Volksgruppen feiern ein Vierteljahrhundert zweisprachige Ortstafeln

Festakt 25 Jahre zweisprachige Ortstafeln
In Großwarasdorf (Veliki Borištof) wurde an die erste, im Sommer 2000 aufgestellte zweisprachige Ortstafel erinnert.

Schon am 13. Juli jährte sich der Jahrestag der ersten offiziellen zweisprachigen Ortstafel im Burgenland zum 25. Mal. Wegen Terminkollisionen folgte der offizielle Festakt am Ort des Geschehens erst am Freitag. Das Österreichische Volksgruppenzentrum (ÖVZ) und die mittelburgenländische Gemeinde Großwarasdorf luden zur Veranstaltung „25 Jahre zweisprachige Ortstafeln im Burgenland – Volksgruppenpolitik im europäischen Kontext“.

Mit Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel und Landwirtschaftskammerpräsident Niki Berlakovich (beide ÖVP) waren auch zwei aus dem Quartett vertreten, das im Sommer 2000 die erste burgenlandkroatisch-deutsche Ortstafel in Großwarasdorf (Veliki Borištof) enthüllt hatte.

Auch das geschah damals mit reichlicher Verspätung. Festgeschrieben waren die zweisprachigen Ortstafeln im Artikel 7 des Staatsvertrags von 1955, es dauerte aber Jahrzehnte bis zur Umsetzung.

47 plus vier

Immerhin früher und friedlicher als in Kärnten, wo es teils erbitterten Widerstand gegen deutsch-slowenische Tafeln gab. Wiewohl es auch im Burgenland nicht friktionsfrei war. Der Kroatische Akademikerklub hatte immer wieder selbst gebastelte Ortstafeln aufgestellt und dafür neben Geldstrafen auch verbale „Watschen“ kassiert.

Die Enthüllung der ersten Tafel war dann aber ein Volksfest. Insgesamt stehen seither in 47 burgenlandkroatischen Ortschaften und vier ungarischsprachigen Gemeinden doppelsprachige Tafeln.

Beim Festakt wurde aber nicht nur verklärt zurückgeblickt, es sei auch darum gegangen, „wo man noch mehr tun muss“, sagt Josef Buranits, Vorsitzender des Beirates für die kroatische Volksgruppe und als ÖVZ-Generalsekretär Mitveranstalter.

Wo ist noch mehr zu tun? Bei „öffentlicher Zweisprachigkeit“ und „der Amtssprache“. Denn in Verwaltungsbezirken mit kroatischer oder gemischter Bevölkerung ist die kroatische Sprache zusätzlich zum Deutschen als Amtssprache zugelassen. Bezeichnungen und Aufschriften topografischer Natur werden sowohl in kroatischer als auch in deutscher Sprache verfasst – auch das ist im Artikel 7 nachzulesen. Ganz wichtig ist Buranits darüber hinaus die Ausbildung für mehrsprachige Pädagogik in den Kindergärten, denn es „geht nicht nur darum, dass dort zwei Stunden Kroatisch gesprochen wird“.

In Großwarasdorf zu Gast waren am Freitag auch Vertreter der ostdeutschen Sorben, die im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien leben. Diese westslawische Gruppe sei durchaus mit den Burgenlandkroaten vergleichbar, so Buranits, auch was die Zahl aktiver Sprecher (20.000 bis 30.000) angeht.

Bis zur Schule Ungarisch

Neben den Kroaten leben noch zwei weitere der insgesamt sechs anerkannten Volksgruppen Österreichs (auch) im Burgenland: Ungarn und Roma. Erstere haben auch vier der zweisprachigen Ortstafeln im Land. Neben Oberwart (Felsőőr), Unterwart (Alsóőr) und Siget in der Wart (Őrisziget) allesamt im Bezirk Oberwart noch Oberpullendorf (Felsőpulya)

Nikolaus Dominkovits ist dort nicht nur SPÖ-Vizebürgermeister, sondern auch im mittelburgenländisch-ungarischen Kulturverein aktiv.

Er wünscht sich, dass schon im Kindergarten und der Volksschule Ungarisch forciert würde. Dominkovits (64) selbst hat bis zum Schuleintritt nur in seiner Muttersprache Ungarisch gesprochen. Dafür wurde in der Schule nur noch in Deutsch unterrichtet, das Lesen und Schreiben in Ungarisch musste er sich selbst beibringen. „Ich beherrsche es nicht perfekt“, bedauert Dominkovits.

Kommentare