Umstrittenes Projekt: Der Turmbau zu Weiden am See

Keine zwei Monate nach seiner Wahl zum Bürgermeister von Weiden am See wird Heinrich Hareter (SPÖ) von der jüngeren Vergangenheit eingeholt. Die noch von seinem ÖVP-Vorgänger Wilhelm Schwartz – er ist nicht mehr zur Wahl angetreten – erteilte Baubewilligung für den Umbau des ehemaligen Lagerhauses samt Silo in der Triftstraße wurde von einem Anrainer beeinsprucht. Als Baubehörde zweiter Instanz müsste sich der Gemeinderat damit befassen. Ob das Thema bei der Gemeinderatssitzung knapp vor Weihnachten auf der Tagesordnung steht, ist noch offen. Hareter hält sich auf KURIER-Anfrage zu seiner Position zum Umbau bedeckt. Er müsse sich erst einen genauen Überblick verschaffen, sagt der bald 65-jährige sinngemäß.
Im Gemeinderat hat die ÖVP mit 10 Sitzen noch knapp die Mehrheit vor SPÖ (9) und der Liste ULW (4).
Beim Projekt der Neuen Eisenstädter Siedlungsgesellschaft wird ein Konflikt sichtbar, der so oder so ähnlich in vielen Gemeinden aufbricht. Dass die Sanierung bestehender Bausubstanz dem Neubau auf der grünen Wiese vorzuziehen ist, unterschreibt fast jeder. Aber kaum jemand möchte vor seinem Einfamilienhaus einen mehrgeschossigen Bau haben.
Wegreißen?
Die gemeinnützige Neue Eisenstädter (Nebau) will das seit Jahrzehnten ungenutzte Lagerhaus samt Siloturm zu Wohnungen umbauen. „Wenn man möglichst wenig Fläche versiegeln soll, wird jeder in die Höhe gehen müssen“, gibt Prokurist Alexander Langer zu bedenken. Noch dazu, wo es schon einen bestehenden Turm gibt. Laut Anrainern ragt der derzeit samt Funkmasten 40 Meter in die Höhe. Die neun Getreidekammern im Silo sollen Durchgänge und Böden bekommen, der Turm werde am Ende um ein Drittel niedriger und die Funkmasten verschwinden hinter einer Verkleidung, so Langer. Die Nebau mache aus einem Schandfleck etwas Schönes, ist der Prokurist überzeugt. Die Kosten stünden erst nach der Detailplanung fest, aber es werde „nicht viel teurer als auf der grünen Wiese, denn die Hülle ist ja schon da“.
Einer der beiden unmittelbaren Anrainer hat den Baubescheid wegen der Höhe des Baus und der Parkplätze angefochten. Neben dem Silo soll es anstelle der jetzigen Halle einen zweiten Bauteil mit Wohnungen geben. Bereits innerhalb der Sichtweite des Silos seien 70 Unterschriften gegen das Bauprojekt gesammelt worden, sagt ein zweiter Weidener – seinen Namen will keiner in der Zeitung lesen.
Die Gegner meinen, es komme zu einer stillschweigenden Nutzungsänderung, weil nur Silo, Kirche und andere definierte Gebäude so hoch sein dürften, nicht aber ein Wohnhaus. Die betroffene Bevölkerung sei im Vorfeld nicht eingebunden gewesen, wird beklagt – und man fürchtet durch den Turmbau nicht nur um die Lebensqualität, sondern auch eine Wertminderung der eigenen Grundstücke.
Aber ist der ungenutzte Turm denn besser als ein bewohnter? „Schön anzuschauen war der Betonklotz wirklich nie“, räumt eine Anrainerin ein. Also was tun mit dem Trumm? „Am besten abreißen“.
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