"Schaffen das nicht mehr": Hoteliers im Südburgenland schlagen Alarm
Der Süden hat im Bezirk Güssing mit der Therme Stegersbach nur einen starken Frequenzbringer.
Von Gernot Heigl und Michael Pekovics
Im Südburgenland ist die Stimmung unter den Hoteliers angespannt. Sinkende Buchungszahlen, steigende Kosten und die für 2026 geplante Erhöhung der Ortstaxe sorgen für Unruhe. „Die Situation ist ernst, wir schaffen das nicht mehr“, heißt es in einem Schreiben mehrerer Betriebe, das dem KURIER vorliegt.
Laut den Unternehmen sind die Nächtigungen in den Bezirken Güssing und Jennersdorf seit 2019 um rund 40.000 zurückgegangen – ein Minus von etwa neun Prozent. Viele sehen darin ein Zeichen, dass die Region touristisch an Boden verliert. Die Kritik richtet sich vor allem gegen den Burgenland Tourismus, der laut Betroffenen „auf den Süden vergisst“.
„Die Zeit des Schönredens ist vorbei“, sagt ein Hotelier. Die unlängst beschlossene Erhöhung der Ortstaxe um zwei Euro pro Nacht bezeichnet er als „Frechheit“. Viele Gäste würden auf den Preis achten – bei längeren Aufenthalten summiere sich die Mehrbelastung deutlich. Einige Urlauber hätten bereits angekündigt, künftig in der Steiermark zu buchen.
Die Kritik der Hoteliers
Auch die Wettbewerbssituation auf Online-Portalen habe sich verschärft, weil dort die Abgaben im Endpreis aufscheinen. Nach Angaben der Hoteliers wurde die Ortstaxe bereits 2022 um 70 Prozent angehoben – mit der nächsten Anpassung würde sie sich innerhalb von vier Jahren um rund 300 Prozent verteuern. Gleichzeitig vermissen viele Betriebe sichtbare Marketingaktivitäten und Investitionen in die touristische Infrastruktur.
Angesichts der jüngsten Kritik zeigt ein genauer Blick auf die Tourismusstatistik, dass beide Seite recht haben.
- Im Vergleich von 2024 zu 2019 sind die Ankünfte in den beiden südlichen Bezirken Güssing und Jennersdorf tatsächlich um etwa neun Prozent zurückgegangen.
- Auch die Übernachtungen sind rückläufig: Dem Bezirk Güssing fehlen auf 2019 rund 33.000 Nächte, im Bezirk Jennersdorf sind es 7.000 Nächte.
Allerdings ziehen die Zahlen seit 2022 wieder an:
- Im Jahresvergleich wurden in den südlichen Bezirken Wachstumsraten von 4,5 (von 2022 auf 2023) beziehungsweise 7,4 Prozent (von 2023 auf 2024) erzielt.
Burgenlandweit ist die Entwicklung ähnlich. 2023 wurde wieder das Niveau von vor Corona erreicht. Die Entwicklung von Jänner bis September ist im Jahresvergleich positiv: 75.000 zusätzliche Nächtigungen ergeben ein Plus von rund drei Prozent. Nur Wien liegt mit fünf Prozent besser.
Kritik gibt es zudem an der Kommunikation zwischen Basis und Tourismusorganisation. „Bei uns im Süden kennt den Geschäftsführer kaum jemand“, sagt ein Betreiber eines kleinen Hauses. Unterstützung erhalten die Unternehmer vom Güssinger ÖVP-Bezirkschef Bernd Strobl, der die Anliegen im Landtag thematisieren will.
Tunkel widerspricht vehement
Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel reagiert auf die Vorwürfe mit „großem Unverständnis“. Die Behauptung, das Südburgenland werde im Marketing vernachlässigt, sei falsch. „Es scheint, manche haben ihre eigene Statistik“, sagt Tunkel. Laut offizieller Landesstatistik seien die Nächtigungen keineswegs rückläufig – zumindest nicht seit 2022.
Den Rückgang 2025 führt Tunkel auf Umbauarbeiten im Kurbetrieb Rosalienhof in Bad Tatzmannsdorf zurück – allein dort seien 25.700 Nächte weggefallen. „In einem Normaljahr hätten wir ein Plus von über vier Prozent“, so Tunkel. Er verweist auf zahlreiche Marketinginitiativen der vergangenen Jahre, darunter die Kampagnen Anradeln, Paradies Sommer, Martiniloben oder Winterwunder Burgenland. Zudem seien neue Rad- und Wanderwege, Mountainbike-Strecken und Kulinarik-Projekte im Süden umgesetzt worden.
„Es wurde noch nie so viel Marketing gemacht wie in den letzten Jahren“, betont Tunkel. Auch der Tourismusfördertopf des Verbandes Südburgenland, der Betrieben für Projekte offenstehe, sei laut ihm 2024 und 2025 „nicht ausgeschöpft“ worden. „Die Regionen müssen sich immer selbst entwickeln – wir können nur unterstützen“, sagt er.
Zur Ortstaxe-Erhöhung erklärt Tunkel, es handle sich um eine Indexanpassung, wie sie andere Bundesländer bereits vorgenommen hätten. „Die Kurzfristigkeit ist unglücklich, aber es gibt nie den richtigen Zeitpunkt für so einen Schritt“, meint er. Die Abgabe bezahle der Gast, nicht der Betrieb. „Sie hat keine Auswirkungen auf die finanziellen Engpässe der Unternehmer.“
Den Vorwurf, der Kontakt zu kleineren Betrieben sei verloren gegangen, weist Tunkel zurück. Zwischen Mai und Oktober seien 450 von 480 Betrieben im Südburgenland persönlich von Mitarbeitern besucht worden. „So etwas hat es noch nie gegeben. Das kann alles belegt werden“, sagt der Geschäftsführer.
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