Ex-Polizist steuert den Burgenland-Bus auf Konfrontationskurs

Ex-Polizist steuert den Burgenland-Bus auf Konfrontationskurs
Kritik von privaten Busbetreibern perlt an VBB-Geschäftsführer Wolfgang Werderits ab. Zuletzt gab es aber auch Wechsel und Abgänge in der Landesgesellschaft selbst.

Mehr Staat, weniger privat: Die Verkehrsbetriebe Burgenland (VBB) setzen diese Maxime von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) so rasant um wie sonst keine der in den vergangenen Jahren gegründeten Landesgesellschaften.

2020 gestartet, um Pendler in weniger als 90 Minuten nach Graz zu bringen, hat die Landestochter bald angefangen, auch beim Gelegenheitsverkehr – Ausflugsfahrten oder Skikurse – kräftig mitzumischen.

Sehr zum Ärger der knapp 50 privaten Busbetreiber, die eines ihrer letzten Kerngeschäfte verpuffen sehen. So erzählt man in der Bus-Sparte der Wirtschaftskammer von Burgenland-Bussen in Tirol oder bei Open-Air-Veranstaltungen in Istrien. Auch daheim sind die VBB umtriebig. Am kommenden Wochenende sollen Shuttles Besucher des Forestglade in Eisenstadt und des Rotweinfestivals Mittelburgenland sicher nach Hause bringen.

„Das ist unfair“, sagt Silke Gruber, Vizeobfrau der Bus-Sparte in der Kammer. Private „haften mit Haus und Hof“ für ihre Firma, die VBB könnten auf öffentliche Gelder zurückgreifen.

Am VBB-Steuer sitzt der frühere Verkehrspolizist Wolfgang Werderits. Beim damaligen Landespolizeidirektor Doskozil hatte sich Werderits 2015 empfohlen, als er während der Flüchtlingskrise in kurzer Zeit Busse zum Weitertransport der Asylwerber organisierte. In drei der vier Verkehrsgesellschaften des Landes ist Werderits Geschäftsführer, Johannes Jandrisevits ist bei den VBB sein für Finanzen zuständiger Co-Chef.

Dass es eine mündliche Vereinbarung (und einen schriftlichen Vertragsentwurf) mit den privaten Busunternehmern gebe, wonach sich die VBB aus dem Gelegenheitsverkehr heraushalten, bestreitet Werderits. 

So ein Paktum dürfte er gar nicht schließen, das würde den VBB schaden. Im Übrigen meinen Werderits und das Büro von SPÖ-Landesrat Heinrich Dorner, die VBB bemühten sich nicht aktiv um Gelegenheitsverkehr, sondern würden von Busunternehmern gebeten. Vom KURIER befragte Private, die namentlich nicht genannt werden wollen, dementieren diese Aussage.

Wie geht’s den VBB wirtschaftlich? Werderits ist sehr zufrieden: „Es flutscht.“ Eine Million Fahrgäste im Busbetrieb, 26 Linien, 220 Mitarbeiter und 140 Fahrzeuge würden zeigen, dass man den öffentlichen Verkehr „revolutioniert“ habe. 

Und man mache Gewinn. Das relativiert Finanzchef Jandrisevits. Die VBB seien „nicht gewinnorientiert“, der Gewinn bestehe in einem kleinen „Risikoaufschlag“. Wie viel Geld den VBB aus den drei Quellen VOR, Land und Tariferlöse zur Verfügung stehe, kann oder will er nicht sagen.

Auch zu mehreren personellen Änderungen auf der zweiten Führungsebene ist man nicht allzu gesprächig. Er sei „auf eigenen Wunsch Busfahrer“ geworden, sagt die frühere rechte Hand Werderits’ zum KURIER. Eine andere Ex-Mitarbeiterin beklagt indes die fehlende Begründung für ihre Verabschiedung. Die Wechsel seien alle auf „eigenen Wunsch“ erfolgt, so Werderits, niemand wurde gekündigt. 

Er will sich 2026 für weitere fünf Jahre bewerben.

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