Tamburizza Hornstein: Wie der Vater, so der Sohn

Tamburizza Hornstein: Wie der Vater, so der Sohn
Das burgenlandkroatische Ensemble wurde 1964 gegründet. Das Jubiläum wird mit einer Reihe von Konzerten gefeiert. Es gibt aber auch Molltöne, Nachwuchs lässt sich schwer begeistern

Die Tamburica Vorištan (Tamburizza Hornstein) feiert heuer ihr 60-Jahr-Jubiläum. Fast ebenso lange ist Obmann Norbert Hickl dabei, sein Vater Josef Hickl hat den kroatischen Musikverein 1964 als Autodidakt gegründet, irgendwann ist dann der Sohn in seine Fußstapfen getreten. Inzwischen wird nicht nur musiziert, sondern auch getanzt. Rund 20 Auftritte absolviert die Hornsteiner Tamburizza jedes Jahr.

Wie lange Hickl junior – er ist mittlerweile auch schon stattliche 67 Jahre – bei der Tamburizza seiner Heimatgemeinde ist? „Ich will nicht übertreiben, aber 55 Jahre sind es sicher schon“, sagt Hickl: „Ich bin ein Urgestein“.

Tamburica steht nicht nur für die fast immer in Tracht gekleideten Ensembles aus burgenlandkroatischen Gemeinden, sondern zuallererst ist die Tamburica ein dreisaitiges Zupfinstrument mit langem Hals. Die Urform soll aus Persien stammen und über den Balkan ins heutige Burgenland gekommen sein.

Zwei Jahre nachdem das frühere Deutsch-Westungarn unter dem neuen Namen Burgenland Österreich angegliedert worden war, wurde 1923 in Baumgarten (Pajngrt) die erste Tamburizza auf burgenländischem Boden gegründet. Heute gibt es landesweit einige Dutzend der burgenlandkroatischen Folklore-Ensembles.

Nachwuchs ist rar

Dass es auch in Hornstein noch eine Tamburizza mit rund 35 aktiven Mitgliedern gibt, ist der Hartnäckigkeit, dem Traditionsbewusstsein, aber auch dem Pragmatismus von Hickl und seinen Mitstreitern, darunter Kapellmeisterin Sabine Trabichler, zu verdanken. Denn die Jugend Hornsteins für die Tamburizza zu begeistern, sei „sehr schwer“, weiß Hickl. 

Besonders Burschen zieren sich. „Vielleicht sind Mädchen fleißiger und haben mehr Taktgefühl als Burschen“, sinniert der Vereinsobmann.

Tamburizza Hornstein: Wie der Vater, so der Sohn

Nachwuchs zu finden, ist schwer. Aber Mädchen lassen sich eher begeistern als Burschen, vielleicht weil sie mehr Taktgefühl haben

Zwei bis drei Jahre kann es schon dauern, bis die Eleven der Tamburica wohlklingende Töne entlocken können. Dafür muss neben den gemeinsamen Proben am Mittwoch und Freitag auch daheim geübt werden. Und so viel Konsequenz ist nicht jedermanns Sache. Es gibt aber auch Ausnahmen. Das mit neun Jahren jüngste Mitglied der Tamburizza Hornstein ist ein Bub.

Tamburica ist zwar eine Tradition der Burgenlandkroaten, aber längst sind nicht mehr alle aktiven Vereinsmitglieder des Burgenlandkroatischen mächtig. Bei anderen Ensembles sei die Sprachbeherrschung „Bedingung“, erzählt Hickl.

Tamburizza Hornstein: Wie der Vater, so der Sohn

In der katholischen Kirche von Hornstein hat die Tamburizza jüngst musiziert, im Oktober gibt es noch ein Konzert

Würde er auch in Hornstein darauf bestehen, wäre die Tamburizza arg dezimiert. In Hornstein gibt es mittlerweile viele Zuzügler ohne jeden Bezug zum Burgenlandkroatischen.

Was ist im Jubiläumsjahr noch geplant? 

Im Rahmen eines Zeltfestes zu Pfingsten bestreitet die Tamburizza das Programm am Pfingstsamstag. Dazu hat man sich auch Gäste eingeladen, die Tamburizza und Volkstanzgruppe Graničari und die Rockband PAX. Am 15. Juni gibt es einen Mulatság am Neusiedler See. Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet ein Festkonzert in der Pfarrkirche am 19. Oktober, danach spielt im Pfarrsaal die Tamburizza Rock-Popband LOLE auf.

Hickls Vater ist im Vorjahr im 98. Lebensjahr gestorben. Fast bis zum Schluss ist der Gründer der Hornsteiner Tamburizza dabeigeblieben und wurde als Gast zu Auftritten mitgenommen. „Der Vater hat sich auf das 60-Jahr-Jubiläum sehr gefreut“, sagt sein Sohn.

Noch mehr Freude würde ihm wohl bereiten, wenn die Tamburica Vorištan noch lange Bestand hat.

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