Wildunfälle: Warum Ausweichen gefährlich ist

Wildtiere (Symbolbild)
Wenn die Tage kürzer werden, ist auf den Straßen erhöhte Vorsicht geboten. Denn die Dämmerung, in der Wildtiere besonders aktiv sind, fällt jetzt in die Zeit des stärksten Berufsverkehrs.
Die Mobilitätsklubs beobachten jedes Jahr im Herbst einen Anstieg der Wildunfälle mit Personenschäden. Im Jahr 2024 gab es österreichweit 314 solcher Unfälle, bei denen 372 Menschen verletzt wurden.
- Nicht anfassen: Wer nach einem Wildunfall ein verletztes oder totes Tier mitnimmt, macht sich unter Umständen wegen Diebstahls strafbar. Die Polizei oder der Jagdaufseher sind auch dann zu verständigen, wenn das verletzte Tier weiterläuft.
- 314 Wildunfälle: Die meisten Wildunfälle mit verletzten Personen gab es 2024 in Niederösterreich (103), gefolgt von Oberösterreich (76), der Steiermark (55), Kärnten (34), Tirol (17), dem Burgenland (16), Salzburg (12), Wien (1) und Vorarlberg (0).
Das Burgenland liegt bei der Zahl der Wildunfälle mit verletzten Personen im Bundesländervergleich im Mittelfeld: 16 waren es im vergangenen Jahr.
Der ÖAMTC erinnerte am Montag in einer Aussendung daran, dass die schwersten Schäden bei diesen Kollisionen oft gar nicht durch das Tier zustande kommen – sondern die Folge von missglückten Ausweichmanövern sind.
Gefährliche Ausweichmanöver
Der Fahrtechnikexperte Roland Frisch vom ÖAMTC erklärt: „Instinktiv möchte man es natürlich vermeiden, mit dem Tier zu kollidieren und weicht aus. Allerdings kann das auf Straßen mit Gegenverkehr oder Hindernissen an den Straßenrändern, etwa Bäumen, fatal sein.“
In der Regel sei es besser, den Zusammenstoß mit dem Tier in Kauf zu nehmen, so Frisch.
Rechtliche Risiken
Dabei sollte man die Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht vergessen: Notbremsmanöver ohne zwingenden Grund sind verboten. Laut ÖAMTC werden diese bei Hirschen, Rehen oder Wildschweinen als gerechtfertigt eingestuft, bei kleineren Tieren aber meist nicht. „Kommt es durch eine Vollbremsung wegen eines Hasen oder eines Igels zu einem Auffahrunfall, kann Bremsende ein Mitverschulden treffen“, weiß ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer.
Zum richtigen Verhalten bei Wildwechsel rät der ÖAMTC: Vor allem in ausgeschilderten Wildwechsel-Bereichen sollte vorausschauend und bremsbereit gefahren werden. Wichtig sei auch, stets beide Fahrbahnseiten im Blick zu behalten.
Befindet sich ein Tier noch in sicherer Entfernung, kann Abblenden und Hupen die Gefahrensituation entschärfen.
Lässt sich ein Zusammenstoß mit einem Tier nicht vermeiden, wird folgendes Verhalten empfohlen: An sicherer Stelle anhalten, Warnblinkanlage einschalten, Warnweste anziehen, die Unfallstelle mit dem Pannendreieck absichern, eventuelle Verletzte versorgen und die Polizei oder den Jagdaufseher verständigen.
Mehr Verkehrstote im Burgenland
Seit Jahresbeginn 2025 sind auf burgenländischen Straßen 15 Menschen ums Leben gekommen – zwei mehr als in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024. Im Bundesländervergleich ist es dennoch der drittniedrigste Wert nach Wien und Vorarlberg (je elf Verkehrstote).
Der VCÖ verzeichnet in diesem Jahr österreichweit einen Anstieg der Verkehrstoten: Deren Zahl ist bis Anfang Oktober um 22 auf 303 gestiegen. Und das Burgenland bildet in der traurigen Statistik keine Ausnahme.
Um die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu senken, appelliert der VCÖ, bei den Hauptursachen anzusetzen. Drei Viertel der Todesfälle von Pkw-Insassen seien auf Ablenkung und überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Der VCÖ spricht sich für Tempo 80 auf Freilandstraßen und verstärkte Tempokontrollen aus. Darüber hinaus sollte „Handy am Steuer“ als Delikt ins Vorwarnsystem aufgenommen werden.
VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky ist der Meinung, dass sich Österreich in puncto Verkehrssicherheit ein Beispiel an der Schweiz nehmen sollte: „Die Schweiz hat mit Tempo 80 auf Freilandstraßen und Tempo 120 auf Autobahnen niedrigere Tempolimits. Die Toleranz beim Überschreiten von Tempolimits ist geringer und die Strafen sind höher.
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