Turnusärzte sind in heimischen Spitälern rares Gut

Turnusärzte sind in heimischen Spitälern rares Gut
Noch gibt es genug Turnusärzte, aber Kammervertreter sehen rotes Warnlicht blinken.

Wie ist es um den medizinischen Nachwuchs im Burgenland bestellt? „Angespannt, aber ausreichend“, so qualifiziert der Personalchef der Krankenanstaltengesellschaft (Krages) die Situation bei den Turnusärzten. Nachsatz von Manfred Ritthammer: Das sei wohl auch „die Realität der nächsten Jahre“.
Diesen verhaltenen Optimismus teilt die Vizepräsidentin der Ärztekammer und Kurienobfrau der angestellten Ärzte nicht ganz: „Es ist prinzipiell nicht rosig“, lautet der Befund von Brigitte Steininger.

65 Stellen gilt es in den vier Krages-Spitälern Kittsee, Oberpullendorf, Oberwart und Güssing zu besetzen. „Wir sind praktisch voll“, sagt Ritthammer. Auch im Eisenstädter Krankenhaus der Barmherzigen Brüder sind alle 19 Turnusposten besetzt, berichtet der kaufmännische Direktor Robert Maurer. Von den früheren 31 Turnusplätzen wurden 12 gestrichen, dafür aber zusätzliche Pflegedienstposten geschaffen und Jungmediziner vom Anlegen der Infusionen oder Setzen von Kathetern entlastet. Umgeschichtet wurde auch in Richtung Sekundar-, Assistenz- und Fachärzte, die seien leichter zu finden als Turnusärzte, weiß Maurer.

Damit weiter alle Jungmediziner-Stellen besetzt werden können, müsse man aber laufend am Ball bleiben, erklärt Krages-Personaldirektor Ritthammer, denn die Zahl der Absolventen sei seit Einführung der Medizinaufnahmeprüfungen nun einmal limitiert. 8360 Bewerber sind im Juli angetreten, um einen der 1500 Studienplätze an den drei österreichischen Medizin-Unis Wien, Graz und Innsbruck zu ergattern (siehe Zusatzbericht unten). Bei 273 Krankenanstalten in Österreich kann man sich ausrechnen, wie viele frischgebackene Doktoren auf burgenländische Spitäler als Ausbildungsstätte entfallen.
Damit sie auch wirklich ins Burgenland kommen, wurden die Durchschnittsgehälter auf 5000 Euro brutto (bei sechs Nachtdiensten) angehoben und man übernehme auch Kosten für manche Fortbildungen. Zudem gebe es praktisch keine Wartezeiten, durch die Nähe zu den Fachärzten könnten die Jungmediziner viel lernen und der Turnus werde meist in der Mindestzeit von 36 Monaten abgeschlossen. Ritthammer: „Bei großen Trägern dauert‘s länger“.
Aber Ritthammer sieht auch die Möglichkeiten der Krages limitiert, denn grundsätzlich sei der Ärztemangel ein „Stadt-Land-Problem“, Ballungszentren seien generell einfach attraktiver.

Gerade deshalb müsste man sich im Burgenland noch weit mehr anstrengen, betont Steininger, bei Gehalt, Arbeitszeit und Ausbildung. In Vorarlberg etwa werde um 800 Euro mehr bezahlt als im Burgenland, in Wien und NÖ gingen die Ärzte nach 25 Stunden nach Hause, im Burgenland hingegen erst nach 30 oder 31 und die Turnusärzte würden zu oft als Systemerhalter gesehen.
Steininger verweist zudem darauf, dass mittlerweile auch schon Jungmediziner aus den Nachbarländern, aber auch aus Nicht-EU-Staaten, die in Österreich studiert haben, Turnus versehen, um das System überhaupt aufrechterhalten zu können und dieser Trend setze sich auch bei Facharztstellen fort.
Steininger: „Die Zeit der Ärzteschwemme ist vorbei“ – das könnten wohl auch Krages-Personalchef Ritthammer und Ordensspital-Direktor Maurer unterschreiben.

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