Tierische Begegnung der pelzigen Art

Tierische Begegnung der pelzigen Art
Südrussische Tarantel in Kittsee gesichtet / Neue Arten wandern aus dem Osten und Süden ein

„Mit so einem großen Tier am Boden rechnet man einfach nicht.“ Stefan Werner aus Kittsee machte in dieser Woche Bekanntschaft mit der Südrussischen Tarantel (Lycosa singoriensisi), der größten in Mitteleuropa beheimateten Spinnenart. Ausgewachsen kann der Körper bis zu vier Zentimeter groß werden. Im Fall der aktuellen Sichtung mit einer Körpergröße von zwei Zentimeter dürfte es sich um ein Jungtier handeln.

„Zahme“ Spinne

„Sie ist nicht weggelaufen, sondern ließ sich mit einem Glas einfangen“, sagt Werner über die tierische Begegnung. Um bessere Fotos zu machen, habe er sie auf einem weißen Blatt Papier freigelassen. „Ich konnte ganz nah mit dem Handy ran, die Spinne ließ sich das ohne weiteres gefallen.“ Anhand der Fotos wurde dann mit Experten aus dem Naturhistorischen Museum die Art bestimmt. „Weil es sich um eine geschützte Art handelt, habe ich sie dann wieder in einem entsprechenden Habitat, weit außerhalb vom Siedlungsgebiet Kittsee, freigelassen, um den Fortbestand zu sichern“, sagt Werner.

Die Südrussische Tarantel ist in Österreich schon länger heimisch und wandert sehr gerne. Deshalb auch die schnelle Ausbreitung von Ost nach West. Am Neusiedler See ist sie schon seit einigen Jahren zu finden, mittlerweile werden auch aus Niederösterreich Sichtungen gemeldet. Üblicherweise ist die Tarantel sehr scheu und geht jeder Konfrontation aus dem Weg. Sie ist ein Trockenrasenbewohner und tagsüber meist in einer selbst gegrabenen Tunnelröhre unter der Erde zu finden; Netze spinnt sie keine. Diese Art ist zwar giftig, aber für den Menschen unbedenklich. Der Biss ist mit jenem einer Wespe oder Biene zu vergleichen.

Tierische Begegnung der pelzigen Art

Neue Arten im Land

Laut Klaus Michalek, Geschäftsführer des burgenländischen Naturschutzbunds, ist die Sichtung der Südrussischen Tarantel nicht ungewöhnlich. „Diese sogenannten Steppenarten breiten sich immer mehr aus – von Ost nach West, von Süd nach Nord.“ Der Klimawandel spiele dabei eine große Rolle, aber auch die Schutzpolitik in den verschiedenen Ländern. „Der Kaiseradler ist neu aus dem Osten zu uns gekommen. Auch die Bienenfresser aus der Familie der Spechte haben immer mehr Kolonien und werden von Jahr zu Jahr mehr“, sagt Michalek.

Der Experte kennt weitere Tierarten, die erst seit einiger Zeit im Burgenland heimisch geworden sind: „Etwa der Goldschakal, die Ährenmaus oder der Steppeniltis beziehungsweise der europäische Ziesel.“ Man müsse sich also nicht wundern, wenn einem plötzlich Tiere über den Weg laufen, mit denen man nicht rechnet.

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