„Das Echo ist bisher sehr positiv“, erzählt Vereinsobmann Ferdinand Szabo, den alle nur „Nandi“ nennen. Der frühere Finanzbeamte, der vor einigen Jahren in Budapest im Namen des Vereins eine hohe ungarische Auszeichnung für Verdienste um Brauchtum und Muttersprache entgegennehmen durfte, feiert im kommenden Jahr sein 30-Jahr-Jubiläum an der Spitze des Theatervereins.
Dann möchte er sich als Obmann zurückziehen. Aber heuer zieht er noch einmal alle Register. Tatkräftig unterstützt von seiner Frau Sylvia Szabo, die mit Elisabeth Hausmann-Farkas Regie führt und nebenbei noch für die Maske zuständig ist. Auf der Bühne stehen u. a. Bürgermeister Hannes Nemeth (ÖVP) und SPÖ-Vize Joachim Szabo – als Kommissar und Bandenchef.
Dass die 1982 als Unterwarter Ungarischer Theaterverein gegründete Einrichtung vor fünf Jahren zum Zweisprachigen Theaterverein umbenannt wurde und heuer ein deutschsprachiges Stück einstudiert, ist auch ein Hinweis auf den schweren Stand, den alle Volksgruppensprachen im Burgenland haben.
Sprachinseln
Wiewohl vor 1921 „Staatsvolk“ (siehe Zusatzbericht), gibt es heute nur noch zwei größere ungarische Sprachinseln im Burgenland; einerseits um Oberpullendorf (Felsőpulya), andererseits rund um Oberwart (Felsőőr). Zu Letzterer gehören auch Unterwart und Siget in der Wart (Őrisziget).
Er sei von deutschsprachigen Unterwartern darauf angesprochen worden, dass sie im Theaterverein gern mitarbeiten oder mitspielen möchten, aber leider nicht Ungarisch könnten, erzählt Szabo. Deshalb wage man nun das Experiment mit dem deutschsprachigen Stück.
Dabei ist Ungarisch in Unterwart vergleichsweise weit verbreitet und die Volksschule zweisprachig. Nicht zuletzt dank vieler Zuzügler aus dem Nachbarland, die im Burgenland neben dem Arbeitsplatz auch eine neue Heimat gefunden haben.
Diese Neo-Unterwarter würden zwar als Zuschauer kommen, aber sich kaum in den örtlichen Vereinen engagieren, bemerkt Szabo. Er setzt aber große Hoffnungen in deren Kinder. Denn „wenn sie mitmachen, kommen auch die Eltern“.
Zumal 2024 wieder ein ungarisches Stück auf den Spielplan kommt.
Termine
„Oh, du heiliger Geldsack“ wird am letzten September- und am ersten Oktoberwochenende, jeweils Freitag bis Sonntag, aufgeführt. Premiere ist am 29. September, Dernière am 8. Oktober. Freitags und samstags wird im Unterwarter Kultursaal jeweils um 19 Uhr begonnen, am Sonntag um 15 Uhr
2 Kultur & Kulinarik-Vorstellungen freitags – mit Dinner in der Pause. Eintritt und Essen: 30 Euro;
am SA und SO: 15 Euro.
Bestellung von Karten und Essen:
0677/61419557;
0676/880708042
Vom Staatsvolk zur Volksgruppe
Drei anerkannte Volksgruppen gibt es im Burgenland: Kroaten, Ungarn sowie Roma und Sinti. Aber: „Die ungarische Minderheit ist die einzige Volksgruppe (...), die aus der Position des politisch und kulturell tonangebenden ,Staatsvolks‘ in den Status einer von Assimilation (...) bedrohten Volksgruppe geriet“, schreibt Attila Somogyi im Sammelband „Burgenland schreibt Geschichte“.
Bevor das Burgenland 1921 zu Österreich kam, war es als Deutsch-Westungarn Teil der ungarischen Hälfte der Doppelmonarchie.
In der Zwischenkriegszeit wollte die Politik „Aufräumen mit allem, was noch magyarisch ist“, in der NS-Zeit war die ungarische Sprache in der Öffentlichkeit schlicht verboten.
Erst 1976 wurde die ungarische Minderheit als Volksgruppe anerkannt. Seit der Grenzöffnung 1989 ist „die Sprache wieder präsenter“, sagt Iris Zsótér, Direktorin des 1992 eröffneten Zweisprachigen Gymnasiums in Oberwart. Einerseits, weil Mehrsprachigkeit die Karriere fördert, andererseits aufgrund der vielen ungarischen Arbeitnehmer im Land. Heute gibt es zwischen 6.000 und 10.000 Burgenlandungarn.
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