Tourismusgesellschaft: Podersdorf sucht „sicheren Hafen“

Tourismusgesellschaft: Podersdorf sucht „sicheren Hafen“
Nach Abgang von Geschäftsführerin Neger wehrt sich Vorgänger Anton gegen Vorwürfe

Das Podersdorfer Tourismusschiff ist schon wieder führungslos: Das Dienstverhältnis mit Doris Neger, Geschäftsführerin der Podersdorf Tourismus- und Freizeitbetriebsgesellschaft, werde einvernehmlich aufgelöst. Darauf hätten sich beide Seiten verständigt, so Bürgermeisterin Michaela Wohlfart (ÖVP); Neger werde „neue berufliche Wege einschlagen“. Sie soll sich im Krankenstand befinden und war am Mittwoch nicht erreichbar.

Die Stelle werde neu ausgeschrieben und solle noch heuer besetzt werden, sagte Wohlfart. Die Gemeinde mit satter ÖVP-Mehrheit hält 75 Prozent an der Tourismus- und Freizeitbetriebsgesellschaft, der örtliche Tourismusverband den Rest.

So weit, so normal? Mitnichten. Denn rund um den Rückzug von Neger, die erst seit Oktober 2017 im Amt war und damals zum Zug gekommen ist, nachdem ein anderer Kandidat abgesprungen war, gibt es offene Fragen, die auch den Prüfungsausschuss der mit 421.570 Nächtigungen (2017) zweitgrößten Tourismusgemeinde des Landes beschäftigen.

Schuldzuweisungen

Neger, so wird in Podersdorf erzählt, wolle nicht für etwas den Kopf hinhalten, was vor ihrer Amtszeit passiert sei – der Ausbau des „Gemeindehafens“ um 1,3 Millionen Euro. Damaliger Tourismus-Geschäftsführer in Podersdorf war Hannes Anton, seit gut einem Jahr Tourismusdirektor des Burgenlandes. In einem Schreiben Negers an den Prüfungsausschuss des Gemeinderates, das dem KURIER anonym zugegangen ist, wird das Fehlen wesentlicher Dokumente beklagt. Es konnten „keine Unterlagen zur Übernahme bzw. Übergabe des Gesamtprojektes eruiert werden, damit sind auch keine Gewährleistungsfristen bekannt“. Auch sei das Projekt „wohl nicht fertiggestellt“ und es würden „für den Betrieb wichtige Sicherheitseinrichtungen fehlen“.

Laut KURIER-Informationen soll es mittlerweile zwar Unterlagen geben, die würden aber nicht ausreichen. Deshalb steht die Einschaltung von Gemeindeaufsicht und eventuell Staatsanwaltschaft im Raum.

„Erfolgsprojekt“

Dass er seiner Nachfolgerin einen Scherbenhaufen hinterlassen habe, weist Tourismusdirektor Anton entrüstet zurück. Er habe nach den mehr als zwei Jahren in Podersdorf bei seinem Ausscheiden selbstverständlich alle Unterlagen an die damalige Büroleiterin übergeben. Das Hafenprojekt, das schon vor seiner Zeit begonnen worden sei, werde in sechs Jahren abbezahlt sein und sei ein „Erfolgsprojekt“, verweist Anton auch auf positive Rückmeldungen durch den Segelverein. Dass alles korrekt abgelaufen sei, könne man auch daraus ersehen, dass er zuvor noch im Gemeinderat mit einem Steuerprüfer die Bilanzen der Tourismusgesellschaft präsentiert habe, wo auch „die Zahlen des Hafens“ enthalten gewesen seien. Er lasse sich „nicht in diesen Strudel“ hineinziehen und überlege rechtliche Schritte, betonte Anton.

Wie geht es weiter: Nachdem der Gemeinderat Negers Abberufung am vergangenen Montag nicht besiegeln konnte, weil die SPÖ ausgezogen ist, startet Ortschefin Wohlfart am 5. September einen zweiten Versuch. Man habe „keine Informationen, warum Frau Neger abberufen werden soll“, begründet SPÖ-Vizebürgermeister Franz Josef Steiner den Auszug seiner Fraktion. Und auch Grün-Mandatar Kurt Ciboch sieht „dringenden Aufklärungsbedarf“. Man wolle niemanden anschwärzen, poche aber auf „volle Transparenz“.

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