Tumulte beim Prozess gegen Piratenjäger

Tumulte beim Prozess gegen Piratenjäger
Für den Burgenländer Hannes F. geht es in Kairo um alles. Doch die entscheidende Prozessrunde versank im Tumult.

Große Enttäuschung für den 32-jährigen Burgenländer Hannes F. in Kairo: Sonntag sollte das Urteil wegen angeblichen Waffenschmuggels gesprochen werden. Doch wegen eines Tumultes im Gerichtssaal vertagte der Richter aus Sicherheitsgründen. Hannes F. muss nun bis zum 27. Mai weiter im berüchtigten Tora-Gefängnis schmoren.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Der verhinderte Piratenjäger hat im Tora-Gefängnis bereits 20 Kilogramm Gewicht verloren. Er wurde am 2. November am Flughafen Kairo verhaftet, weil er und sein deutscher Partner vier russische Karabiner und 200 Schuss Munition im Reisegepäck hatten – die ägyptische Einfuhrbewilligung erwies sich aber als gefälscht. Es drohen bis zu 15 Jahre Haft.

Schiffswächter

Im Ermittlungsverfahren konnte bewiesen werden, dass Hannes F. von einer Sicherheitsfirma den Auftrag hatte, in Suez an Bord eines italienischen Tankers als Schiffswächter zu gehen. Dass seine Einfuhrlizenz gefälscht war, wusste er nicht. Die beiden Fälscher sind mitangeklagt. Einer hatte beim Skypen sogar eine Polizeiuniform angezogen, um den Anschein zu erwecken, dass er ein Behördenvertreter sei. Sollte Hannes F. in eine Falle gelockt werden?

Im Publikum saß auch die 32-jährige Ehefrau Lisa. Sie hat für eine 7-jährige Tochter zu sorgen und ist nicht nur mit den Nerven, sondern auch finanziell am Ende. Umso größer war dann die Enttäuschung, als plötzlich im Gerichtssaal ein Tumult losbrach. Den anderen Ägyptern und deren Anwälten, die ebenfalls auf Verhandlungen warteten, dauerte das Prozedere gegen den Österreicher zu lange, und sie gingen auf die Barrikaden. Der Richter unterbrach die Verhandlung.

Als Prozessbeobachter war auch der österreichische Botschafter Thomas Nader anwesend. Ihm gelang es dank exzellenter Verbindungen, für die Familie eine leistbare Verteidigung zu organisieren. Und die Chefjuristin des Außenministeriums, Elisabeth Ellison-Kramer, konnte den italienischen Auftraggeber als Zeugen aufspüren und wichtige Dokumente beischaffen. In den nächsten Wochen sehen die Diplomaten ihre Hauptaufgabe darin, den Gesundheitszustand des Gefangenen zu überwachen. Sein Körpergewicht hat sich inzwischen auf niedrigem Niveau stabilisiert.

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