Wenig Zivis, mehr Einsätze: Herausforderungen für Rotes Kreuz

Wenig Zivis, mehr Einsätze: Herausforderungen für Rotes Kreuz
Die Anforderungen an das Rote Kreuz steigen. Rettungsdienstleiter Hans Peter Polzer erklärt, wie diese bewältigt werden sollen.

 Es war ein Donnerstag im Dezember, als Jana Schuller, Julia Walzer und Sandra Wenzl zu einem Seminar nach Oberwart unterwegs waren. Doch schon kurz nach dem Aufbruch in Eisenstadt krachte es: Zwei Pkw waren auf der S31 bei Eisenstadt mit einem Lastwagen kollidiert. Die drei jungen Damen – sie sind Rettungssanitäterinnen beim Roten Kreuz Eisenstadt – leisteten den Verletzten Erste Hilfe.

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Der Unfall mit mehreren Verletzten auf der S31

„Wir haben zwar nicht gesehen, wie der Unfall passiert ist, aber wir waren das erste Fahrzeug, das stehen geblieben ist“, erzählt das Trio. Alle drei absolvieren gerade beim Roten Kreuz ihr Freiwilliges Sozialjahr.

Dieses wurde 2015 eingeführt, um den Mangel an Zivildienern zu kompensieren. Rund 20 junge Leute konnte man 2019 für das Sozialjahr begeistern. Vor allem junge Frauen würden sich melden, vereinzelt aber auch junge Männer, sagt Rettungsdienstleiter Hans-Peter Polzer.

„Es kommen eben immer weniger Junge zum Zivildienst.“ Teils würden bis zu 20 Prozent Zivis fehlenden. Grund dafür seien einerseits geburtenschwache Jahrgänge, aber auch immer öfter Untauglichkeit der Stellungspflichtigen. Mit dem Sozialjahr versuche man, den Engpass an Zivis auszugleichen. „Das gelingt uns ganz gut, aber nicht ganz.“ Im Sommer musste das Rote Kreuz vorübergehend Teilzeitkräfte einstellen.

Wenig Zivis, mehr Einsätze: Herausforderungen für Rotes Kreuz

 Schuller, Wenzl und Walzer absolvieren das freiwillige Sozialjahr

260 Euro Taschengeld pro Monat bekommt man im Freiwilligen Sozialjahr, das zwischen neun und zwölf Monate dauert. Für Jana Schuller ist die Erfahrung unbezahlbar: „Ich möchte Medizin studieren, da ist das eine gute Vorbereitung. Ich kann es jedem empfehlen“, sagt die 19-jährige Nordburgenländerin.

Längere Transportwege

Für das Rote Kreuz ist der Zivildienermangel aber nicht die einzige Herausforderung, der es sich künftig stellen muss. Denn auch die Einsatzzahlen steigen, die Transportwege werden länger und die Einsätze zeitintensiver, weiß der Rettungsdienstleiter.

2018 hat es im Rettungs- und Sanitätsdienst mehr als 86.000 Einsätze gegeben. Auch wenn die Statistik für 2019 noch nicht am Tisch liegt – für Polzer ist eines klar: „In diesem Jahr werden die Zahlen sicher darüber liegen.“

Grund für diese Entwicklung sei die Überalterung der Bevölkerung, aber auch die „optimale Versorgung“. Was das bedeutet? „Heute werden die Patienten nicht automatisch in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert. Die Versorgung konzentriert sich immer mehr auf Schwerpunkt-Krankenhäuser.“

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Rettungsdienstleiter Hans Peter Polzer

Ein Patient aus dem Südburgenland etwa, der einen Herzkatheter benötigt, wird nicht automatisch ins KH Oberwart gebracht, sondern eher nach Wr. Neustadt oder Graz. Fast täglich fahre das Rote Kreuz Burgenland Spezialkliniken in Wien und Graz an.

Um das System aufrechtzuerhalten, werden auch immer wieder Freiwillige gesucht. „2019 haben wir uns auch sehr bemüht, die Freiwilligenzahlen im Rettungsdienst zu halten bzw. zu erhöhen.“ Neue ehrenamtliche Mitarbeiter – vor allem für den Rettungsdienst – werden gesucht. „Wir haben die passende Jacke für dich“ heißt die Kampagne, deren Motto wohl auch die kommenden Jahre nicht aus der Mode kommen wird.

Die Leistungen des Roten Kreuzes

Im Jahr 2018 wurden  im Rettungs- und Sanitätsdienst des Roten Kreuz Burgenland 3.325.730 Kilometer zurückgelegt. Das entspricht einer 83-fachen Erdumrundung.

 Es gab 6.621 Notarzt- und 26.586 Rettungseinsätze. Außerdem wurden 51.446 Sanitätseinsätze (Krankentransport) gezählt.

Der Ärztenotdienst wurde 1.404- mal gerufen. Insgesamt gab es im Burgenland 86.057 Einsätze.


Von den freiwilligen  Mitarbeitern des  Roten Kreuz im Burgenland wurden im Jahr 2018 allein im Rettungsdienst 106.277 unbezahlte Dienststunden geleistet. Bei einer Bewertung von nur 27 Euro pro Stunde ergibt das für die burgenländische Bevölkerung eine Ersparnis an Steuermitteln in der Höhe von rund 2,8 Millionen Euro.


Im Jahr 2018 gab es im Burgenland  3.573 Freiwillige  sowie 224 hauptberufliche Mitarbeiter.  159 Männer versahen ihren Zivildienst bei der Organisation.
 261 First Responder des Roten Kreuz waren 2.860-mal im ganzen Land im Einsatz. Und es gab 22 Teilnehmer am Freiwilligen Sozialjahr.

Die Bilanz für 2019 soll im Frühjahr vorliegen.

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