentrationslager transportiert. Julie und Alexander Löffler wurden in Auschwitz-Birkenau unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet. Jakob Rosenfeld starb im KZ Dachau, nur sechs Wochen vor Kriegsende.
„Gerettet“ von Mengele
Rosa und Eva Rosenfeld überlebten durch einen großen Zufall. Ausgerechnet der berüchtigte Massenmörder und KZ-Arzt Josef Mengele wählte Mutter und Tochter zur Zwangsarbeit in einem Sprengstoffwerk aus.
Nach der Befreiung des Außenlagers Münchmühle kehrten die beiden nach Österreich zurück. Der Zutritt zu ihrem Haus in Neusiedl am See blieb den einzigen Überlebenden der Familie Rosenfeld jedoch verwehrt: Hier war mittlerweile die sowjetische Kommandantur eingezogen. Die Mühle war, nach einem Brand im Jahr 1941, längst stillgelegt.
Erst 1953 erhielten Rosa und Eva Rosenfeld, nach einem langen Rechtsstreit, das Eigentumsrecht der Liegenschaft zurück. Sie verkauften das Grundstück 1956 an die Landwirtschaftskammer, die bis heute hier ihr Bezirksreferat betreibt.
Rosa wurde 103 Jahre alt
Rosa Rosenfeld ließ sich in Wien nieder und verstarb dort im Jahr 2004 im Alter von 103 Jahren. Ihre Tochter Eva zog es nach New York, wo sie 1956 den Geschäftsmann Wilfred Dutton heiratete. Nach dem Tod ihres Ehemanns kam Eva Rosenfeld 2005 nach Wien zurück, wo sie bis heute lebt – als eine von Österreichs ältesten Holocaust-Überlebenden.
Auf Initiative von John Dutton-Rosenfeld, einem von Evas drei Kindern, wurde am Montag dieser Woche eine Gedenktafel in der Unteren Hauptstraße 47 enthüllt. In Kooperation mit der Burgenländischen Forschungsgesellschaft und dem Verein Neusiedler Stadtarchiv wurde außerdem eine neue Homepage zusammengestellt, auf der die Geschichte der Familie erzählt wird, unter anderem von Eva Rosenfeld selbst in einem Video-Interview.
Bei der Enthüllung der Gedenktafel sagte John Dutton-Rosenfeld, sichtlich gerührt: „Unabhängig von der Erinnerung, ob gut oder schlecht, ist Neusiedl ein Ort, zu dem ich mich, zusammen mit meiner Familie, tief verbunden fühle.“
Jüdisches Vermächtnis wird gefeiert
Dieser Tage wird ein bemerkenswertes Jubiläum gefeiert: Zum zehnten Mal werden die Europäischen Tage der jüdischen Kultur im Burgenland gefeiert. Veranstalterin ist die Burgenländische Forschungsgesellschaft.
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Ein Großteil der Veranstaltungen hat bereits am 3. September stattgefunden, aber es folgen noch weitere Events bis in den Oktober hinein.
So steht beispielsweise am 19. Oktober (ab 18 Uhr) ein sehr spezielles Konzert in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf auf dem Programm: Die Musikschulen Oberpullendorf und Deutschkreutz bringen das „Mischpoche Musikal“ zur Aufführung.
Dabei gibt es Stücke der burgenländischen Komponisten Carl Goldmark, Walter Arlen und anderer jüdischer Musikschaffenden zu hören. „Im Zentrum steht die Erinnerung an die jüdische Kultur und das verschwundene jüdische Leben im Burgenland“, heißt es in der Konzertankündigung
An drei Montagen im Oktober (2. bis 16. Oktober, immer ab 19 Uhr) werden in der früheren Synagoge außerdem Filme über jüdische Zeitgeschichte gezeigt.
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