WG für demente Menschen gegründet
Zwiebel und Kartoffeln sind geschält, alles ist bereit fürs Kochen. Im Gemeinschaftsbereich sitzen die Bewohner. Es wird in der Zeitung geblättert, "Mensch ärgere dich nicht" gespielt oder einfach nach draußen in den Garten geschaut. Herr Ringbauer sitzt am Tisch. "Mir gefällt es gut hier und ich bin gern mit den Leuten hier zusammen", sagt der Pensionist. Seit Anfang Oktober lebt er mit sieben Mitbewohnern in der Demenz-Wohngemeinschaft in Oberwart. An den Türen hängen die Fotos und Namen der Bewohner – damit sie ihr Zimmer wieder finden. Denn alle Bewohner sind mittelschwer dement.
"Es ist ein neuartiges Konzept", sagt Marc Seper, Geschäftsleiter der Diakonie Südburgenland. 24 Plätze stehen zur Verfügung, derzeit werden sieben Mitarbeiter beschäftigt, die rund um die Uhr vor Ort sind. "Wir richten uns an Leute bis zur maximal vierten Pflegestufe. Ein weiteres Aufnahmekriterium ist eine mittelschwere Demenz", sagt Seper. Die meisten sind noch rüstig und könnten am Gemeinschaftsleben teilnehmen. "Sie passen nicht in ein Pflegeheim", sagt Seper.
Ziel ist es den Leuten ein Wohnen wie zu Hause zu bieten und dazu die nötige Pflege. "Wir achten darauf, dass niemand vereinsamt", erklärt der Geschäftsleiter. Es gibt Gemeinschaftsräume, doch jeder kann sich wenn er möchte in sein Zimmer zurückziehen. Die 30 m² können die Pensionisten selbst gestalten. Liegesessel von zu Hause, Fotos der Lieben und ein Fernseher stehen etwa im Zimmer eines Ehepaares, das gemeinsam eingezogen ist.
"Wir wollen weg vom Pflegeheim- oder Spitalscharakter", sagt Seper. Das Wohnen stehe im Vordergrund, nicht wie bei der intensiven Pflege, wo es meist ums Sterben ginge. Die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft hat das Gebäude in Kooperation mit der Diakonie auf einem ehemaligen Supermarktgelände errichtet.
"In der Früh gibt es ein Frühstücksbuffet, das funktioniert von Tag zu Tag besser", sagt Michaela Herbst. Sie ist Heimhilfe und Senioren Animateurin und kocht für die WG-Bewohner. Ob sie die Senioren schon kennen? "Ich glaube nicht, sie vergessen schon vieles – es ist die Krankheit", sagt Herbst.
Spaziergang
Vor dem Mittagessen geht es für ein Ehepaar und eine weitere Dame zum Spaziergang. "Wir gehen eine Runde um das Gebäude", sagt eine Betreuerin. Herrn Grabenhofer begleitet ein Praktikant. Ob er viel gewandert sei, fragt er den Pensionisten. "Naja am Schneeberg oder so schon, aber keine weiten Strecken. Unfreiwillig bin ich viel marschiert beim Militär", sagt der Mann.
Neben den Betreuern sind auch Logopäden und Ergotherapeuten vor Ort. "Viele Leute sind schon selbstständiger geworden, in der Zeit in der sie bei uns sind", sagt Seper. Plätze für weitere Bewohner gibt es noch.
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