Unbefleckt schwanger zu werden, sei wohl einfacher als einen Bestseller zu schreiben. Mit dieser Vermutung gibt Susanne Kristek einen Vorgeschmack auf ihren neuen, ironisch betitelten Roman „Die nächste Depperte“. Er handelt von einer Frau, die auszog, um Autorin zu werden – und von zahllosen Hindernissen, denen sie auf dem Weg zur Verwirklichung des Traums begegnete.
„Das Buch ist komplett autobiografisch. Es geht um die Höhen und Tiefen des Autorendaseins. Aber vor allem um die Tiefen“, sagt Kristek im KURIER-Gespräch und lacht. Eine „Anleitung zum Misserfolg“ also? Keineswegs. Das Buch ist vor allem ein kurzweiliges Leseerlebnis, vollgepackt mit höchst unterhaltsamen Episoden aus dem schrägen Alltag der Protagonistin.
Wie dieser: Um Übung im Schreiben zu bekommen, bewirbt sich die gebürtige Steirerin bei verschiedensten Publikationen. Das führt eines Tages zu einem Auftrag von einem Volksmusik-Magazin. Kristek erzählt: „Als Schlager-Fan habe ich mich natürlich sehr darüber gefreut. Ich durfte dann die Titelstory über eine neue Show mit Giovanni Zarrella schreiben. Der Abgabeschluss war aber leider vor Ausstrahlung der Sendung. Also musste ich hoffen, dass auch alle Stars zur Show kommen, von denen ich geschrieben habe, dass ihre Auftritte so toll waren“. So viel vorweg: Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, hatte die Autorin die korrekten Prognosen getroffen – der Auftraggeber war zufrieden.
Erfolgreich scheitern
Das Gastspiel in der Schlagerwelt war nicht der erste Versuch von Susanne Kristek, auf sich aufmerksam zu machen. Als 2020 ihr erstes Buch „Nur die Liege zählt“ – ein ebenfalls autobiografischer Urlaubsbericht – erscheint, mangelt es coronabedingt an Auftrittsmöglichkeiten. Also denkt sie sich eine neue „Werbekampagne“ aus: „Ich habe mich vor Buchhandlungen in Wien hingestellt, um Passanten anzusprechen. Das war ein bisschen erbärmlich, weil keiner mit mir sprechen wollte“, erinnert sich Kristek lächelnd.
Der große Erfolg mit dem Debütroman ist ausgeblieben. Aber das Multitalent hat zum Glück auch andere Standbeine: Hauptberuflich leitet sie eine Promotion-Agentur, nebenbei interviewt sie für den Podcast „Austro Podkastl“ Größen der österreichischen Musikszene und veranstaltet obendrein die „Lesebühne zum Mitsingen“ in Wien – ein Talk-Format mit Karaoke-Einlagen. Sie habe fast so viele Jobs wie Forest Gump, sagt Kristek.
Das Geschichtenerzählen ist aber immer die größte Leidenschaft des Kreativ-Talents geblieben, auch wenn sich der große Ruhm nicht so recht einstellen wollte: „Ich habe nichts unversucht gelassen, um erfolgreich zu werden, und bin mit allem halb gescheitert. Dann kam die Martina in mein Leben“.
Der „Parker-Effekt“
Verblüffenderweise wird Parkers Erstlingswerk „Zuagroast“ dann aber tatsächlich zum Bestseller, Teil zwei ebenso. Buch Nummer drei erscheint am 25. Jänner, am gleichen Tag wie „Die nächste Depperte“. So ergibt sich die perfekte Symbiose: „Teil meines Buches ist auch Martinas kometenhafter Aufstieg, den ich aus der Ferne und der Erfolglosigkeit beobachten durfte“.
Mit der Erfolglosigkeit dürfte es aber vorbei sein. Wer sich von Kristeks kuriosen Geschichten mitreißen lassen will, hat übernächste Woche die beste Gelegenheit dazu: Martina Parker und Susanne Kristek lesen am 25. Jänner ab 19 Uhr in der Bauernmühle in Mattersburg live aus ihren neuen Büchern.
Susanne Kristek ist Jahrgang 1974, aufgewachsen ist sie in Sankt Johann in der Haide (Stmk). Ihre Jugend hat sie großteils im Burgenland verbracht, später hat sie die Werbeakademie absolviert und ist nach Wien gezogen. Heute lebt sie mit Mann und Kind im Südburgenland
Kristek ist Moderatorin, Autorin und Leiterin einer Agentur. Weitere Infos unter susannekristek.at
Gemeint ist Martina Parker, die mit ihren Gartenkrimis seit zwei Jahren Stammgast auf den Bestseller-Listen des Landes ist. Ganz am Anfang ihrer Karriere als Romanautorin suchte Parker Rat bei Susanne Kristek, deren erstes Buch bereits veröffentlicht war. „Die Martina hat zu mir gesagt, dass sie ihren Job bei der Wienerin gekündigt hat und jetzt hauptberuflich Autorin wird. Sie hätte genauso gut sagen können, sie wird Mickey Maus“, erinnert sich Kristek lachend an das erste Zusammentreffen.
Sie entschließt sich aber dazu, den Elan der Neo-Autorin nicht zu bremsen: „Von 100.000 Autoren können vielleicht fünf davon leben. Ich wollte ihr aber nicht die Illusionen nehmen.“
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