Weinskandal vor 40 Jahren: Wie die BF damals berichtet hat

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Im Jahr 1985, also vor 40 Jahren, wurde öffentlich, dass mehrere österreichische Winzer Spätlese- und Prädikatsweine mit Diethylenglykol versetzt hatten, um höhere Süßegrade und damit Qualität vorzutäuschen.

Die Weine wurden entgegen dem Weingesetz nicht nur mit Zucker angereichert, sondern mit dem Frostschutzmittel gestreckt – teils gelangten sie auch über deutsche Großabfüller in den Handel. Gesundheitsschäden wurden keine bekannt, der Vertrauensverlust am Markt war jedoch massiv.

Der Exportmarkt brach zusammen, Millionen Flaschen mussten zurückgerufen werden. Vor allem kleine, unbeteiligte Winzer litten unter den Folgen. Zwei burgenländische Winzer wurden schließlich zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der Chemiker Otto Nadrasky galt als Berater der Hauptverantwortlichen, Karl Grill, Inhaber der Firma Gebrüder Grill, nahm sich nach seiner Verurteilung das Leben. Der Skandal war wochenlang Thema in den Medien und führte zu einer tiefgreifenden Krise im österreichischen Weinbau. 

Als Nebeneffekt wurde publik, dass auch deutsche Abfüller gegen geltendes Recht verstießen. Die Branche reagierte schließlich mit einem der strengsten Weingesetze Europas – der Beginn eines radikalen Qualitätswandels.

Wie die BF berichtete

Natürlich wurde auch im Burgenland umfassend über den Skandal berichtet, unter anderem von der Burgenländischen Freiheit (BF), deren gesamtes Onlinearchiv (April 1922 bis 2007; Anm.) seit September 2010 unter bf-archiv.at öffentlich zugänglich ist.

Die sozialdemokratische Wochenzeitung hatte die für die Weinwirtschaft katastrophale Angelegenheit in den Monaten Juli und August 1985 drei- beziehungsweise viermal auf der Titelseite:

„Wein: Hart durchgreifen, kontrollieren, werben!“ (17. Juli 1985), „Wein: Händler in Haft. Gesetz verschärfen“ (24. Juli 1985) und „Neues Weinrecht wird so streng wie nie“ (31. Juli 1985).

Im August folgten dann „Verteidigungsschlacht für die reinen Weine“ (7. August 1985), „Kampf ums Weinrecht: Verwässerung?“ (14. August 1985) und „VP: ,Jein‘ zu strengen Weinkontrollen“ (21. August 1985) sowie „Drohgebärden der VP schaden nur dem Export“ (28. August 1985).

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