Wetter und Räuber setzen Teichwirten zu

Wetter und Räuber setzen Teichwirten zu
Direktvermarktung von regionalen Fischen ist gefragt, es bräuchte aber mehr Wasserflächen

Am Fuße der Burg Güssing liegen die Teiche der Familie Hoffmann. Fast einen Quadratkilometer Wasserfläche hat die Familie seit 1934 in Besitz. „Früher haben wir Karpfen für den Großhandel produziert“, sagt Rudolf Hoffmann im KURIER-Gespräch. Doch seit dem EU-Beitritt kommen die Großhandelsfische zum Großteil aus dem Osten. „Preislich können wir da nicht mehr mit“, sagt der Teichwirt.

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Besatzfische

Deshalb züchtet er in seinen Teichen vor allem Besatzfische für Fischereivereine. „Vor allem Raubfische sind in letzter Zeit gefragt“, sagt er. Doch durch die wärmeren Temperaturen hätten Zander und Hecht vermehrt Probleme. Ein Teil der Fische wird auch direkt vermarktet. „Dieser Geschäftszweig ist immer mehr gefragt, wir richten die Fische gleich küchenfertig her – den ganzen Karpfen will fast niemand mehr“, sagt Hoffmann.

„Die Nachfrage nach heimischem Fisch steigt seit einigen Jahren an“, bestätigt auch Wolfgang Pleier von der Landwirtschaftskammer Burgenland, der für die Teichwirte zuständig ist. Mit den osteuropäischen Importen können die heimischen Produzenten allerdings nicht konkurrieren.

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500 Fischteichanlagen

Die Teichwirtschaft ist im Burgenland im Vergleich zur Steiermark oder Niederösterreich nur wenig organisiert. In Österreich gibt es rund 500 genehmigte Fischteichanlagen, die jährlich laut dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus 2.400 Tonnen Speisefisch produzieren. Rund fünf Prozent der Fische die in Österreicher pro Jahr verspeist werden, kommen aus dem Inland, der Rest wird importiert. „Wir versuchen gerade, eine gemeinsame Basis für die Teichwirte im Burgenland zu schaffen“, sagt Pleier. Die Landwirtschaftskammer ist die Schnittstelle für die Betriebe, um sie bei Vermarktungskonzepten zu unterstützen, bei Behördenwegen zu begleiten und um notwendige Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten.

So wie Hoffmann haben auch viele andere Teichwirte ein Problem: die zu warme Wassertemperatur. „Auch das Wasser-Nutzungsrecht ist problematisch. Es fehlen Wasserflächen, die intensiv für die Fischzucht genutzt werden können“, weiß Pleier. Neue Betriebe hätten dabei oft Schwierigkeiten. Aber es gibt auch Indoor-Aquakulturen im Burgenland. Etwa in Sigless, wo Afrikanischer Wels, oder in Pamhagen, wo Zander gezüchtet wird. „Solche Anlagen sind zwar wassersparend, haben aber hohe Investitionskosten und es braucht viel Wissen, um sie am Laufen zu halten“, weiß Pleier.

Neueinsteiger in Tauchen

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Romeo Schermann ist erst vor einigen Jahren in die Teichwirtschaft eingestiegen. Er hat Teiche in Tauchen, einem Ortsteil von Mariasdorf, gekauft und wollte daraus etwas machen. Entschieden hat er sich für die Stör-Zucht. Seit 2016 stellt er Kaviar her und verkauft auch Fisch-Filets. Das Geschäft läuft gut, auch mit dem Fischotter hat er sich arrangiert – dank eines Elektrozauns.

„Bei unserer großen Anlage können wir keine Elektrozäune machen, um uns zu schützen. Wir müssen uns mit den Räubern arrangieren, weil wir sie nicht bekämpfen dürfen“, sagt Hoffmann. Fischotter, Reiher und Kormoran stehen unter Naturschutz und machen vielen Teichwirten im Land zu schaffen. Trotzdem hofft Pleier, dass noch Betriebe dazukommen, um die heimische Produktion an Fisch zu steigern.

Tag der Teichwirtschaft

Am Freitag, 30. August, findet im Rahmen der Inform in Oberwart der Tag der burgenländischen Teichwirtschaft statt. Ab 15 Uhr gibt es für die Teichwirte ein Vortragsprogramm über Aquakulturen und Gesundheitsprogramme für Fische. Es gibt auch einen Überblick über die Fischarten in den burgenländischen Gewässern und Informationen, wie man Angelteiche richtig bewirtschaftet. „Ab 18  Uhr gibt es eine Diskussion“, sagt Wolfgang Pleier von der Landwirtschaftskammer. 

Fischproduktion und Aquakultur seien weltweit boomende Wirtschaftszweige, die  auch im Burgenland  flächendeckend gestärkt werden sollen. „Wir wollen sowohl den Ausbau der momentanen Fischerzeugnisse sowie die damit einhergehende Steigerung des Selbstversorgungsgrades bei Speisefischen erhöhen“, sagt Pleier.

Förderung

Unterstützung für neue Betriebe in diesem Sektor  gibt es aus dem Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF): Für die Periode 2014 bis 2020 stehen daraus für ganz Österreich Fördermittel von insgesamt 13,9 Millionen  Euro zur Verfügung – auf das Burgenland entfallen davon rund 400.000 Euro.

Ziel des „Tags der Teichwirtschaft“ ist eine bessere Vernetzung   und eine  Weiterbildung der Aquakulturbetriebe im Burgenland.
 

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