Nordburgenland vom Winde verweht

Nordburgenland vom Winde verweht
Eineinhalb Meter hohe Schneewechten; Schulbusse steckten vier Stunden fest.

Während sich die Situation in Wien und Niederösterreich am Tag zwei nach dem Schneechaos wieder langsam beruhigte, herrschte im Burgenland am Freitag der Ausnahmezustand. Eisige Temperaturen und Windspitzen von bis zu 50 km/h sorgten vor allem im Norden des Landes für Schneeverwehungen und machten Autofahrern und Einsatzkräften schwer zu schaffen. Schulbusse, Pkw und sogar Räumfahrzeuge blieben auf den Straßen im Schnee stecken, verletzt wurde aber niemand.

Michael Trimmel ist mit seinem Räumfahrzeug seit zwei Uhr Früh unterwegs, als er Freitagmittag zum Auftanken im Bau- und Betriebsdienstleistungszentrum Nord ankommt. Auf der B 50 – zwischen Eisenstadt und Breitenbrunn – ging zu dem Zeitpunkt nichts mehr. Bis zu eineinhalb Meter hoch türmte sich der Schnee. Mit Tiefladern musste den Schneemassen zu Leibe gerückt werden, ehe die Räumfahrzeuge weiter konnten. Aufgrund der prekären Situation standen am Nachmittag sogar drei Assistenzzüge des Bundesheeres zu je 30 bis 60 Mann in den Kasernen Eisenstadt und Bruckneudorf in Bereitschaft, erklärte Oberstleutnant Wolfgang Gröbming. Schweres Pioniergerät ist im Burgenland aber nicht verfügbar und müsste aus anderen Bundesländern angefordert werden.

In Neusiedl am See hatte der Bürgermeister Unterstützung angefordert, vier Mann halfen Schneeschaufeln.

Mitten im kilometerlangen Stau auf der B 50 steckten am Vormittag auch drei Schulbusse fest. „Wir sind mehr als vier Stunden mit dem Bus auf der Stelle gestanden. Die Feuerwehr hat uns Verpflegung angeboten, aber wir hatten alle etwas mit“, erzählt Stefanie Dopler, die für ihren Schulweg mit dem Bus normalerweise 15 Minuten braucht. „Angst hatten wir nicht. Es war auf alle Fälle abenteuerlicher als ein normaler Schultag“, sagt die 14-Jährige.

Coke-Spur

Mehr Kopfzerbrechen bereitete das Schneetreiben dem Bürgermeister von Edelstal. Seit 5.30 Uhr waren alle drei Zufahrtsstraßen zur Ortschaft gesperrt. Feuerwehr und Straßenmeisterei waren zwar rund um die Uhr mit der Schneeräumung beschäftigt. „Kaum war eine Seite frei, hat es die andere schon wieder zugeweht“, sagte Bürgermeister Gerald Handig. Folgenschwere Auswirkungen hatte das winterliche Treiben für Coca Cola Hellenic Österreich. Von der Produktionsstätte in Edelstal konnte die Ware nicht abgeholt werden. „Wir haben eineinhalb Tage verloren, Lieferungen an Kunden in ganz Österreich werden sich verzögern“, sagt Coke-Sprecherin Susanne Lontzen. Am Abend wurde eine Fahrspur für den „Notbetrieb“ – für Coca-Cola-Lkw und medizinische Notfälle – geöffnet.

Geschäftsschluss

Finanzielle Einbußen hat das Wetter den Einkaufszentren in Parndorf beschert. Statt bis 19 Uhr waren die Shops im Designer Outlet und im Villaggio nur bis zum späten Nachmittag geöffnet. Zuvor waren Feuerwehr und Polizei im Dauereinsatz, um Lkw-Fahrer und Kunden der Shoppingcenter, die stecken geblieben oder in den Straßengraben gerutscht waren, aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Die Straßen rund um das Industriegebiet mussten immer wieder vorübergehend gesperrt werden. Bis 21.30 Uhr verzeichnete die Landessicherheitszentrale (LSZ) mehr als 300 Einsätze. Es ging in erster Linie um Fahrzeugbergungen. Schwerpunkt der Aktionen lag in den Bezirken Eisenstadt und Neusiedl am See, stärker betroffen waren auch die Bezirke Oberpullendorf (B 62, L 260), Mattersburg (L 102) und der nördliche Teil von Oberwart, in den Bezirken Güssing und Jennersdorf verlief der Freitag hingegen laut Polizei unspektakulär. Landesweit waren rund 20 Straßen gesperrt. Die Sperre der B50 zwischen Eisenstadt und Schützen/Gebirge wurde am Abend aufgehoben.Bei der BH Eisenstadt-Umgebung wurde ein Krisenstab unter der Leitung von Vize-BH Gerald Leitner eingerichtet. „Wir gehen davon aus, dass sich die Situation am Samstag bessert“, sagte Leitner am Freitagabend. Am Flughafen Wien-Schwechat wurden bis Mittag 25 Flüge gestrichen.

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