Von Nebersdorf bis Myanmar: Ein Jahr mit dem Rad unterwegs

Von Nebersdorf bis Myanmar: Ein Jahr mit dem Rad unterwegs
Rita Ratasich ist 9.400 Kilometer geradelt. Wegen der Corona-Krise muss sie ihre Reise beenden und hofft auf einen Rückflug.

Vor etwa mehr als einem Jahr, am 8. März 2019, ist Rita Ratasich aufgebrochen, um die Welt zu entdecken und zwar mit dem Fahrrad

Mehr als 9.400 Kilometer hat die Mittelburgenländerin – sie kommt aus Nebersdorf – zurückgelegt. Bis Mai wollte die 29-Jährige weiterradeln.

Doch wegen der Ausbreitung des Coronavirus wird sie ihre Reise unterbrechen.

„Seit Mittwoch bin ich in Yangon“, sagt Ratasich im Gespräch mit dem KURIER. Yangon (früher: Rangun) ist mir mehr als fünf Millionen Einwohnern die größte Stadt Myanmars, des früheren Burmas.

Von Nebersdorf bis Myanmar: Ein Jahr mit dem Rad unterwegs

Rita Ratasich lernt immer neue Länder kennen

Die Burmesen seien sehr entspannt, „es ist sehr ruhig hier“. Momentan gebe es in dem asiatischen Land noch keine bestätigten Fälle von Corona, sagt Ratasich.

Trotzdem wisse die Bevölkerung auch in den entlegensten Dörfern am Land von der Ausbreitung des Virus, auch wenn man bislang verschont geblieben sei.

„Wenn ich die Nachrichten höre, scheint es zu Hause schlimmer zu sein“, sagt Ratasich.

Dennoch wolle sie wieder in ihre Heimat. „Falls sich das Virus auch hier ausbreitet, ist die gesundheitliche Versorgung sicher nicht so gut wie in Österreich.“

Von Nebersdorf bis Myanmar: Ein Jahr mit dem Rad unterwegs

 Ankunft in Yangon

Planänderung

Ihren Rückflug hatte sie ursprünglich für Ende Mai gebucht. „Ich wollte den Sommer daheim verbringen und meine Tour im Herbst fortsetzen.“

Doch die Pläne müssen geändert werde, und zwar rasch.

Denn Thailand, sagt Ratasich, wolle bald seine Grenzen schließen. „Ich hoffe, dass in den kommenden Tagen noch ein Rückflug aus Bangkok geht.“

Es sei jetzt „nicht mehr das Beste“, weiterzureisen, weil man nicht mehr in Kontakt mit der Bevölkerung kommen werde. Denn gerade das sei es, was ihre Reise so besonders mache.

„Man nimmt ein Land vom Fahrrad anders war und man lernt dabei die Einheimischen besser kennen.“ Rita Ratasich weiß, wovon sie spricht.

Von Nebersdorf bis Myanmar: Ein Jahr mit dem Rad unterwegs

An der Grenze zu Myanmar

"Frauen sind die Oberhäupter"

Als sie vor etwa einem Jahr von Nebersdorf losfuhr, radelte sie bis Kasachstan. Von dort sei sie dann weiter nach Indien geflogen.

In Meghalaya, einem von drei mehrheitlich christlichen Bundesstaaten Indiens, habe sie die größte Überraschung erlebt. „Die Bevölkerung ist zu 70, 80 Prozent christlich. Die Frauen sind dort die Oberhäupter der Familien.“

100 Radfahrer aus 20 Nationen kennengelernt

Zu Beginn ihrer Tour wurde die 29-Jährige für ein paar Wochen von einem Freund begleitet. Als er heimfuhr, stellten sich ihre Sorgen vor der Einsamkeit als unbegründet dar.

„Ich habe mehr als 100 Radfahrer aus über 20 Nationen kennengelernt.“ Immer wieder habe sie neue Wegbegleiter gefunden. Auch die Kommunikation habe gut geklappt. „Zur Not unterhält man sich mit Händen und Füßen.“

Neuseeland im Visier

An ein und demselben Platz hält es Rita Ratasich ohnehin nie lange aus. Als Kellnerin verrichtet sie Saisonarbeit, u. a. in Lichtenstein und Osttirol.

Dazwischen sitzt sie fest im Sattel: 2016 trat sie von Nebersdorf bis Istanbul in die Pedale, 2017 ging’s per Zweirad durch Südostasien.

Zur Vorsicht in Quarantäne

Was als nächstes am (Reise-)Plan steht? „Ich möcht im Herbst nach Neuseeland radeln. Aber jetzt will ich erst nach Hause.“

Ihre Familie wird sie dennoch nicht in den Arm nehmen: „Auch wenn die Wiedersehensfreude nach einem Jahr groß ist – ich werde mich zur Vorsicht zwei Wochen in Quarantäne begeben.“

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