Versorgung mangelhaft: Nur 5 Hautärzte auf Kasse für 300.000 Burgenländer

Hautkrebsvorsorge ist eine wichtige Kassenleistung, die immer weniger Ärzte anbieten.
Drei von sieben Bezirke im Burgenland haben keine Kassenärzte. Und in einem Jahr geht der beliebteste Hautarzt des Landes in Pension.

von Vanessa Halla

Es sind Zahlen, die buchstäblich unter die Haut gehen. Auf rund 300.000 Einwohner im Land kommen lediglich fünf Hautarztordinationen mit Kassenvertrag. Weitere elf Wahlärzte stehen Burgenlands Patienten landesweit bei Hautkrankheiten zur Verfügung. Die Bezirke Neusiedl am See, Oberpullendorf und Jennersdorf haben gar keine Kassenstellen.

Damit bildet das Burgenland bei der Versorgung im Bereich der Dermatologie das Schlusslicht Österreichs

Aber warum ist die Versorgung ausgerechnet in diesem Bereich so mangelhaft?

Zum Großteil ausschlaggebend dafür ist eine weitere burgenländische "Schlusslicht-Position", nämlich jene der Kassenhonorare. Und vielleicht auch der große Arbeitsaufwand:

"Ich behandle im Schnitt 140 Patienten am Tag und verbringe weit mehr Stunden in meiner Ordination, als am Türschild bei den Öffnungszeiten angegeben ist"

von Kai Pleyer

beliebtester Hautarzt des Landes in Oberwart

"Burgenlands Ärzte verdienen um zwölf Prozent weniger als der Durchschnitt in Österreich. Vor allem Hautärzte verdienen in den angrenzenden Bundesländern viel mehr. Dazu kommt, dass wir in den burgenländischen Krankenanstalten keine Dermatologie haben und dadurch keinen Nachwuchs ausbilden können", erklärt Ärztekammerpräsident Christian Toth den Mangel an Hautärzten im Land.

Monatelange Wartezeiten für Patienten

Dass allerdings gleich drei Bezirke komplett ohne Hautarzt dastehen, sieht Toth auch als strukturelles Problem: "Neusiedl kann schon seit fünf Jahren nicht mehr mit einer Kassenstelle besetzt werden und auch einen Kassenarzt für Jennersdorf zu finden, erweist sich als sehr schwierig. Das Burgenland muss Hautärzte also aktiv abwerben, aber solange es keine Vereinheitlichung der Kassenhonorare gibt, gestaltet sich das als herausfordernd."

Versorgung mangelhaft: Nur 5 Hautärzte auf Kasse für 300.000 Burgenländer

Bis April war Kai Pleyer der einzige Hautarzt mit Kassenvertrag im Bezirk Oberwart. In einem Jahr ist er in Pension

Wie schwierig die "Praxis" ist, weiß auch Burgenlands Fachgruppen-Obfrau Andrea Marchhart. Auf einen Termin in ihrer Ordination in Mattersburg warten Patienten aktuell bis zu acht Monate. "Ich habe zweimal die Woche für Akutpatienten geöffnet, aber das Patientenaufkommen ist auch so schon enorm. Zwischen 50 und 70 Patienten gilt es am Tag zu behandeln", so die Hautärztin. 

Marchhart sieht neben niedrigen Kassenhonoraren auch ein anderes Problem in puncto Honorare: "Der Bereich Dermokosmetik ist für viele Kollegen lukrativer als medizinische Versorgungen auf Kassenleistung, sie lassen sich demzufolge auch vermehrt in Großstädten nieder.“

Eine wirkliche Verbesserung der aktuell problematischen Situation für die Patientinnen und Patienten sei auf lange Sicht jedenfalls nur dann möglich, "wenn man sich gemeinsam mit der Politik an einen Tisch setzt und das System überarbeitet. Es fehlt an Lehrpraxen, da fängt das Dilemma an. Wir müssen Hautärzte für das Burgenland auch im Burgenland ausbilden können", schlägt sie in dieselbe Kerbe wie Ärztekammerpräsident Toth.

Langes Warten, aber es gibt sie doch: neue Ärztin in Oberwart

Ein untrügliches Indiz für den Ärztemangel sind lange Warteschlangen. Telefonisch einen Termin bei Kai Pleyer zu ergattern, ist beispielsweise in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden. Bis Dienstag (1. April) war er nämlich der einzige Hautarzt mit Kassenvertrag im Bezirk Oberwart.

"Ich behandle im Schnitt 140 Patienten am Tag und verbringe weit mehr Stunden in meiner Ordination, als am Türschild bei den Öffnungszeiten angegeben ist", so Pleyer, der seit 1998 Kassenarzt ist. In knapp einem Jahr will er in den Ruhestand gehen.

Die Gründe für den Mangel an Kassenärzten sieht er so: "Früher hat man als Arzt noch mehr auf die Sicherheit eines Kassenvertrages gesetzt. Bei den Jungen muss heute aber die Work-Life-Balance stimmen. Bei einer Kassenordination steckt viel Arbeit dahinter und viel Bürokratie, das schreckt viele junge Kollegen ab.“

Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Mit Kathrin Strasser hat Oberwart seit Dienstag eine weitere Hautärztin mit Kasse – zumindest bis Kai Pleyer Mitte 2026 in Pension geht, hat der Bezirk damit als einziger im Burgenland zwei Kassenordinationen im Bereich Dermatologie.

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