Das klang dann so: Es sei zwar „nicht erfreulich“, dass die SPÖ landesweit 24 Bürgermeister mehr als die ÖVP stelle, „trotzdem“ verfüge die ÖVP über 71 Bürgermeister. Und obwohl auch der Rückstand in den Gemeinderäten größer wurde, habe die ÖVP gegenüber der letzten Kommunalwahl 2017 „trotzdem“ nur 1,96 Prozent der Stimmen verloren. Die Volkspartei bleibe trotz allem das einzige politische Gegengewicht zur absolut regierenden SPÖ.
Dort zelebrierte man unterdessen den „historischen Wahlsieg“, der die „hochgesteckten Erwartungen noch übertroffen“ habe, wie SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst anstelle des nach seiner jüngsten Kehlkopf-Operation noch rekonvaleszenten LH Hans Peter Doskozil kundtat. Um „nichts an PS zu verlieren“, kündigte Fürst eine eigene Parteischule an, in der Funktionäre auf die Aufgaben in den Gemeinden vorbereitet werden.
Die ÖVP, so dozierte Politikwissenschafter Fürst, habe sich „als Organisationspartei aufgegeben“; er habe immerzu auf deren Einstieg in den Wahlkampf gewartet, aber „es kam nix“. Zudem habe die Volkspartei im Vorfeld der Kommunalwahlen „die Zügel schleifen lassen“ und handwerkliche Fehler gemacht, ätzte der rote Parteimanager. Antwort seines türkisen Visavis Patrik Fazekas: „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“.
Wirklich nicht?
Was ist seit dem Herbst 2017 passiert, als die ÖVP im Sog von Sebastian Kurz bei den Kommunalwahlen bis auf einen Bürgermeister zur SPÖ aufschließen konnte und die Roten ratlos schienen? Bei der SPÖ hat bald danach de facto Doskozil das Steuerrad übernommen und dafür gesorgt, dass im roten Schiff die Schlagzahl erhöht und synchronisiert wird. Was Organisation, Personalpolitik, hierarchische Ordnung und Message Control betrifft, brauchte Doskozil den Vergleich mit Kurz nie zu scheuen.
Die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl 2020 war ein erster Paukenschlag. Während Doskozil von Kurz gelernt hat, begnügten sich die burgenländischen Türkisen damit, Kurz zu bewundern – und auf seine Zugkraft zu vertrauen.
Umso größer, um nicht zu sagen bedrohlicher, das Problem, seit Kurz weg ist und Doskozil immer noch da. Die ÖVP Burgenland kann Doskozil bisher thematisch nichts entgegensetzen und will ihm offenkundig in seiner Abgrenzung von der eigenen Bundespartei nicht nachhüpfen, obwohl Doskozil mit dieser Polarisierung auch stark mobilisiert. Sagartz würde sich vermutlich lieber die Zunge abbeißen, als „seinen Kanzler“ oder auch nur einzelne Vorhaben der Bundesregierung öffentlich zu kritisieren.
Stattdessen wird Sagartz – der beim Landesparteivorstand am Montag nicht infrage gestellt wurde – durchs Land touren und sich bei Sprechtagen der Bevölkerung stellen. 2025 will er bei der Landtagswahl als Spitzenkandidat antreten.
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