Rote Jobvermittlung
Mittlerweile werden sieben Linien geführt, fünf davon lokal, etwa von Jennersdorf nach Poppendorf. Mit dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) wurde ein Verkehrsdienstevertrag abgeschlossen. „Wir haben ein Plus auf allen Linien“, sagt Werderits. 13.795 Passagiere wurden 2021 gezählt, heuer bis Anfang Juni 15.700. Bis Jahresende sollen es 40.000 Fahrgäste werden.
Das vorläufige Budget: 4,3 Millionen Euro. Vorläufig, weil die VBB ihr Angebot deutlich erweitern wollen – was bei privaten Busbetreibern für Existenzängste und Ärger ob angeblich unfairer Praktiken sorgt.
Anfang 2023 startet „Burgenland Mobil im Süden“. Mittels Ruftaxisystem soll eine flächendeckende Öffi-Versorgung „bis in entlegenste Gemeinden“ geschaffen werden, verspricht Werderits. Außerdem soll in den nächsten Jahren ein Bus-Achsen-System für „rasche Verbindungen zwischen den Bezirksvororten“ sorgen.
Bus, Taxi, Botendienst
„Wir suchen nicht nur Buslenker, sondern auch Personal für Taxi- und Botendienste, aber auch in der Planung und im Büro“, rührte der oberste Buslenker des Landes jüngst die Werbetrommel. Landtagspräsidentin Dunst stellte sich flugs als Arbeitsvermittlerin in den Dienst: „Bitte melden Sie sich bei mir, wenn Sie zu Hause im Südburgenland einen Arbeitsplatz suchen“.
So geht das drunt im schönen Burgenland.
Vier Mitarbeiter hatten die VBB anfangs, mittlerweile sind es mehr als 50. Dass es 300 werden sollen, wie dem KURIER zugetragen wurde, will Werderits nicht bestätigen: „Eine Zahl können wir noch nicht nennen“.
Dass Bus, Taxi und Botendienst Privatunternehmen das Wasser abgraben, verneint Werderits: „Wir sind mit anderen Anbietern bestens abgestimmt“.
Abwerbungen
Was sagen die anderen Anbieter? Die Südburg, sie gehört zu Dr. Richard, einem der größten privaten Busunternehmen Österreichs, beklagt Abwerbungen durch die Landesgesellschaft VBB. Dort werde der Mindestlohn des Landes von 1.700 Euro netto bezahlt, aber mit Zulagen würden die Fahrer bei Südburg mehr verdienen, sagt Südburg-Geschäftsführer Siegfried Tanczos.
Offenbar locke die vermeintliche Sicherheit des Landesdienstes, dabei ist die VBB eine ausgelagerte Gesellschaft. Weil der Lenker-Markt in Ostösterreich leer sei, müsse die Südburg als Ersatz notgedrungen ungarische Fahrer einstellen.
Übrigens: Rot-Blau wollte den Ausländeranteil am Arbeitsmarkt senken, das Gegenteil trat ein. Mittlerweile liegt er bei rund 27 Prozent – nicht immer liegt die Verantwortung bei der „profitorientierten Privatwirtschaft“, an der LH Doskozil selten ein gutes Haar lässt.
"Fassungslos"
Martin Horvath, Obmann der Busunternehmer in der Wirtschaftskammer, ist „fassungslos, dass mit Steuergeld Reisebusse finanziert werden“. Die VBB würden auch bei Schulausflügen mitmischen. „Das ist derzeit fast unser einziges Zielpublikum“, sagt Horvath. Das Argument, Private hätten zu wenige Busse, sei „Blödsinn“.
Horvath fürchtet, dass manche der 50 heimischen Busunternehmen mit rund 600 Beschäftigten die Segel streichen müssen. „Gegen diese Konkurrenz kann man nicht an, die VBB fahren um jeden Preis“. Werner Gumprecht, Geschäftsführer bei Dr. Richard, konstatiert trocken, dass im Burgenland „die Verstaatlichung politisch gewollt“ sei. Die Betriebswirtschaftslehre spiele da keine Rolle.
Fakten
Mehr Staat. Dass LH Doskozil ein Verfechter von mehr Staat, weniger privat ist, hat er schon bei seiner Kür zum SPÖ- Landesparteichef im Jahr 2018 deponiert
Weniger privat. Das Land stellt pflegende Angehörige an, steigt in den sozialen Wohnbau ein und gründet eigene Verkehrsbetriebe (bei Wohnen und Verkehr nach Wiener Vorbild)
68 Gesellschaften befinden sich mittlerweile unter dem Dach der Landesholding, darunter auch die drei von Wolfgang Werderits geleiteten
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